Baywa
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Die Baywa will gut drei Viertel ihrer Schulden abbauen. (Symbolbild) Foto: Carsten Hoefer/DPA

Baywa will vier Milliarden Schulden abbezahlen

München (dpa/lby) - Der Mischkonzern Baywa ist einer derzeit einer der größten Sanierungsfälle in Deutschland. Das Unternehmen will sich um zwei Drittel verkleinern, um seinen hohen Schuldenberg loszuwerden.


Der für Landwirte und Lebensmittelversorgung bedeutende Münchner Mischkonzern Baywa will in den kommenden Jahren seinen Schuldenberg um gut vier Milliarden Euro verkleinern. Dazu sollen rund zwei Drittel der Baywa-Geschäfte veräußert werden, sagte Vorstandschef Frank Hiller bei einer Pressekonferenz. In den ersten neun Monaten ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um über ein Fünftel auf 9,6 Milliarden Euro zurück, teils wegen der laufenden Sanierung, teils wegen der schwachen Konjunktur.

Ziel für 2028: Drei Viertel weniger Schulden

Wichtigster Geschäftszweig der Baywa ist der Agrarhandel. Der Konzern war im Sommer 2024 in Schieflage geraten, ein maßgeblicher Auslöser waren die hohen Zinszahlungen für 5,4 Milliarden Euro Bankkredite. Bisher sind 700 Millionen Euro getilgt. Noch vor Jahresende soll der beim ersten Versuch geplatzte Verkauf der niederländischen Tochter Cefetra unter Dach und Fach sein. Mit dem Erlös sollen weitere 600 MiIlionen Euro abgezahlt werden. Bis Ende 2028 sollen es dann nur noch etwa 1,3 Milliarden Euro Bankverbindlichkeiten sein, wie der für die Restrukturierung zuständige Vorstand Michael Baur sagte. 

Die Belegschaft wird im Zuge der Sanierung voraussichtlich ebenfalls um zwei Drittel verkleinert: Ende 2023 beschäftigte der Konzern weltweit über 23.000 Menschen, am Ende könnten es noch etwa 8.000 sein. Dann soll die Baywa wieder ein weitgehend auf Deutschland beschränktes Handelsunternehmen sein. Kern des Sanierungsprogramms ist der Rückzug aus dem internationalen Geschäft, das die frühere Konzernspitze unter Regie des bis Frühjahr 2023 amtierenden Vorstandschefs Klaus Josef Lutz aufgebaut hatte. 

Neuseeländische Tochter soll 2026 verkauft werden

Im nächsten Jahr steht der Verkauf der neuseeländischen Tochter Turners & Growers an, einem großen Betreiber von Apfelplantagen. Das Ziel für 2028: »Wir reden dann über eine Größenordnung rund 10 Milliarden Euro Umsatz, das wird ein leistungsfähiges Gebilde und regionaler Marktführer sein«, sagte Hiller. 

Letztes gewinnbringendes Geschäftsjahr für die Baywa war 2022 - damals hatte der Konzern noch über 27 Milliarden Euro Umsatz erzielt. 2023 und 2024 folgten dann hohe Verluste. Hiller machte den früheren Vorstand für die fehlgeschlagene Expansion verantwortlich: »Da ging es im Management wahrscheinlich weniger um die Firma, sondern eher um sich selber, muss man leider so feststellen.«

Namen nannte der Baywa-Vorstandschef nicht. Für die früheren Vorstände hat die Krise ein unerfreuliches Nachspiel: Die Münchner Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, die Finanzaufsicht Bafin im Jahresabschluss 2023 Fehler festgestellt. 

Ergebnisse der internen Untersuchung im nächsten Sommer

Davon unabhängig lässt der heutige Vorstand mögliches Fehlverhalten ehemaliger Spitzenmanager prüfen, und auch die Rolle der Aufsichtsräte wird im Anschluss durchleuchtet. Je nach Ergebnis könnte die Baywa dann unter Umständen Schadenersatz fordern. »Die Vorgehensweise ist generell immer so, dass zunächst mal der Aufsichtsrat feststellen muss, ob es vorstandsseitig irgendwelche Verfehlungen oder Pflichtverletzungen gab«, sagte Hiller. »Und dann letztendlich muss in einem zweiten Schritt dann geprüft werden, ob die Aufsichtsratpflicht des Aufsichtsrats richtig wahrgenommen wurde.« Ergebnisse dieser internen Prüfung sollen auf der Hauptversammlung im nächsten Jahr präsentiert werden. 

Prominenteste Namen im Baywa-Aufsichtsrat sind Bauernpräsident Joachim Rukwied und die CSU-Politikerin Monika Hohlmeier. Die heutige Unternehmensspitze der bayerische Genossenschaftsverband als Hauptaktionär und auch die Aktionärsvereinigungen haben den langjährigen Baywa-Kontrolleuren den Rückzug nahegelegt. Sowohl Rukwied als auch Hohlmeier ließen in den vergangenen Monaten Anfragen unbeantwortet, ob sie sich zurückziehen wollen.

© dpa-infocom, dpa:251127-930-348992/1

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