Und der Anteil der Frauen in der Kommunalpolitik könnte bei den Wahlen am 15. März noch weiter zurückgehen. Denn der Ton ist rauer geworden, persönliche Angriffe auf Mandatsträger nehmen zu. Frauen stehen dabei ganz besonders in der Schusslinie – und fragen sich deshalb umso mehr, warum sie sich ein politisches Amt überhaupt antun sollten.
»Das Sagbare ist ausgeweitet worden und geht über viele bisher vorhandene Grenzen hinaus. Die Angriffe werden persönlicher, verletzender und abwertender«, berichtet die Demokratieforscherin Eva Feldmann-Wojtachnia von der LMU München.
Frauen werden zudem oft aufgrund ihres Frauseins abgewertet. So berichten Kommunalpolitikerinnen von schmierigen »Komplimenten« als Erwiderung auf politische Argumente, von sexistischen Beleidigungen oder gar angedrohten Vergewaltigungen. Aber das ist nicht nur der einzige Grund, warum so wenige Frauen in der Kommunalpolitik aktiv sind. Familienunfreundliche Strukturen wie abendliche Sitzungszeiten spielen dabei ebenso eine Rolle wie tief verwurzelte Rollenbilder und männerdominierte Machtzirkel.
Das geht schon bei der Aufstellung der Kandidatenlisten los. Dabei fragen die Verantwortlichen oft in ihrem eigenen Umfeld herum, wie Barbara Thiessen von der Hochschule Landshut berichtet. Das heißt: Die – überwiegend männlichen – Amtsträger suchen eher im Schützenverein als im frauendominierten Elternbeirat nach neuen Köpfen. Thiessen forscht explizit zu Frauen in der Kommunalpolitik im ländlichen Raum. »Die politisch sprechende Frau ist kulturell immer noch ungewöhnlich und auffällig.« Vor allem auf dem Land gälten für Frauen noch immer strengere Regeln und klare Rollenzuschreibungen – politische Aussagen seien sozial oft nicht akzeptiert.
Ute Eiling-Hütig kennt diese Hindernisse. Die frauenpolitische Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion berichtet von Sitzungen, in denen nachgewiesenermaßen der Geräuschpegel steige, wenn eine Frau das Wort ergreife. Sie weiß aber auch, dass vieles besser wird, wenn erst einmal ein signifikanter Anteil von Frauen im jeweiligen Gremium sitzt. »In dem Sinne bin ich auch für die Quote, und zwar so lange, bis sie sich erübrigt.«