Phantomschmerz nach Corona-Absage
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Joachim Löw (r) setzte jahrelang auf Manuel Neuer als Nummer eins. Gemeinsam wurden sie 2014 in Brasilien Weltmeister. Foto: Julian Stratenschulte/DPA

Löw sicher: Nagelsmann denkt über Neuer nach

Belfast (dpa) - Die Torwart-Debatte rund um das DFB-Team verstummt nicht, auch wenn Bundestrainer Nagelsmann das Thema während der WM-Quali stört. Jetzt meldet sich Weltmeister-Coach Löw zu Wort.


Der frühere Weltmeister-Coach Joachim Löw ist überzeugt, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann ein Comeback von Manuel Neuer im Tor der Fußball-Nationalmannschaft zumindest in Erwägung zieht. Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland am Montag (20.45 Uhr/RTL) in Belfast meldete sich der 65 Jahre alte Löw in einer Debatte zu Wort, die Nagelsmann »Stand jetzt« mit Blickrichtung WM 2026 nicht führen möchte. 

Und die den 38-Jährigen zunehmend nervt: »50 Prozent meiner Redezeit geht über Torhüter«, sagte er nach dem 4:0 gegen Luxemburg, bei dem wieder der Hoffenheimer Oliver Baumann (35) den in der WM-Saison erneut langfristig verletzten Stammkeeper Marc-André ter Stegen (33) vertreten hatte. 

»Keine Entscheidung aus Nostalgie«

»Wenn Manuel weiterhin auf diesem allerhöchsten Niveau spielt, wie wir es zuletzt gesehen haben und seit vielen Jahren kennen, bin ich mir sicher, dass Julian Nagelsmann das im Blick hat«, äußerte Ex-Bundestrainer Löw in der »Bild am Sonntag« über den 39 Jahre alten Bayern-Schlussmann Neuer. 

Es dürfe aber »keine Entscheidung aus Nostalgie sein, sondern rein sportlich entschieden werden. Da bin ich mir sicher, dass Julian darüber nachdenkt, Manuel zurückzuholen«, sagte Löw. In der Sport1-Sendung »Doppelpass« ergänzte Löw in der Neuer-Debatte: »Er hat erstmal seinen Rücktritt erklärt, also müsste der Trainer natürlich mit ihm sprechen und müsste den ersten Schritt machen.«

Löw hatte Neuer vor der WM 2010 in Südafrika zur Nummer eins gemacht und hielt bis zu seinem letzten Turnier 2021 als DFB-Chefcoach immer an diesem als Stammtorhüter fest. 2014 feierten sie in Brasilien mit dem WM-Titel gemeinsam ihren größten Erfolg.

Wann und wie kommt ter Stegen zurück?

Die Torwart-Diskussion beim Nationalteam reißt einfach nicht ab, weil hinter ter Stegen nach einer Rückenoperation ein WM-Fragezeichen steht. Neuer hält dagegen top beim FC Bayern. Er hatte aber jüngst selbst ein DFB-Comeback nach seinem Rücktritt nach der Heim-EM 2024 ausgeschlossen. 

»Es ist wenig ratsam, über alle möglichen Konstellationen zu sprechen, die eintreffen können«, sagte Nagelsmann vor dem Spiel gegen Luxemburg. Er räumte aber ein, dass er gerade auf der Torwartposition schon »viel erlebt« habe. Richtig spannend würde es, wenn ter Stegen nicht spätestens im WM-Jahr wieder spielen könnte, beim FC Barcelona oder bei einem anderen Verein. 

Bei Kimmich ist Löw auf Nagelsmanns Linie

Genau wie Nagelsmann würde sich auch Löw bei Kapitän Joshua Kimmich nicht auf eine feste Position festlegen. »Der einzige Spieler, wo ich mich wirklich auch so je nach Situation entscheiden würde, das ist wirklich bei Jo Kimmich, weil der Jo auch in der Lage ist, auf jeder Position eine absolute Weltklasseleistung abzurufen, wenn es sein muss«, sagte Löw in der Sport1-Sendung »Doppelpass«. 

Löw verglich die Situation mit der von Philipp Lahm von 2014, der beim WM-Triumph in Brasilien zunächst im defensiven Mittelfeld spielte und das Turnier als Rechtsverteidiger beendete. Es habe damals »intern auch einige Diskussionen« gegeben, gab Löw zu.

© dpa-infocom, dpa:251012-930-151913/2

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