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Bewundert wurden die schönen Schwarz-Weiß-Fotos, die die Grassauer und Rottauer gut in Szene setzen. (Foto: Eder)

Interessante Porträtausstellung in den Räumen des Grassauer Vereins Integer

Grassau – In Grassau stört niemand das Ortsbild, kein Einheimischer und keiner, der seine Wurzeln in einem anderen Land hat. Sie alle, egal ob Nachkomme von Gastarbeiterfamilien, Zugezogener oder Asylbewerber, sind die Gemeinde, machen sie aus, sorgen sich um die Zukunft und um ein friedvolles Zusammenleben. Dies wurde bei der Porträtausstellung deutlich, die derzeit in den Räumen des Vereins Integer, Bahnhofstraße 108, dritter Stock, gezeigt wird.


Denn allen 20 porträtierten Grassauern ist eines gemein: Sie sind Teil der Gemeinde und wünschen sich für diese und in dieser eine gute Zukunft. So sah es auch der Vorsitzende des Vereins Integer, Thomas Lecke-Lopatta.

Großen Zuspruch fand die Ausstellung »Mit Träumen fängt die Zukunft an«, initiiert vom Verein Integer. Dem Chiemgauer Fotografen Tom Mix ist es gelungen, die Grassauer in für sie typischer und geliebter Umgebung, in der Natur, beim Sport, bei der Arbeit und bei einer Beschäftigung sehr gut in Szene zu setzen. Da verschwimmen Hintergrund und Nebensächlichkeiten, um den Blick des Betrachters auf das Wesentliche, auf Gesicht und Mimik, zu lenken.

20 Grassauer Bürger, vom jungen Ziachspieler Samuel Polleichtner bis zum ehemaligen Marktgemeinderat Mehdi Akbari, wurden fotografiert und nach ihren Wurzeln, Wünschen und Hoffnungen befragt. Schön zu erfahren war dabei, wie aus aller Herren Länder Menschen in Grassau eine Heimat fanden, sich integrierten und zu wichtigen Personen im Ehrenamt wurden.

Lecke-Lopatta benennt dazu den ernsten Hintergrund: Rechtspopulisten schüren Ängste. Wie ernst die Situation ist, zeige der Bundeskanzler mit seiner Aussage zum Stadtbild. Besonders störte ihn daran, dass sich der Kanzler für diese Aussagen noch nicht einmal entschuldige.

Er habe viele Jahre als Stadtplaner gearbeitet, kenne das Dilemma mancher Städte, Stadtbilder geprägt von Drogensüchtigen, Obdachlosen, Verwahrlosten, und doch waren das vorwiegend deutsche Bürger. Er kenne auch Stadtviertel, die durch den Zuzug von Migranten, die sich von dem Elend abgrenzend, einen Aufschwung erlebten.

Die Hoffnung, dass man zusammenfindet, bleibt, und diese Aussage des Kanzlers zeige, wie sehr die Welt im Wandel ist. Was jeder zu einer besseren Welt auch im Kleinen beitragen kann, dafür stehe die Ausstellung. Sie sei auch der Beginn der neuen Veranstaltungsreihe »Zuhören«, die jeden dritten Montag im Monat stattfinde.

Angetan von der Ausstellung zeigte sich Bürgermeister Stefan Kattari, der informierte, dass diese Ausstellung ein Beitrag des Vereins zur 900-Jahr-Feier der Gemeinde sei. Er wünschte der Ausstellung Erfolg, lobte die Fotos und schätzte, dass die Porträtierten etwas Intimes preisgeben.

Kattari erzählte von seiner kurzen Reise in die Partnergemeinde Raschau im Erzgebirge zur Beerdigung des Altbürgermeisters und Mitbegründers der Partnerschaft, Henry Solbrig. Die Maueröffnung, das Ende der DDR, durchziehe noch immer die Gesellschaft, ein Neuanfang stecke in jeder Familie. So erzählte eine Frau, dass ein Familienmitglied aufgrund politischer Verfolgung den Osten vor dem Mauerfall verließ und ein weiteres Mitglied aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den Westen ging. »Das prägt eine Familie«, so Kattari.

»Wer möchte sich anmaßen, darüber zu urteilen, wer nach Grassau kommen kann?«, fragte er und erzählte aus seiner eigenen Familie mit geflüchteten Großeltern. »Niemand gibt freiwillig seine Heimat auf. Menschen sind teilweise zwischen zwei Welten gefangen«, so Kattari. Integration sei ein universelles Thema, und auch ein Zugezogener müsse sich in die Dorfgemeinschaft integrieren. Integration stelle so einen Neuanfang dar.

Die vielen Gäste bei der Ausstellungseröffnung hatten Gelegenheit, sich mit den Porträtierten auch auszutauschen, Intention und Gefühl abzufragen und stießen auf Offenheit und Zuversicht. Junge und Ältere, Frauen und Männer wurden gleichermaßen gezeigt.

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis Ende des Jahres während der Öffnungszeiten des Kleiderschranks des Vereins Integer montags von 9 bis 11 Uhr und mittwochs von 15 bis 18 Uhr sowie auch auf Anfrage zu besichtigen. tb