Für Traunsteins Spielertrainer Danijel Majdancevic, der sich in der Schlussphase selbst einwechselte, war nicht nur das Ergebnis »extrem ärgerlich«, sondern auch, dass »unsere Einstellung heute nicht gepasst hat. Das darf uns nicht passieren«, kritisierte Majdancevic die Heimvorstellung seiner Mannschaft. »Wir waren nicht bissig und nicht konsequent genug.« So ganz konnte er sich das im Kampf gegen den Abstieg auch nicht erklären: »Vielleicht war es die Angst vor der Situation, vielleicht war die Vorfreude auf das Spiel zu groß«, meinte der Trainer mit Blick auf das Derby, das eigentlich zusätzliche Motivation bringen sollte. »Es ist schwierig, dann noch an der Einstellung zu arbeiten und die Spieler mehr zu motivieren.«
Motiviert begann stattdessen Rosenheim. SBC-Torwart Issa Ndiaye blieb in der 3. Minute im Eins-gegen-eins Sieger, als ein Rosenheimer in der Mitte durch war. Danach versuchten es die Gäste mit Schüssen, die Bälle flogen aber am Kasten vorbei (4. und 6. Minute). Nach zehn Minuten kam dann auch Traunstein vor das gegnerische Tor, wurde aber zunächst geblockt und dann traf Gentian Vokrri den Ball nicht richtig.
Rosenheim setzte die Gastgeber weiter unter Druck, ein Pass in den Strafraum fand aber keinen Abnehmer (20.). Kurz darauf spielte Traunsteins Andrii Pelypenko hoch in den gegnerischen Strafraum, Mark Kremer kam aber nicht an den Ball (22.) – so wie auch zwei Minuten später. Besser klappte es in der 27. Minute, als Rosenheims Torwart Alin Goia sich lang machen musste, um einen Kopfball von Kremer zur Ecke abzuwehren. Auf der Gegenseite fing der SBC einen Pass in die Mitte gerade noch ab (34.) und Ndiaye war kurz darauf auf dem Posten (37.).
Kurz vor der Pause war Traunsteins Dennis Hrvoic auf der rechten Seite an der Abwehr vorbei und spielte im Strafraum quer, doch Alessandro Discetti legte sich den Ball zu weit nach links, Goia kam heraus und Discetti verfehlte aus kurzer Distanz das Tor (42.). Bitter für die Traunsteiner war nicht nur, dass sie damit die bisher beste Möglichkeit im Spiel vergeben hatten, sondern auch, dass Rosenheim stark antwortete: 1860 spielte schnell nach vorne und auf die linke Seite, die Flanke von dort landete zentral bei Raphael Lang, der aus der Drehung genau ins linke Eck zum 0:1 traf (43.). Der SB Chiemgau fing danach noch einen Ball ab, den Konter schloss Sascha Marinkovic ab. Sein Schuss ging aber deutlich drüber, sodass es mit dem 0:1 in die Pause ging.
In die zweite Hälfte ging Traunstein mit mehr Schwung und drängte auf den Ausgleich. Dennis Hrvoics Schuss wehrten die Rosenheimer ab (46.), Discettis Versuch wurde geblockt und der Nachschuss von Marinkovic stellte den 1860-Torwart nicht vor Probleme (47.). Als Mark Kremer zehn Minuten später von rechts in den Strafraum zog, wurde er ebenfalls geblockt. Danach sorgte ein Traunsteiner Einwurf an den Fünfmeterraum für Gefahr, weil die Rosenheimer das Leder nicht wegbekamen. Pelypenko zog mittig im Strafraum ab, erwischte den Ball aber nicht richtig und schoss drüber (56.). Bei den Angriffsversuchen von Vokrri (58.) und einer Flanke von Hrvoic (62.) war die Rosenheimer Abwehr rechtzeitig zur Stelle. Dann tauchte auch der TSV wieder vor dem Tor auf, Edis Muhameti lief mit dem Ball in die Mitte, sein Schuss aus zentraler Position war aber kein Problem für Ndiaye (65.). Als Sascha Marinkovic nur zwei Minuten später nach einem Zweikampf im Strafraum zu Fall kam, forderten die Traunsteiner Elfmeter. Doch für einen Pfiff reichte Schiedsrichter Torsten Wenzlik der Kontakt nicht.
Obwohl Traunstein nun seine beste Phase in dem Spiel mit vielen Zweikämpfen und Nicklichkeiten hatte, waren die Gäste konsequenter und nutzten einen Fehler von SBC-Torwart Issa Ndiaye eiskalt aus. Die Traunsteiner hatten nach einem ungefährlichen Angriff des TSV den Ball erobert und zum Torhüter zurückgespielt. Als ein Rosenheimer nachsetzte, spielte Ndiaye zu kurz nach vorne genau in die Füße von Raphael Lang. Weil sich die Traunsteiner gerade schon in der Vorwärtsbewegung befanden, konnte sich dieser Zeit lassen und an Ndiaye vorbei ins kurze Eck zum 0:2 einschieben (75.) – sein zweiter Treffer war die Vorentscheidung.
Traunstein gab aber noch nicht auf. Sascha Marinkovic steckte in den Strafraum durch, doch Rosenheim klärte zur Ecke (76.). Bei einem erneuten TSV-Angriff blieb Ndiaye Sieger im Eins-gegen-eins (82.). Der SBC versuchte es weiter, doch ein Schuss von Gentian Vokrri ging flach am Tor vorbei (84.). Majdancevic wollte mit Wechseln in der Schlussphase neue Akzente setzen. Er selbst legte am Strafraum auf rechts für Sascha Marinkovic ab, doch Goia tauchte ins lange Eck ab (87.).
Für die endgültige Entscheidung sorgte schließlich Michael Summerer: Rosenheims Steven Khong-In spielte vor dem Traunsteiner Strafraum nach rechts, wo Summerer ganz alleine stand. Er lief noch unbedrängt auf das Tor zu und schoss zum 0:3 ins lange Eck (90.). Trotz einiger Minuten Nachspielzeit tat sich dann nichts mehr.
»Wir haben ein vernünftiges Spiel abgeliefert und viel probiert, aber natürlich bin ich nicht zufrieden«, erklärte Danijel Majdancevic. »Wir werden jetzt weitermachen und versuchen, gegen Wasserburg die nächsten Punkte zu holen.« Nun gehe es vor allem darum, das Spiel gegen Rosenheim schnell zu vergessen und die Spieler wieder aufzubauen. »Unsere Lage ist uns schon bewusst«, betonte der Trainer. »Wir schauen aber nicht auf die Tabelle. Wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen.«
So feierten am Ende die Rosenheimer. »Diese Mannschaft hat eine wahnsinnige Entwicklung gemacht«, freute sich 1860-Trainer Helmut Lucksch. »Und mir geht es nicht um den Klassenerhalt, sondern um die Entwicklung.« Diese sei gerade auch in dieser »nicklichen« Partie mit viel »Körperlichkeit und Cleverness« deutlich geworden. »Das macht ein Derby aus.« Spielentscheidend sei für ihn die Entstehung des ersten Treffers gewesen. »Traunstein macht eine 1000-prozentige Chance nicht und wir machen im Gegenzug das Tor.« Besonders freue ihn das auch für den Doppeltorschützen Raphael Lang. »Er ist ein super mannschaftsdienlicher Spieler, der auch das Tor trifft«, sagte Lucksch und ergänzte mit Blick auf das 0:1: »Und das sogar mit seinem schwächeren Fuß.«
SB Chiemgau Traunstein: Ndiaye, Patrick Dreßl, Kremer (80. Steinbacher), Marinkovic, Hrvoic (88. Hufnagl), Vokrri, Pelypenko, Kraus, Alexander Dreßl, Discetti (74. Paticchia), Salihu (84. Majdancevic).
TSV 1860 Rosenheim: Goia, Fischer, Gratt, Muhameti (74. Papapicco), Khong-In, Lang (84. Schäpe), Markulin, Summerer, Salkic, Hetemi, Scott.
Tore: 0:1/0:2 Raphael Lang (43./75.), 0:3 Michael Summerer (90.).
Schiedsrichter: Torsten Wenzlik (TSV Velden).
Zuschauer: 704. jom