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Das Notosquartett wurde vom Publikum in Traunstein mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen gefeiert. (Foto: Aumiller)

Glanzvoller Abschluss der Sommerkonzerte

Dem Ausklang der diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerte gab das Notosquartett sein besonderes Profil aus Eleganz und Expressivität, im Musizieren unbeschwert fließender Spiellust ebenso wie im tiefschürfenden Ausloten des Notentextes.


Besondere Erwähnung gebührt der exzellenten Ausgewogenheit der vier Musiker im verschmelzenden Miteinander, wobei dennoch die Klarheit und Präzision jeder Einzelstimme gewahrt blieb. In den nunmehr elf Jahren seines Bestehens ist das Notosquartett zu einem Kammerensemble profunder Künstlerschaft und internationaler Reputation gereift. Schlagzeilen machten die Notos-Musiker Sindri Lederer, Andrea Burger, Philip Graham und Antonia Köster mit der Rückgabe ihres Echo-Klassik-Preises 2017 in Auflehnung gegen die Preisvergabe an zwei Rapper mit antisemitischem Gedankengut. Viele renommierte Künstler folgten ihrem Beispiel, was schließlich zur gänzlichen Abschaffung des Echo-Preises geführt hat.

Mit Mozarts Klavierquartett Es-Dur KV 493 brachten die Musiker lichtdurchflutete Stimmung zu eloquentem Klingen. Mozart schuf dieses Quartett neben seiner Arbeit zur Oper »Le nozze di Figaro« und kreierte eine Art Mischung aus Kammermusik und konzertanter Formgebung. Wunderschön spielten sich die Vier die Themen gegenseitig zu, das Klavier brachte perlende Läufe ein, liebliche Melodik wechselte mit entschlossener Akkordik. In angeregtem Fließen servierte die Violine singende Eleganz in Korrespondenz mit dem Klavier, das jedoch nie in Dominanz ging, vielmehr bereichernde Motorik mitgestaltend unterlegte. Bratsche und Cello komplettierten mit abgestuft dunkleren Schattierungen voller Wärme. Im Larghetto-Satz zogen sie in fast romantischer Stimmung feinsinnige Linien, die in ein heiter unbeschwertes Final-Allegretto mündeten.

Zur diesjährigen Polen-Ausrichtung der Sommerkonzerte erwies sich Alexandre Tansmans »Suite Divertissement« aus dem Jahr 1929 als hoch ansprechendes Werk, von den Musikern mit zupackender Verve ebenso wie mit Gefühl für die innewohnende Melodik beeindruckend vorgetragen. Der intensive Einsatz des Quartetts erzielte eine breite Farbpalette von gläsernem Klang über feine Lyrik bis zu lustigem Vorwärtsdrängen, aber auch zu leidenschaftlicher Intensität. Zwischendurch übernahm mal die Bratsche das Thema vom Cello und gab es an die Violine weiter oder das Cello mischte feine »Tontropfen« unter. Der Farbenreichtum ergab sich auch aus den gut charakterisierten und entsprechend servierten Satzangaben »Introductino et Marche, Sarabande, Scherzino(Polka), Mélodie, Nocturne, Finale«.

Tansman, der in Polen geborene Komponist jüdischer Herkunft, ging später nach Paris, trat vielfach als Pianist auf, wurde französischer Staatsbürger und gründete mit anderen zeitgenössischen Komponisten die »École de Paris«. 1941 floh er nach USA, wo er Filmmusik komponierte, und kehrte nach dem Krieg nach Paris zurück. Sein Musikstil mischt Traditionelles mit Zeitgeist, integriert auch polnische Volksmelodien und neo-romantische Stimmungen. »Ich möchte kein moderner Musiker sein, sondern ein Musiker meiner Zeit, der versucht, der grundlegenden und unveränderlichen Absicht der Musik nachzugehen«, sagte Tansman von sich.

Das dritte Klavierquartett c-Moll op. 60 von Johannes Brahms war in jungen Jahren aus dem Schmerz unerfüllter Liebe zu Clara Schumann geboren, fand seine Fertigstellung aber erst Jahre später. So begann der erste Satz mit klagenden Seufzern, schwerblütiger Akkordik und lastender Bewegung. Aber schon im Scherzo änderte sich die Klangsprache und tonale Helligkeit brach sich Bahn. Im Andante schwelgten die Musiker in sanglichen Effekten mit herausragender Klangkultur und gestalteten zum Finale die reiche Palette mit großer Geste, nerviger Intensität und eindringlichem Ausdruck. Ein langsamer Schumann-Satz als Zugabe ließ den Abend in ruhig schimmernden Tonfolgen verklingen. Viel Applaus für ein herausragendes Kammermusikerlebnis. Elisabeth Aumiller