Der 62-Jährige ist seit 36 Jahren bei BSH in Traunreut tätig. Schon immer interessierten ihn die Umweltthemen, in denen er sich auch in der Firma einbringen konnte. So war er an der Einführung von Mehrweg-Behältern, einer Reduzierung der Geräteverpackung und des Energieverbrauchs, dem Erhalt des Bahnanschlusses, dem Bau des Biomasse-Heizkraftwerks und der Citybuslinie für Schichtarbeiter maßgeblich beteiligt.
»Warum kandidiere ich mit 62 nochmals für das Amt des Bürgermeisters, anstatt wie viele meiner Altersgenossen den Vorruhestand zu genießen?«, stellte Martin Czepan die rhetorische Frage. Als Antwort ging er auf die Bemühungen zum Klimaschutz ein und die Tatsache, »dass wir jetzt und konsequent alle machbaren Schutzmaßnahmen angehen müssen, um die Klimakatastrophe abzuwenden«. Hier könne man sehr wohl auch im Kleinen, in der Kommune etwas bewirken.
Enttäuscht zeigte er sich über die Ablehnung seines Antrags zum bestandsorientierten Ausbau der Straße am Frühlinger Spitz im Stadtrat. Die Argumente dafür lägen klar auf der Hand: Klimaschutz, Artenschutz, weniger Flächenverbrauch, weniger Kosten.
Dennoch sei in Traunreut schon viel erreicht worden: Die Stadt spiele seit Jahren in der Solarbundesliga vorne mit dank der Fernwärmeversorgung und die Geothermie. Trotz der bisherigen Erfolge dürfe sich die Stadt aber nicht ausruhen, sondern müsse das Potenzial an Erneuerbaren Energien optimal nutzen und auch die Energieeffizienz verbessern. Die größte Aufgabe im Klimaschutz sieht der Grünen-Politiker aber im Verkehrsbereich: »Hier wurden in den letzten Jahren keine Fortschritte erzielt, sondern Rückschritte gemacht.« Es müsse mehr für die Radfahrer getan und das Bus- und Bahnangebot auch in den Randzeiten und in der Fläche verbessert werden.
»Bei der Stadtentwicklung müssen die Weichen richtig gestellt werden. Freie Flächen in der Innenstadt müssten genutzt werden, bevor am Stadtrand weiter gebaut wird.« Kleine Siedlungen sollten nicht weiter erschlossen werden, da dies sehr teuer ist und jeder Weg mit dem Auto zurückgelegt werden muss.
Für Traunreut sieht der 62-Jährige eine große Chance in einem verkehrsberuhigten Innenstadtbereich und einem attraktiven Stadtpark: »Statt viel Geld in den Straßenbau zu investieren, hätte Traunreut mehr Spielraum für andere Aufgaben wie Bildung, Jugendarbeit und Kultur.« Dies sei auch dringend nötig, da mit dem Neubau der Grundschule Nord und der VHS mit Bücherei hohe Investitionsvorhaben anstehen.
Der Bürgermeisterkandidat wünscht sich für die Stadt eine längerfristige Planung. Bei wichtigen Entscheidungen müssten Fachleute, Referenten aber auch die betroffenen Bürger frühzeitig eingebunden werden. »Bevor eine Planung beginnt, muss klar sein, was nutzt das Vorhaben den Menschen, schadet es der Natur und dem Klima, wie sind die langfristigen Kosten, gibt es bessere Alternativen?« Ein großes Anliegen ist ihm auch das Zusammenleben, das geprägt sein sollte von gegenseitiger Wertschätzung, Respekt und Vertrauen: »Hier kommt dem Bürgermeister, den Stadträten, der Verwaltung, aber auch allen anderen Bürgern eine Vorbildfunktion zu. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, anstatt zu kritisieren oder zu beschimpfen, können wir viel mehr erreichen.«
Aktuell sieht er die Jugendlichen als Vorbild, die sich für den Klimaschutz und die Zukunft der Erde einsetzen. »Diese Bewegung ist Ansporn und macht Mut, dass sich bald auch in Traunreut eine Mehrheit für den Klima- und Naturschutz findet«, erklärte Martin Czepan. mix