Jetzt wagte sich der Bundespolizist an eine für ihn ganz neue Herausforderung heran – und er meisterte auch diese mit Bravour. Beim traditionsreichen Canyon by UTMB 100k in den USA stand Namberger nun in den Sierra Nevada Foothills am Start – und das aus gutem Grund: Der Lauf war die letzte Chance, eines der heiß begehrten »Golden Tickets« für den Western States Endurance Run (WSER) am Samstag, den 28. Juni zu bekommen. Namberger lieferte einmal mehr und hielt als Drittplatzierter am Ende genau eines dieser Tickets in Händen. »Ein absoluter Traum wird wahr«, freute sich der 35-Jährige über seinen nächsten Coup.
Das Besondere beim WSER: Es gibt nur knapp 350 Startplätze. Um einen davon zu bekommen, braucht man Geduld, Losglück oder man setzt sich eben bei einem der Qualifikationsrennen, die hart umkämpft sind, durch. Den Sieg beim Canyon by UTMB 100k sicherte sich der Italiener Franceso Puppi in 8:04:36 Stunden. Er konnte sich vom Feld absetzen und gewann am Ende überlegen. Dahinter entbrannte ein spannender Kampf um die weiteren Podestplätze. Letztlich sicherten sich diese der Amerikaner Hans Troyer (8:27:00 Stunden) vor Hannes Namberger, der 8:32:17 Stunden für die Strecke benötigte.s
Im stark besetzten Männerfeld ging es dabei über 100 Kilometer und 3700 Höhenmeter. »Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse«, betonte Namberger. »Es ging fast ausschließlich auf Singletrails – und ich hatte mich lange und intensiv darauf vorbereitet.« Was der aktuell beste deutsche Trailrunner allerdings im Vorfeld nicht so wirklich einschätzen konnte: »Wie mein Körper auf dieses permanente Laufen reagieren würde.«
Am Renntag kam noch eine ganz andere Schwierigkeit dazu: »Eigentlich hatte ich mit Hitze gerechnet, stattdessen herrschten am Start Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das hatte zur Folge, dass wir extrem schnelle Zeiten liefen. Am Ende stand ein 5er Schnitt auf der Uhr.« Ja, mehr noch, denn neben der Kälte mussten die Athleten auch Matsch und Regen trotzen.
Doch Namberger ließ sich auch von den äußeren widrigen Bedingungen nicht abschrecken, er ging das Rennen wie immer kontrolliert an und arbeitete sich immer weiter nach vorne. Der Lauf war vom Anfang bis zum Ende ein hartes Stück Arbeit. »Schon nach der Hälfte des Rennens waren meine Oberschenkel ziemlich dicht«, berichtete Namberger weiter. Er machte noch einmal den Unterschied zu seinen bisherigen Rennen deutlich: »Normalerweise gehe ich steile Anstiege auch mal hoch, aber hier musste alles gelaufen werden.« Aber er unterstrich: »Genau das wollte ich – eine neue Erfahrung machen – und genau das habe ich bekommen.«
Und so biss Namberger auf die Zähne. »Ich habe mich durchgekämpft.« Und das hat sich am Ende gelohnt. Der Ruhpoldinger strahlte im Ziel über beide Ohren, als er das überdimensionale symbolische Ticket in den Händen hielt, und feierte im Ziel mit seiner Frau Ida und seinem Sohn Toni. »Ein unbeschreibliches Gefühl«, jubelte er.
Nun wird Hannes Namberger in wenigen Wochen also wieder in die USA reisen. Die Strecke des WSER über 161 km führt dabei quer durch die Sierra Nevada Mountain – vom Squaw Valles Ski Resort geht es bis zur Placer High School in Auburn in Kalifornien. Dazwischen warten jede Menge Herausforderungen – unter anderem dürfte es dann an die 40 Grad Celsius haben - auf die Läufer, die rund 5500 Höhenmeter im Aufstieg und rund 8000 Höhenmeter im Abstieg bewältigen müssen.
Doch Hannes Namberger schrecken die Zahlen nicht ab und in dieser Verfassung dürfte er auch in wenigen Wochen ganz weit vorne mitlaufen können, auch wenn die Konkurrenz riesig sein wird: Denn es treten dabei die besten Trailrunner der Welt gegeneinander an. Deshalb gilt für den Ruhpoldinger ab sofort: »Jetzt heißt es: Kraft tanken und neu fokussieren, denn in zwei Monaten bin ich wieder da.« SB