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Das Rätsel um die vielen Dokumente vom Lamprechtengütl – wie etwa auch um eine beglaubigte Abschrift einer Grundbeschreibung aus dem Jahr 1622 (die erste Seite ist auf unserem Foto zu sehen) – konnte bereits gelöst werden: Der Hofherr war der Bruder vom Bewirtschafter des heute Mayerschen Zollnerhofs Gessenhausen 5. (Foto: Schierstaedt)
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Über die Schenkung der Dokumente zur Hofgeschichte und die gelungene Zusammenarbeit freuten sich (von links) Dr. Birgit Löffler, Kulturreferentin des Landkreises, Dr. Nina Schierstaedt, Archivkraft der Chiemgau GmbH, Franz Röckenwagner, Geschäftsleiter der Gemeinde Taching, Helene und Joseph Mayer, die Hofeigentümer, Franz Feil, Abteilungsleiter Soziales, Mobilität und Kultur im Landratsamt, Stefanie Lang, Bürgermeisterin der Gemeinde Taching, sowie Dr. Birgit Seeholzer, Geschäftsführerin der Chiemgau GmbH. (Foto: Mayer)

Zusammenarbeit im Landkreis: Familie Mayer übergab alte Dokumente

Taching am See – Zur offiziellen Übergabe historischer Dokumente aus Familienbesitz trafen sich Vertreter des Landratsamts Traunstein, der Gemeinde Taching und der Chiemgau GmbH am Hof der Familie Mayer in Gessenhausen.


Helene Mayer, die den weiteren Verfall der Papiere fürchtete und aufgrund der schwer lesbaren Schriften auch am Hof wenig Zukunft für sie sah, hatte die Dokumente dem Kulturreferat des Landkreises angeboten – und stieß auf offene Ohren. Der Landkreis hatte gemeinsam mit der Chiemgau GmbH erst kürzlich eine Stelle für die professionelle Betreuung der Archive geschaffen: Die Historikerin Dr. Nina Schierstaedt förderte unter anderem in Taching die Einrichtung eines von der Altregistratur getrennten Archivmagazins. Bürgermeisterin Stefanie Lang organisierte dafür einen klimatisch gesicherten Raum, dem der Bestand nun anvertraut werden kann. Geschäftsleiter Franz Röckenwagner unterstützte Dr. Schierstaedt tatkräftig.

Eine sorgfältig gestochene Landkarte von 1828, die zufällig das Gebiet des heutigen Landkreises Traunstein umfasst, wird in die Landkreissammlung aufgenommen. Rund 50 weitere Dokumente aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, die die Hofgeschichte in Gessenhausen betreffen, gehen als Schenkung an die Gemeinde Taching.

Zu den Stücken zählt eine beglaubigte Abschrift der Grundbeschreibung des »Lamprechten Guts zu Gessenhausen in der Herrschaft Tengling« – heute: Mayerscher Zollnerhof, Gessenhausen 5 – aus dem Jahr 1622, erstellt 1812 von Joseph August Graf von Törring. Auf zehn Seiten werden die zum Gut gehörenden Wiesen, Äcker und Wälder detailliert beschrieben. Auch zwei Lehensbriefe aus den Jahren 1781 und 1822 gehören zum Bestand. In der Urkunde von 1781 verleiht August Reichsgraf von Gronsfeld, Graf von Törring und Tengling zu Jettenbach, dem Hofübernehmer Philipp Pachmayr vor seiner Heirat das Lehensrecht auf dem Lamprechten Gut – unter der Bedingung der eidlich verfügten Lehenspflichten. In einer Urkunde von 1821 bestätigt Reichsgraf Joseph August von Törring, Gronsfeld und Tengling zu Jettenbach nach dem Tod seines Vaters den Besitzern Philipp und Maria Pachmayr das Erbrecht an ihrem Hof und legt Rechte und Pflichten fest.

Mit der Transkription der jahrhundertealten Papiere wurde Kreisarchivpfleger Albert Rosenegger betraut.

Über erste Überraschungen und gelöste Rätsel rund um den Hof freuten sich auch Helene und Joseph Mayer mit ihrer Familie. Gemeinsam mit den Kulturbeauftragten hoffen sie nun auf geschichtsinteressierte Studenten oder Heimatpfleger, die die in einzigartiger Weise zusammenhängende Dokumentation exemplarisch aufarbeiten. fb