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Karl Hirtreiter, zweiter Schützenmeister des Schützengaus Traunstein, ehrte – assistiert von Angela Eisenberger von der SG Hochwand – Schützenmeisterin Gabi Daxenberger-Wieland.

»Ihr seid eine Heimat für die Bürger« – Unterwössner Schützengesellschaft Gscheuerwand feiert mit einem Gottesdienst und einem Festabend ihr 150-jähriges Bestehen

Unterwössen – Einen wunderbaren Tag und eine gelungene Abendveranstaltung gab es anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Schützengesellschaft (SG) Gscheuerwand. Die Gratulanten von der Gemeinde bis zu Nachbarvereinen bestätigten das Ansehen der Gscheuerwandschützen und ihre Einbindung in das Dorfleben.


Warum der Verein ein so großes Jubiläum mit nur einem Tag feierte, das beschrieb nachvollziehbar Gabi Daxenberger-Wieland bei der Begrüßung. Die Schützenmeisterin berichtete von der Planungsunsicherheit, die noch bis über den Winter hinaus bestand. Das Risiko eines großen Festes mit Festzelt unter Corona, Test- oder Maskenpflicht – das wollten die Gscheuerwandschützen sich und ihren Festgästen ersparen.

Begonnen hatten die Festlichkeiten mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin. Das gut gefüllte Kirchenschiff sowie zahlreiche Fahnenabordnungen rechts und links des Altars gaben gemischt mit Vereinstrachten und Monturen ein buntes Bild, als Pfarrer Martin Straßer mit der Schar der Ministranten über das Kirchenportal einzogen.

Straßer blickte in seiner Predigt auf den Zeitraum von 150 Jahren Vereinsgeschichte. Dass ein Verein so über Generationen bestehe, das verlange Vorstände und Leute, die anpacken undden Verein lebendig halten. Das wiederum verlange weitere Mitglieder, die durch Widrigkeiten wie die Weltkriege zum Verein halten. »Ein Verein braucht Faszination, damit die Leute 50, 100 oder gar 150 Jahre hingehen«, so Straßer. »Wie schafft man diese Faszination, wie bekommt ein Ve-rein das hin?« Straßer zitiert den Schriftzug auf der Vereinsfahne: »Scharfes Aug', eine sichere Hand und ein Herz für die Heimat.« Seit Jahrhunderten fänden die Menschen Spaß daran, sich im Schießwettbewerb anein-ander zu messen.

Das Herz für die Heimat sei der andere Aspekt, der gesellschaftliche. Menschen leben im Verein für das Bewusstsein, ich gehöre dazu. »Ein jeder«, wandte sich der Pfarrer an die Gemeinde, »kennt Menschen, die in Verlorenheit leben. Auch jetzt hätte die Corona-Pandemie Menschen isoliert. Vereine übernähmen die wichtige integrative Rolle im Kampf gegen solche Verlorenheit. Die SG Gscheuerwand leiste diese gesellschaftliche Aufgabe seit 150 Jahren«, sieht Straßer mit Respekt. Er schloss: »Ich wünsche euch weiter viele, viele gute Jahre und weiter Erfolg in eurem Vereinsleben.«

Die Schützen der SG Gscheuerwand beteiligten sich am Gottesdienst. Ehrenmitglied Rudi Ager las, die Fürbitten sprachen Jugend-Schützenkönigin Anna Fritschka, Anton Fritschka und Sieglinde Stuffer. Auch musikalisch war der Gottesdienst unter Gesamtleitung von Wolfgang Kurfer mit dem Kirchenchor und Bläsern aus der Musikkapelle ansprechend gestaltet.

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Weil sich die SG Gscheuerwand auch im 150. Vereinsjahr um den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und unter den Vereinen verdient macht, entstand ein schöner Festzug an Gratulanten zum Festabend. (Fotos: Flug)

Im Anschluss daran gedachten alle am Kriegerdenkmal der Verstorbenen. Die Gebirgsschützenkompanie Wössen-Achental mit Hauptmann Georg Haslberger schoss dazu einen Gewehrsalut. Hinter dem Taferlbuam der SG Gscheuerwand führte die Musikkapelle Wössen unter Leitung von Martin Nieß einen langen Festzug an, der über die Hauptstraße hinauf zur Achentalhalle führte.

Andreas Steiner, bekannt auch als Prediger des Starkbierfestes, ließ humorvoll die 150 Jahre Vereinsgeschichte passieren. Zweiter Bürgermeister Johannes Weber blickte im Grußwort der Gemeinde auf die Tradition des Schießsports mit von der Obrigkeit verordneten Übungsschießen zur Landungsverteidigung. Er erzählte vom wachsenden Selbstbewusstsein der Bevölkerung, das zu ersten Vereinsgründungen führte. »Die Gemeinde ist euch sehr dankbar«, wandte sich Weber an die Gscheuerwandschützen. »Ihr seid eine Heimat für die Bürger.« Weber lobte, dass sich der Verein aktiv am Dorfleben, den weltlichen und kirchlichen Festen beteiligt.

Der stellvertretende Gauschützenmeister Karl Hirt-reiter knüpfte an die Worte des Pfarrers in der Predigt an. Ein Schützenverein sei nicht nur Schießsport. Ein Verein ohne Gemeinsamkeit gehe gar nicht. »Deshalb, haltet zusammen und pflegt die Gemeinschaft.« Gebirgsschützenhauptmann Georg Haslberger freute sich über den Zusammenhalt und die »hervorragende« Zusammenarbeit der drei Schützenvereine im Ort. Die Marquartsteiner Feuerschützen stellten die enge Verbundenheit zwischen ihnen und der SG Gscheuerwand heraus.

Nach den Gratulationen ging es weiter mit einem gemütlichen Abend, durch den Siegfried Drexl führte. Der dachte an die Vereinszukunft und rief dazu auf, sich den Schützen anzuschließen oder eventuellen Vereinsnachwuchs an den Verein zu vermitteln. Die Musikkapelle spielte fleißig, unterbrochen von kleinen Attraktionen. Neben dem Rückblick von Andreas Steiner waren das zwei lustige Sketche des Theatervereins. Die Aktiven des Unterwössner Trachtenvereins führten gegen Ende des offiziellen Teils einen Sterntanz auf.

lukk