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Die Besucherinnen des Tags der Bäuerin übten sich heuer im Pallinger Michlsaal im Tai Chi. (Foto: Waldherr)

Tag der Bäuerinnen in Palling – Jeder hat sein Packerl zu tragen

Palling – So viele Besucherinnen wie noch nie hatte der Tag der Bäuerin im Michlsaal in Palling. Der ganze Saal mitsamt Bühne war voll besetzt. Verständlich, denn diese Veranstaltung der Traunsteiner Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands war, wie viele andere auch, von Corona betroffen gewesen und konnte zwei Jahre nicht stattfinden.


Umso mehr drängten die Bäuerinnen zu einem »Urlaubstag« in Palling, von dem sie wissen, dass er immer für Leib und Seele ein gutes Stück mit heim gibt. Nach einem ausgiebigen Frühstück durch die Michlwirtsküche waren die Besucherinnen gespannt auf die Referentin Waltraud Eichinger.

Zuvor ergriff die neue Kreisbäuerin Christine Schuhegger das Wort. Sie hieß alle Bäuerinnen willkommen und ging kurz auf ihre Person ein. Sie sei im vergangenen Jahr zur neuen Kreisbäuerin gewählt worden und mache sich auf dem Milchviehhof des Sohnes, der den Betrieb in Schuhegg bei Waging am See übernommen hat, nützlich – wenn ihr die Aufgabe als Kreisbäuerin und Gemeinderätin dazu Zeit lasse.

Sie sagte, wichtig seien der Zusammenhalt der Betriebe, regionale Erzeugung und Vermarktung. Sie erinnerte an den Landfrauentag im November, nahm kurz den Klimawandel ins Visier und meinte: »Soweit ist es noch nicht, dass unsere Bauern jetzt Bananen pflanzen müssen.«

Referentin Waltraud Eichinger freute sich über den vollen Saal und richtete ein herzliches »Grüß Gott« an die Bäuerinnen. Mit ihrer herzlichen und ehrlichen Art erreichte sie sofort die Seelen der Bäuerinnen. »Eigentlich bin ich ja eh fast von hier daheim, denn ich bin im Landkreis Altötting geboren und lebe halt jetzt in Niederaltaich im Landkreis Deggendorf.« Deshalb habe sie sich gefreut, nach Palling zu fahren, weil sie durch ihren Heimatlandkreis komme.

Sie habe ursprünglich den Beruf der Grundschullehrerin ergriffen und sei anschließend über »interessante Schienen der Erwachsenenbildung« und über vielerlei Engagement, wie etwa beim Katholischen Landvolk und anderen Ebenen, zu jener Aufgabe gekommen, die sie heute ausübe. Eichinger hat selbst schon viele Schicksalsschläge einstecken müssen.

Sie hielt einen Vortrag zum Thema »Und trotzdem ist das Leben schön – was uns Halt gibt in stürmischen Zeiten«. Der Begriff »Zufall« komme nicht von ungefähr: Gott lasse einem einfach etwas zufallen. »Das Leben schickt uns Umstände, die uns zunächst verwirren, die man nicht versteht oder verstehen kann, die den Menschen aber formen und eines Tages die Sicht der Dinge erklären.«

Vielfach stellten sich Umstände, die man zunächst als Unglück sehe, als positiv heraus. »Wir sind auf der Welt, um zu wachsen und zu reifen«, sagte Waltraud Eichinger. Aus dieser Erkenntnis heraus dürfe man auch manchmal egoistisch sein und die Ellbogen ausfahren, um sich nicht von anderen unterbuttern zu lassen.

Jeder Mensch habe sein Packerl zu tragen. »Wenn man nicht einschlafen kann, sollte man sich fragen, was einen bedrückt.« Viele Umstände belasteten die Menschen: Krieg, Krankheiten, abnehmendes Sicherheitsgefüge, steigende Kosten. »Wichtig ist aber, dass wir trotzdem« leben«, betonte Eichinger. Es führe zu nichts nach dem Warum der Schwierigkeiten zu fragen. »Aber wenn wir die schlimmen Dinge überwinden, bekommen wir Kraft, die neuen Umstände hinzunehmen, wenn wir sie schon nicht aufhalten können. Das Leben schickt uns nur, was wir auch verkraften können.« Wichtig sei, dass man seine Schwierigkeiten annehme und daran wachsen und reifen könne. Man müsse es annehmen, wie es kommt.

Der wichtigste Punkt sei Gottvertrauen. Denn wer weiß, dass er von Gott getragen und geliebt werde und ein rechtes Gottesbild habe, lerne, dass sein Leben wertvoll sei und er nicht glauben müsse, was andere sagen.

Zum Schluss ließ Waltraud Eichinger kleine Perlen an die Besucherinnen verteilen. Dazu trug sie zu meditativer Musik von George Zamfir auf der Panflöte einen eindrucksvollen Text vor über ein Staubkorn, das in eine Muschel geraten ist.

Diese Muschel habe ihren »Störenfried« angenommen, ihn immer weiter Schicht für Schicht mit Perlmutt umgeben, und so sei das Staubkorn schließlich zu einer kostbaren Perle geworden. »Nehmt's diese Perle mit Heim, und sie möge euch Vertrauen geben, wenn es einmal nicht so geht, wie man will!«

Kreisbäuerin Christine Schuhegger bedankte sich bei Referentin Waltraud Eichinger für ihre eindrucksvollen Gedanken und Tipps mit einem »Regional-Körberl«. Die solchermaßen beglückte Referentin war sehr gerührt und dankte für das Geschenk und den tosenden Applaus der Bäuerinnen. 

cw