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Familienbegleiterin Anja B. (l.) und Mama Iba. (Foto: Stiftung AKM)

Ein Ehrenamt, das bewegt

Rosenheim/BGL – Wenn ein Elternteil schwer erkrankt oder ein Kind eine lebensbedrohliche Diagnose erhält, steht für die betroffenen Familien die Welt still. In dieser Zeit bedarf es mehr als medizinische Versorgung – es braucht Menschen, die da sind. Menschen wie Anja B., die sich als ehrenamtliche Familienbegleiterin im Zentrum Südostoberbayern (Stadt und Landkreis Rosenheim, Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein) der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) engagiert.


Anja kommt aus dem Landkreis Rosenheim, ist Mutter zweier erwachsener Töchter, arbeitet in Teilzeit und verbringt ihre Freizeit gerne mit ihrem Hund. Als sie 2020 einen Artikel über das Ehrenamt im Kinderhospiz in Rosenheim liest, weiß sie sofort: »Das will ich machen.« Nach einer speziellen Schulung beginnt sie ihr Ehrenamt – und bleibt über vier Jahre lang an der Seite einer Familie aus Bruckmühl, deren Vater an Krebs erkrankt ist. Ihr und vor allem der jüngsten Tochter Iba schenkt sie wöchentlich ein paar Stunden Zeit, entlastet dadurch auch Namensvetterin und Mama Iba – und gibt den anderen Töchtern Kraft durch ihre Anwesenheit.

»Jeden Mittwochnachmittag war Iba-Zeit«, sagt Anja rückblickend über ihre Besuche. Zwischen UNO-Spielen, Ausflügen und Gesprächen über Papa Hamdi, der 2023 nach schwerem Kampf gegen seine Krankheit verstirbt, entsteht eine tiefe Verbindung zur ganzen Familie. »Anja war einfach da – sie war für uns alle eine große Hilfe und ein Lichtblick«, sagt Mama Iba, die in all der Zeit oft hadert und viele schlaflose Nächte erlebt. Auch Tochter Iba träumt schlecht und spricht sehr viel über Papa Hamdi. Doch auch nach seinem Tod begleitet Anja die Familie weiter. »Ich blieb, bis es den Fünfen besser ging und bis sie gemeinsam entschieden, dass ich nicht mehr kommen brauche«, erzählt Anja.

"Die Familienbegleitung ist etwas Besonderes" 

Der gemeinsame Weg war nicht immer leicht – doch Anja fühlte sich durch das Team des Kinderhospizes stets gut begleitet. Eine intensive Schulung, regelmäßige Supervisionen, kollegialer Austausch und Fortbildungen gehören zu diesem Ehrenamt ebenso dazu wie ein großes Herz für Kinder, Offenheit und Mitgefühl. »In der Schulung ging es neben der Vorbereitung auf das Ehrenamt, Trauer bei Kindern und Erste-Hilfe-Wissen auch um Themen, die man im Alltag erstmal gar nicht bedenkt. Juristische Themen, Vollmachten, um die eigene Endlichkeit. Das alles war ein großer, auch persönlicher Gewinn«, erzählt sie.

Heute begleitet Anja eine neue Familie – und bleibt mit der Familie aus Bruckmühl weiter verbunden. Für sie ist klar: »Die Familienbegleitung ist etwas Besonderes. Es braucht keine perfekten Menschen – nur Menschen, die bereit sind, anderen etwas Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Viele haben einfach Berührungsängste und kaum eine Vorstellung vom Thema Kinderhospizarbeit – das ist schade, weil es eine super Aufgabe ist. Ich möchte andere dazu bewegen, sich auch einzubringen. Es ist nicht gesagt, dass ein Kind/Elternteil verstirbt, aber es ist klar, dass die Gesamtsituation in so einer Familie etwas leichter wird, wenn andere ein bisschen mithelfen.«

Für Rückfragen rund um das Ehrenamt und zur Schulung oder zum Infoabend steht Christina Schultz als Ansprechpartnerin zur Verfügung, per Mail an christina.schultz@kinderhospiz-muenchen.de, Telefonnummer 0176/12346699. Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage des Kinderhospizes. fb