Das Balkangebirge mit Gipfeln bis knapp über 2 300 Meter erstreckt sich von der Grenze Serbiens bis zum Schwarzen Meer. Die Tassanis starteten bereits am ersten Wettkampftag der Senioren-WM Sky Vertical. »Leider musste das Rennen wegen monsunartigem Dauerregen und nur sechs Grad von den üblichen gut 1 000 Höhenmetern auf 860 reduziert werden«, berichtet der Freilassinger. Zudem wurde die Streckenlänge auf 3,7 Kilometer gekürzt. Da im Gipfelbereich der Regen in Schnee überging und dieser liegen blieb, war die Mittelstation eines Sessellifts auf knapp 1 500 Metern das neue Ziel.
Die Verkürzung war für Tassani-Prell (M 55) nicht optimal, da er längere Strecken bevorzugt. Dennoch gelang dem heimischen Ausdauersportler in 40:15 Minuten ein ausgezeichneter WM-Silberrang hinter einem russischen Athleten, der unter neutraler Flagge startete. Auf den Spanier Fernando Borrajo Del Rio, der sich Bronze wiederum knapp vor dem Bulgaren Petre Dragomir (40:56) sicherte, rettete der SCA-Läufer zehn Sekunden.
Bei der Siegerehrung am Stadtplatz von Karlovo durch ISF-Präsident Marino Giacometti aus Italien wurden alle Klassensieger zu den Klängen der jeweiligen Nationalhymnen geehrt. Stephan Tassani-Prell erfüllte sich den Traum, in einem Jahr zwei Master-WM-Medaillen in zwei verschiedenen Sportarten – Gold im Skibergsteigen und nun Silber im Skyrunning – zu erreichen. Seine Ehefrau Barbara erreichte beim Sky Vertical in 56:39 Minuten den beachtlichen 10. Rang ihrer Altersklasse W 50.
Tags darauf wollte der dritte deutsche Skyrunner im Bunde, Bernhard Reiter (M 45) aus Wonneberg, beim Sky-Ultra-Race über 59 Kilometer und 3 800 Höhenmeter an den Start gehen. Doch ein über Nacht auftretender Grippe-Infekt machte seinen Start zunichte. Zur beeindruckenden Abschlussfeier mit bulgarischen Folklore-Aufführungen kam der Sonnenschein zurück, ehe sich über 500 Starter wieder in alle Erdteile verstreuten. Hans-Joachim Bittner