Traunstein, 5. Sept. Durch den anhaltenden Regen führt die Traun in den letzten Wochen reichlich viel Wasser. Dieser Umstand lockte einige Sportleute der hiesigen Stadt mit ihren Faltbooten in das Bett des reißenden Flusses (...)
Was gestern (...) den neugierig stehen bleibenden Passanten am Wehr beim grünen Steg zur Schwimmbadanstalt vorgeführt wurde, gehört wohl zu den Seltenheiten bei dem Faltbootsport. Da begnügte man sich nicht mehr mit einer rasenden Fahrt auf dem Rücken der rasch dahinstürzenden Fluten. Da werden nicht mehr direkte Hindernisse vorsichtig angegangen, nein, da werden gerade Gefahr und Schreckhaftes gesucht. Unter strömendem Regen wurden zwei Boote von einer größeren Gesellschaft zusammengebaut. Aller Unbill des Wetters zum Trotz sollte das geplante Unternehmen ausgeführt werden. Mit Staunen wurde den sich ansammelnden Zuschauern bekannt, daß man den Wasserfall befahren wolle. Drei bis vier Meter stürzte hier das Wasser tosend hinunter. Brausend wirbeln unten die Fluten auf.
Wer bei diesem Wasserstand schon an dem tosenden Wehr gestanden ist, hält ein solches Wagnis für unmöglich, der kann begreifen, wenn man, wie eine der anwesenden Damen gestern von hellichtem Wahnsinn spricht. Doch, noch bevor einem noch recht die Tollkühnheit dieser Fahrt klar wurde, kamen schon zwei kühne Fahrer in einem zirka 6 Meter langen Viersitzer daher. Wie wir hören, war es ein großer Paddelsportfreund, Herr Norbert Scherm und Herr Rolf Desch. Bis zur Hälfte steht schon das Boot über dem Wasserfall und schon im nächsten Augenblicke bekommt es das Übergewicht und schießt den Fall hinunter. Mit dem Bug taucht es unten tief in die Flut und einen Augenblick scheint es vom Strudel erfaßt und nach unten gezogen zu werden. Doch die beiden Tapferen haben sich mit vereinten Kräften aus der Klemme gepaddelt und fahren zur Befriedigung der erschreckten Zuschauer weiter.