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Wolfgang Krebs in drei seiner Paraderollen als Horst Seehofer, Edmund Stoiber und Sekretärin Wammerl. (Fotomontage: Heel)

Eine Gala der ganz besonderen Art

Er ist ein Meister der Nachahmung und Parodie, ein genialer Wortverdreher und so wandlungsfähig wie kaum ein anderer Kabarettist, und wenn er als Edmund Stoiber sagt: »Wenn Sie verstehen, was ich meine, dann haben Sie mir etwas voraus«, dann krümmt sich das Publikum vor Lachen. Jetzt war der Kabarettist und Autor Wolfgang Krebs in der ausverkauften Traunsteiner Kulturfabrik NUTS zu Gast, wo er in einer Vorpremiere sein viertes Soloprogramm »Die Watschenbaum-Gala« präsentierte und dabei in eine Vielzahl von Rollen schlüpfte.


Als Schirmherr der Veranstaltung trat natürlich Stoiber selbst an, bekanntlich Ministerpräsident vom ehemaligen Bayern mit Sitz in Hausratswolfen. Er bekannte sich sogleich zu seiner Vorliebe für Nüsse und überließ das Feld respektive »diesen Theaterkasten da« dann dem Markus Söder, der als Erster an diesem Abend denjenigen nominieren sollte, der in letzter Zeit den größten Mist angerührt habe. Söder überraschte zunächst mit einem Eingeständnis: »Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich gesagt habe«, ehe er in seiner Funktion als Heimat(Schutz)Minister für frisch Verliebte forderte: »Ekstase ja, aber gesetzlich geregelt«. Wenig überraschend fiel hingegen seine Nominierung aus: Ilse Aigner.

Als Dritter betrat der große Vorsitzende höchstpersönlich die Bühne und verkündete, dass er lieber reich als sexy wäre, »aber was soll man machen?« Er nominierte Peter Altmaier, das Sprachrohr der Kanzlerin, zum Vollpfosten Nr. 1 und betätigte sich zum (vorläufigen) Abschied mit »I wui hoam nach Ingolstadt« noch erfolgreich (je nach Parteizugehörigkeit) als Sänger. Auf Horst Seehofer folgte eine gewisse Waldemarie Wammerl, ehemals Sekretärin bei Erwin Huber und jetzt für den Kabarettisten tätig. Eine robuste, recht mitteilsame Person, die für die Atomkraft als größtes Ärgernis plädierte. Der Nächste im Bunde war Joachim Herrmann, der Entdecker der Langsamkeit unter den bayerischen Politikern. Er schlug für Franken und den Rest Bayerns eine Zwei-Staaten-Lösung vor, da ein Dialog unmöglich sei. Mehr war nicht von ihm zu erfahren, dafür reichte die Zeit nicht.

Nach Hermann gab sich der Kabarettist unverkleidet und mit echtem Haarschmuck als er selbst die Ehre (auch dies eine Premiere) und parodierte u. a. Joachim Gauck, Hubert Aiwanger oder Franz Beckenbauer, bevor Stoiber und Söder erneut auftraten und sich als Sänger bzw. Rentnerschreck versuchten. So wetterte Söder gegen »die Untoten im Ruhestand«, die sich in ihren Wohnmobilen auf der Route 66 herumtreiben würden, während Stoiber sich versöhnlich gab und mit dem Lied »Alle zehn Minuten« transrapido seine ganz persönliche, Version von »My Way« zum Besten gab.

Ein Mann, der an diesem Abend nicht fehlen durfte, war natürlich Günther Beckstein, die »Fünf-Minuten-Terrine unter den bayerischen Ministerpräsidenten«. Er empörte sich über Singlebörsen, die ihn einfach nicht vermitteln wollen, und legte als Ausgleich einen Rap hin, denn »MP zu sein, das war cool«. Zuletzt zauberte Seehofer noch seine Geheimwaffe gegen Flüchtlinge muslimischen Glaubens hervor: einen Aldi-Prospekt, in dem zwei Männer mit Vollbart beim STRICKEN abgebildet sind.

Doch dem nicht genug. Zwischendurch schlüpfte Wolfgang Krebs noch in die Rolle des so unbekannten wie erfolglosen Schlagersängers Mackie Montana, hielt als kauziger Schorsch Eberl eine Hochzeitsrede mit brisanter Thematik, nämlich ob der Hussein die Sabrina wirklich aus Liebe zu ihren inneren Werten geheiratet hat, und als Mutti Merkel ließ er das zu Lachtränen gerührte Publikum miterleben, wie diese unerkannt, weil schick gekleidet, in einer Metzgerei bayerische Lebensart und Sprache zu erkunden sucht. Mit verheerendem Ergebnis übrigens. Merkel war es auch, die Beatrice von Storch für den Watschenbaum nominierte, welche dann auch, knapp vor Donald Trump (Wolfgang Krebs) das Rennen machte.

Kurzum, ein Abend, an dem sich Wolfgang Krebs wieder einmal in bewährter Weise stammelnd, stotternd und sich pausenlos versprechend durch ein Programm bewegte, das vor Witz nur so sprühte und bei dem die Pointen nur so purzelten. So einen Gala-Abend möchte man öfter erleben. Wolfgang Schweiger