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Maja

Das war am 8. Januar 1880 zu lesen

Das Traunsteiner Tagblatt feiert 2025 sein 170-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass blickt Redaktionshündin Maja täglich ins Archiv und blättert in alten Ausgaben nach Meldungen aus den vergangenen 170 Jahren. Jeden Tag veröffentlichen wir eine zum jeweiligen Tag erschienene Meldung. »Maja blickt zurück« finden Sie auch in unserer Printausgabe, wobei hier die Meldungen nicht immer die gleichen wie online sind.


Warum man nicht mehr heiratet. Die Abnahme der Eheschließungen ist eine Tatsache, welche die Statistik nachweist. Man hat die verschiedensten Erklärungen für diese Tatsache gesucht. (…) Alle diese Erklärungen sind ungenügend. Eine Erfindung ist es, eine unscheinbare Erfindung, welche sich als der mächtigste Feind der Ehe erwiesen hat.

»So – jetzt braucht man gar nicht mehr zu heiraten!« rief einer der überzeugtesten Zölibatäre, als er diese Erfindung kennen lernte, die in nichts anderem besteht, als in jenen Hemdknöpfchen, welche nicht angenäht, sondern einfach durch ein doppeltes Knopfloch gesteckt werden. Dieser Ausruf war das Ei des Kolumbus, das lange gesuchte Geheimnis. In der Tat, die Abnahme der Eheschließungen datiert von dem einige Jahrzehnte entfernten Zeitpunkte dieser Neuerung. Seitdem man nicht mehr in die grausame Lage kommen kann, ein halbes Dutzend Hemden aus dem Kasten zu reißen, ehe man eines findet, an dem die Knöpfe vollzählig sind, hat der Gedanke, ein alter Hagestolz zu werden, alle Schrecken verloren.

Wenn der Staat einmal Mangel an Rekruten leiden oder die Menschheit vollends aussterben sollte, so tragen daran nur die Hemdknöpfchen Schuld, welche nicht mehr angenäht zu werden brauchen.