Bildtext einblenden
Wie an den Prüfständen Erdbebenqualifikationen an realen Systemen durchgeführt werden, konnten Anhelina Riabets (r.) und Johanna Kastner bei ihrem IABG-Besuch in Ottobrunn erfahren. (Foto: privat)

Von schulischer Forschung zur beruflichen Praxis

Ottobrunn/Berchtesgaden – Ein Jahr intensiver Forschungsarbeit, zwei erfolgreiche Wettbewerbsplätze und schließlich der Sprung von der Theorie in die industrielle Praxis: Die beiden Elftklässlerinnen Johanna Kastner und Anhelina Riabets vom Gymnasium Berchtesgaden durften nach ihren Erfolgen bei »Jugend forscht« die Vibrations- und Seismikexperten der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) in Ottobrunn besuchen.


Das Forscherinnenduo hatte mit seinem selbst konstruierten Erdbebensimulator zunächst den 1. Platz im Regionalwettbewerb und anschließend den 2. Platz im Landeswettbewerb von »Jugend forscht« errungen. Ihre aus Holz, Federn und Elektromotor gefertigte Konstruktion demonstriert, wie tektonische Bewegungen Gebäude erschüttern. Herzstück bilden zwei Gebäudemodelle: ein vom Taipei 101 inspirierter Turm mit Schwingungstilger sowie ein zweistöckiges Wohnhaus mit variablen Wänden.

Die IABG ist eines der führenden europäischen Hightech-Dienstleistungsunternehmen – auch für Prüf- und Beratungsdienstleistungen im Bereich Seismik. Durch die Erfolge bei »Jugend forscht« war das Unternehmen auf das Projekt der Forscherinnen aufmerksam geworden. Gemeinsam mit ihrem Betreuer Jürgen Gasteiger erhielten die Schülerinnen die Gelegenheit, die mehraxialen Vibrationsprüfstände HyMAS und LiMAS vor Ort zu besichtigen. »Der Bereich, den wir bei der IABG besuchen durften, produziert selbst nichts, sondern testet Industrieprodukte. Sei es, ob diese vibrations- und erdbebensicher sind oder temperaturbeständig«, erklärt Johanna Kastner. Die Testobjekte reichen von Schränken für Elektrotechnik bis zu großen Transformator-Freiluft-Durchführungen, je nach Kundenanforderung.

Bei ihrem Besuch konnten die beiden Forscherinnen erleben, wie an den Prüfständen Erdbebenqualifikationen an realen Systemen durchgeführt werden. Der Austausch mit den Fachexperten bot den Gymnasiastinnen Einblicke in berufliche Perspektiven. »Es gibt keinen bestimmten Beruf, sondern meist Ingenieure aus verschiedenen Branchen, die sich dann spezialisieren«, berichtet Kastner über die Gespräche.

Das Projekt war im Rahmen der Kooperation zwischen dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land – einem gemeinsamen Projekt von TUM und Landkreis – und dem Gymnasium Berchtesgaden entstanden. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es jungen Talenten, wissenschaftliche Fragestellungen mit professioneller Betreuung zu erforschen: Was als Modellprojekt im Klassenzimmer begann, findet seine Entsprechung in hoch spezialisierten Industrieanlagen. Für die beiden Schülerinnen bot sich damit die seltene Gelegenheit, den Brückenschlag zwischen schulischer Forschung und beruflicher Praxis zu erleben. fb