Unzweifelhaft sei, so Bürgermeister Stefan Kattari, dass ein weiterer Kindergarten notwendig ist. Die neue Kindergartentagesstätte habe auch bereits ihren Betrieb aufgenommen und eine Kindergartengruppe wie auch eine Krippengruppe wurden vorübergehend im Gebäude der Tourist-Information, unter anderem im Galerie-Raum, eingerichtet. Diese Gruppen werden dann in den Kindergarten an der Gänsbachstraße ziehen.
Allen Eltern einen Platz angeboten
»Wir sind damit in der glücklichen Situation, dass wir keinen Container für die Kinder aufstellen mussten und allen Eltern einen Kindergartenplatz anbieten können«, so Kattari. Die Weichen für den neuen Kindergarten wurden bereits unter Altbürgermeister Rudi Jantke gestellt. Die Diakonie Rosenheim habe die Trägerschaft übernommen.
2020 wurde die Erweiterung des Bebauungsplans beschlossen und im März 2021 fand die Vergabe der Architektenleistung statt. Fördermittel wurden beantragt und zugesichert, jedoch unter der Maßgabe, dass noch 2021 mit dem Bau begonnen und dieser bis 30. Juni 2022 bezugsfertig ist. Nach dem Eingabeplan, erstellt im Juli 2021 wurde mit Kosten von 3,2 Millionen Euro für die zweigruppige Kindertagesstätte gerechnet.
Die Planung wurde so konzipiert, dass das Gebäude bei Bedarf um weitere zwei Gruppen erweitert werden kann. Einige Räume seien bereits für einen viergruppigen Kindergarten ausgelegt und müssten bei einer Erweiterung nicht mehr gebaut werden. Bereits im August 2021 wurden die Kosten auf 3,4 Millionen Euro neu berechnet. Auf dieser Basis sei dann auch die Vergabe der Gewerke erfolgt.
Der Baubeginn 2021 sei gelungen. Damit konnte die erste Fördervergabe eingehalten werden. Die Fertigstellung bis Juni war aber nicht möglich. »Der Krieg, die allgemein bekannten Krisen beuteln uns«, so Kattari weiter. Nach Gesprächen mit der Förderstelle wurde das Bezugsdatum verschoben, ohne dass sich dies auf die Fördermittel auswirkt. Somit sei weiterhin mit 1,1 Millionen Euro an Förderung zu rechnen.
Kattari berichtete, dass zunächst die Corona-Krise einiges durcheinanderbrachte und das Problem der Materialverfügbarkeit groß war. So waren Dämmstoffe nicht zu bekommen. Zu einer anderen Zeit waren Dachschindeln nicht verfügbar. Die Probleme der Materialbeschaffung betreffen viele Gewerke.
Rechtholz der Gemeinde war nicht nutzbar
Mehrheitlich hatte sich der Rat entschieden, den Kindergarten in Holzbauweise zu erstellen. Geplant war, das Rechtholz der Gemeinde zu verwenden. Dies war dann nicht möglich. Es konnte aber in Zahlung gegeben werden. Der Ukraine Krieg habe die Situation wesentlich verschärft. Material wurde bedeutend teurer, und so mussten die Baukosten zum Halbjahresbericht auf 4,3 Millionen Euro erhöht werden. Aktuell sind vier Fünftel der Gewerke vergeben. Kostensteigerungen betreffen somit weniger als ein Fünftel der Bausumme, so Kattari. Aufgrund der geschilderten Probleme ergebe sich eine neue Kostenberechnung von 4,55 Millionen Euro.
Er versicherte, dass man sich um Kosteneinsparungen bemühe. So war auch die Verfügbarkeit der Fenster eine große Hürde. Das gleiche Problem habe man auch bei der Schulhaussanierung. Derzeit laufe der Innenausbau und eine Fertigstellung verschiebe sich bis in die Jahresmitte 2023. »Die Kinder sind jetzt gut untergebracht und ein unbotmäßiger Zeitdruck ist nicht gerechtfertigt«.
Bei der Durchsicht der einzelnen Gewerke zeigten sich enorme Erhöhungen im Vergleich zur Kalkulation. Laut Architektin Rebecca Schorr sind 75 Prozent der Bauarbeiten abgeschlossen. Innenwände seien nur einseitig geschlossen, der Dachstuhl fertig, die Außenschalung fehlt. Katharina Schmuck räumte ein, dass bei den Spenglerarbeiten zu wenig Flächen berechnet wurden, und nannte Zeitdruck als Argument hierfür. Schorr fügte an, dass auf einzelne Gewerke keine Angebote eingereicht wurden.
Schmuck ergänzte, dass es zwischenzeitlich keine Fliesen mehr gab. Probleme folgten auch bei den Fenstern. Hierzu ergänzte Kattari, dass für die Schulsanierung ebenfalls keine Angebote für die Fenster eingingen, so ausgelastet seien die Handwerksbetriebe.
Bernd Fleindl von der gemeindlichen Bauverwaltung betonte, dass man nicht wisse, wie sich der Glaspreis durch die gestiegenen Energiekosten entwickle, folglich geben viele Handwerker kein Angebot ab.
Überrascht zeigte sich der Rat auch von der Preisentwicklung der Innentüren. Für Klaus Noichl (CSU) war es unverständlich, warum massive Innentüren um 200 Prozent teurer seien als angenommen. Thomas Hofmann (AE) erschienen die technischen Anlagen mit 310 000 Euro für Beleuchtung und Sicherheitstechnik als hoch.
Technik nicht mitWohnhaus vergleichbar
Hierzu ergänzte Kattari, dass es sich um ein öffentliches Gebäude handle und die Technik nicht mit einem normalen Wohnhaus vergleichbar sei. Die Außenanlagen sollen im nächsten Jahr nochmals ausgeschrieben werden. Sepp Grießenböck forderte, nun nicht an den Spielgeräten zu sparen. Kattari erklärte dazu, dass man dem Wunsch der Kindergartenleitung folgen werde. Schließlich beschloss der Grassauer Gemeinderat, die Kostenentwicklung anzunehmen und billigte die von den Architekten vorgelegte Kostenfortschreibung von 4,55 Millionen Euro.
tb