Bildtext einblenden
Harry und Truus Langendonk wurden vor 25 Jahren am Waldrand des sogenannten Litzlwalchner Hölzls zwischen Nußdorf und Matzing unweit der Bundesstraße 304 brutal ermordet. Bis heute ist der Doppelmord ungeklärt.

Vor 25 Jahren geschah der Langendonk-Doppelmord – Die Angehörigen leiden bis heute darunter

Warum? Diese Frage quält die holländische Familie Langendonk seit nun 25 Jahren: Am 7. Juni 1997 waren Truus (61) und Harry (63) Langendonk an einem Waldrand zwischen Nußdorf und Matzing Opfer eines brutalen Doppelmords geworden, bis heute ist der Täter nicht gefasst.


25 Jahre, in denen kein Tag vergangen ist, an dem er nicht an das Verbrechen denken musste, erzählt der Bruder von Harry Langendonk, Leo Langendonk, in einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Der 83-Jährige hofft ebenso wie seine Schwester Laura (81) und der Rest der Familie, dass der Fall noch gelöst werden kann. Denn zu den Akten gelegt ist er bei der Kripo Traunstein auch nach einem Vierteljahrhundert nicht. Mord verjährt nicht, weshalb die Ermittlungen nie eingestellt wurden. Immer wieder gehen Hinweise ein, der entscheidende war aber bislang nicht dabei.

Leo Langendonk kann sich noch genau erinnern, wie er von dem Mord an seinem Bruder und dessen Frau erfahren hatte: Er hatte am Morgen des 8. Juni 1997, kurz bevor er mit seiner Familie zu einer Fahrradtour aufbrach, aus den Nachrichten erfahren, dass in der vergangenen Nacht bei Nürnberg ein holländisches Ehepaar tot aufgefunden worden war. Er musste gleich an seinen Bruder und seine Schwägerin denken, von denen er wusste, dass sie mit ihrem Wohnmobil in Süddeutschland unterwegs waren. Aber Nürnberg ist zu weit nördlich, habe er sich gedacht. Trotzdem ging ihm die Nachricht den ganzen Tag nicht aus dem Kopf – und als er am späten Nachmittag von dem Fahrradausflug zurückkehrte, erfuhr er die traurige Nachricht: Die Polizei hatte sich bei den Töchtern des toten Ehepaars gemeldet und diese verständigten die Angehörigen; der Mörder hatte seine Opfer in deren Wohnmobil vom Tatort etwa 280 Kilometer nach Nürnberg gefahren und es dort in Brand gesteckt. Seither vergeht kein Tag, an dem Leo Langendonk nicht an das Verbrechen denken muss. »Das kann man nicht verarbeiten«, erzählt er.

Wie sehr der brutale Mord an dem Bruder und dessen Frau die Geschwister Leo und Laura belastet, ist deutlich zu spüren, wenn man sich mit ihnen unterhält. Wenn sie erzählen, wie bei alltäglichen Begebenheiten bei ihnen sofort die Gedanken wieder bei dem schrecklichen Verbrechen sind. »Es genügt schon, wenn ich einen Wohnwagen sehe, sofort muss ich an Truus und Harry denken«, sagt Leo Langendonk. Solche Aussagen verdeutlichen, wie sehr die Angehörigen auch heute noch darunter leiden, dass zwei Familienmitglieder urplötzlich gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden. Und immer wieder die quälende Frage: Warum? Was ist an diesem 7. Juni 1997 vorgefallen, dass jemand das Ehepaar auf äußerst brutale Weise ermordete? Beantworten kann dies nur der Täter.

Laura Langendonk betont, je älter sie werden, desto schwerer sei es, mit dem Geschehenen umzugehen. Sie und ihr Bruder Leo verstehen nicht, wie jemand damit leben kann, dass er zwei Menschen getötet hat. Laura sagt, sie hofft, sollte der Mörder noch leben, dass er sich stellt und sein Gewissen erleichtert, damit sie endlich erfahren, warum es zu dem schrecklichen Verbrechen kam.

Bildtext einblenden
»Waarom dit zinlose geweld« (Warum diese sinnlose Gewalt) steht unter anderem auf einem Zettel, den die Angehörigen der holländischen Mordopfer anlässlich des 25. Jahrtags des schrecklichen Verbrechens neben Blumen am Tatort an einem Baum hinterlassen haben.

Beide appellieren aber auch an alle anderen, die möglicherweise etwas wissen, dies bislang – aus welchem Grund auch immer – aber nicht gemeldet haben: »Bitte melden Sie sich bei der Polizei!« Sie schließen nicht aus, dass jemand etwas über die Tat weiß, sich jedoch unsicher ist oder gar Angst hat, jemanden fälschlicherweise zu verdächtigen. Das sei aber kein Grund, nicht zur Polizei zu gehen, betonen die beiden. Denn selbst wenn sich der Verdacht dann als unrichtig herausstellt, habe das einen positiven Effekt: Der »Verdächtige« wird entlastet. Deshalb bittet Leo Langendonk: »Haben Sie keine Scheu und gehen Sie zur Polizei, wenn Sie glauben, etwas zu wissen. Möglicherweise können Sie Ihre Information ja auch anonym an die Polizei leiten. Helfen Sie mit bei der Klärung der schrecklichen Tat, helfen Sie bitte mit, dass wir endlich Klarheit bekommen.« In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass für Hinweise, die zur Klärung des Doppelmords führen, eine Belohnung von über 50.000 Euro ausgesetzt ist.

Voll des Lobes äußern sich die Geschwister des ermordeten Ehepaars über die Kriminalpolizei Traunstein, mit der sie regelmäßig in Kontakt stehen. »Wir haben volles Vertrauen«, sagt Leo Langendonk und seine Schwester Laura unterstreicht, bei den Ermittlern fühlen sie sich »wie in einer großen Familie« aufgehoben. Sie wissen und sind dankbar dafür, dass die Kripo auch nach 25 Jahren nichts unversucht lässt, um den Fall noch zu klären.

Leo und Laura Langendonk haben zusammen mit Leos Tochter Jesca anlässlich des bevorstehenden 25. Jahrtags des Doppelmords diese Woche die Kriminalpolizei Traunstein besucht und auch den Tatort aufgesucht. Dort legten sie Blumen nieder und brachten an einem Baum einen kleinen Kranz an, zusammen mit einem Zettel, auf dem unter anderem auch die Frage steht, die sie seit 25 Jahren quält: Warum diese sinnlose Gewalt?

In der heutigen Samstagsausgabe (4. Juni) lesen Sie einen ausführlichen Bericht zum Doppelmord aus dem Jahr 1997.

m