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Das Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche St. Martin in Waging wurde heuer 100 Jahre alt. (Foto: Buthke)

Waginger Kriegerdenkmal ist 100 Jahre alt

Waging am See – Das Kriegerdenkmal an der Pfarrkirche St. Martin in Waging wurde heuer 100 Jahre alt. Nach Auskunft des Vorsitzenden der Krieger- und Soldatenkameradschaft Waging am See, Robert Obermaier, gibt es jedoch keine offizielle Feier.


Der Markt Waging zusammen mit seinen Nachbargemeinden Gaden, St. Leonhard, Wonneberg und Nirnharting habe ein stattliches Denkmal für seine gefallenen Heldensöhne geschaffen, war damals in der Zeitung zu lesen. Die Einweihung des Kriegerdenkmals fand am 17. September 1922 unter großer Beteiligung der ganzen Umgebung mit Feldmesse, kirchlicher Weihe und Festakt statt. Der Pfarrer von Salzburghofen, selbst ein Kriegsteilnehmer, hielt die Ansprache zum Gedächtnis der Soldaten und mit einer wirkungsvollen Mahnung, die Heimat in der Gestalt wieder erstehen zu lassen, wie sie es vor Augen hatten, bevor sie dafür in den Tod gingen. Besonders durch die Mitwirkung der Lehrerschaft des Markts und der Umgebung konnte die Feier in musikalischen und deklamatorischen Darbietungen besonders würdig und eindrucksvoll gestaltet werden.

Erwähnenswert und pikant bei der Sache ist, dass im Vorfeld in Waging ein »Denkmalkampf« ausgebrochen war, weil der dortige Pfarrer dem Kriegerdenkmal aufgrund einer erst kurz davor oberkirchlich erlassenen Verordnung die Weihe nicht geben konnte, »da es jedes religiösen Zeichens entbehrte«. Kurz gesagt: Es hatte kein Kreuz. Die Weigerung brachte einen Ingenieur so in Harnisch, dass er laut dem damaligen Zeitungsbericht ganz seines Bildungsgrads vergaß und den Seelsorger im Traunsteiner Wochenblatt »mit unflätigen Worten« angriff und im Schlusssatz meinte: »...sollen wir uns ein neues Denkmal oder einen neuen Pfarrer erschaffen?«

Auf wuchtigem Sockel aus Muschelkalk ruht ein sterbender Krieger in Mantel und Stahlhelm; die Ausführung nach Bildhauer Walter Sebastian Resch aus München ist martig (früherer Begriff für martialisch) und edel, hieß es seinerzeit. »Würde heute ein Denkmal für die gefallenen Soldaten und alle Toten und Opfer von Krieg, Terror und Gewalt noch so gestaltet werden«, fragt Obermaier. Diese Frage sei genau so absurd wie die subjektiv regelmäßig wiederholte Aussage: Nie wieder Krieg, Terror und Gewalt auf dieser Erde. »Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass vor unserer Gesellschaft noch sehr viel Arbeit liegt, um dieses wohl hoch gesteckte Ziel je erreichen zu können.«

Ob nun die Darstellung des Kriegerdenkmals das in der Schlacht gegebene Leben des Soldaten, der wohl seinen Befehlen gehorchend gekämpft und dabei sein allerhöchstes Gut verlor, assoziiert, sei dahingestellt, so Obermaier. In Waging könne man trotz dieser martialischen Botschaft hinter der Darstellung des Bildhauers Walter Sebastian Resch stolz sein, mit den damaligen Nachbargemeinden diese Stätte der Mahnung und Erinnerung an die Brutalität und Sinnlosigkeit aller Kriege geschaffen zu haben.

Bjr

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