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Das wurde am 9. August 1924 veröffentlicht

Die Gegenden um Traunstein und des Chiemgaues scheinen in letzter Zeit von Wegelagerern, die zu Paaren immer und immer wieder auftauchen, bevorzugt zu sein.


Das Passieren vor allem entlegener Waldwinkel ist daher ziemlich unsicher. Von einem Raubüberfall, der sich jüngst ereignete, und der für die Täter unerwartete tragikomische Folgen hatte, sei hier mitgeteilt. Ein biederer Bauersmann von Tettenhausen, der sich mit dem Rade zwecks Einkaufs auf dem Wege nach Traunstein befand, wurde von zwei Strolchen, die sich im Wald versteckt hielten, unweit der Einöde Oed plötzlich überfallen, vom Rade geschlagen und um Geld und Uhr beraubt.

Dies alles war das Werk eines Augenblicks. Nach geglückter Tat flohen die Burschen gegen den schützenden Wald, der sie bald aufnahm. Der Überfallene, der sich im ersten Schreck des überraschenden Angriffs kaum zu wehren vermochte, erholte sich rasch wieder und sah die beiden gerade noch im Walde verschwinden. Wutentbrannt verschaffte er sich einen schweren Stock und nahm die Verfolgung auf. Nach längerem vorsichtigem Umherstreifen im Walde hatte er Glück und entdeckte die Räuber, die sich wohl in Sicherheit wiegten, an einer kleinen Lichtung, wo sie sich lebhaft um die geraubte Beute stritten. Unbemerkt konnte er sich an die beiden heranpirschen, sprang plötzlich auf sie los und hieb wacker auf die Überraschten so lange ein, bis sie bewußtlos am Platze blieben.

Vergnügt nahm er ihnen dann die Beute ab, band sie mit einem Strick, den die Burschen mit sich führten, zusammen und verständigte die Gendarmerie, die die gar übel zugerichteten Strolche in ihre »Obhut« nahm. Beide sollen gerade nicht besonders freundliche Gesichter gemacht haben, als sie ihr Bewußtsein wieder erlangten.