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Das wurde am 18. Oktober 1921 berichtet

Vom Rauchen. Eins hat der Krieg unseren Männern gründlich beigebracht – das Rauchen. Männer, die bis dahin geschworene Feinde des Rauchteufels waren, wurden durch Langeweile und Verzweiflung fast gewaltsam zum Tabak hingedrängt und gewannen besonders der leichten Zigarette Geschmack ab. Die Gewohnheit aber ist eine gar starke Macht, stärker als mancher wohl glaubt!

Ungeheuer groß waren die Mengen von Zigaretten, die in den Schützengräben, im Etappenraum, in den Kasernen und Spitälern in himmelblauen und aschfahlen Rauch umgesetzt wurden. Und seitdem ist die Passion des Zigarettenrauchens so ziemlich auf derselben Höhe geblieben. Die Zigarettenfabriken arbeiten trotz immer höher aufrückenden Steuern mit Volldampf, um die Geschmäcker der Raucher zu befriedigen. Nur wird oft allzuviel des Guten getan. Schon viele Herz- und Nervenkranke sind durch zu reichlichen Verbrauch an Tabakrauch noch bedeutend kränker geworden, und mancher Magen- und Darmkranke wurde durch die gleiche Ursache siech und elend. Selbst kräftige und gesunde Leute erkrankten unter der Einwirkung des Nikotongiftes. Jeder sollte nur dann rauchen, wenn ihn eine ganz besondere Sehnsucht zum Tabak hinzieht, dann schadet er auch wenig. Doch sollta man das Rauchen nie gewohnheitsmäßig betreiben.

Leider gibt es viele Gewohnheitsraucher, die, ohne eine besondere Freude daran zu haben, jährlich ein ganz hübsches Sümmchen Geld in Asche umsetzen, statt sich hierfür einen anderen Genuß zu bieten. Gönnen wir einem jeden seine Zigarette oder Zigarre, aber rauchen wir nicht, um uns krank zu machen, rauchen wir vor allem nicht deshalb – um eben nur zu rauchen, da es »andere auch tun«.