Bildtext einblenden
Wolfgang Krebs als Edmund Stoiber auf der Suche nach potentiellen bayerischen Himmelsbewohnern unter den Spitzenpolitikern. (Foto: Eder)

Feines politisches Kabarett: Stoiber, Söder, Aiwanger oder Merkel - alle kamen dran

Grassau – Die Eigenarten im Sprechen und in der Gestik unserer Spitzenpolitiker zu imitieren, beherrscht Kabarettist Wolfgang Krebs wie kein anderer. Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn hob sich nun in Grassau wieder der Vorhang für ein Kabarett – und mit Wolfgang Krebs war ein absoluter Spitzenkabarettist engagiert worden, der das Publikum mit seiner scharfsinnigen Beobachtungsgabe, seiner Wandlungsfähigkeit, seinem spitzen Humor und Wortspielen begeisterte. Ob Stoiber, Söder, Aiwanger oder Merkel, alle wurden zum Rapport gerufen.


»Vergelt's Gott«, so der Titel des Programms von Wolfgang Krebs. Der Himmel ist so leer wie ein veganes Gasthaus in Altötting und die Weltreligionen konkurrieren. Edmund Stoiber philosophiert, woran dies liegen könne. Schließlich sei nur der Hinduismus nichts für CSU-Mitglieder, denn diese brauchen in jedem Ort einen Leithammel, so Krebs als Edmund Stoiber. Dass Armin Laschet keine Chance hatte, die Wahl zu gewinnen, war Stoiber klar, mit vorne »arm« und hinten »lasch«. Und kaum sind die Grünen dran, wird alles teurer und es herrscht Krieg. Doch er, Stoiber, wolle Mutmacher sein und so fährt er dieses Jahr auf die Barrikaden. Wahrscheinlich begegnen ihm da die Spazierdenker und Quergänger, die Novavax mit »Bohnawax« verwechseln. Er, Stoiber, habe früher mit Koks geheizt, dann mit Heizöl. Nachdem seine Frau eine Sauna wollte, wurde auf Gas umgestellt und nun Pellets, aber Holz darf man auch nicht verheizen und die Wasserstoffbrennzelle droht zu explodieren. Stoiber warnt, denn bald werde es andere Spaziergänger geben, mit gelben Westen und der Gasrechnung in der Hand.

König Ludwig im Himmel fragte auch Hubert Aiwanger, den Geschaftlhubert, der nicht der verlängerte Arm der CSU sein möchte, wie sich dieser auf das Himmelreich vorbereite. Als Niederbayer, dort zuhause, wo Frauen noch im Stall oder am Herd stehen, habe er, Aiwanger einen guten Draht zum Himmel. Aiwangers Dialekt, so warf Kabarettist Krebs zwischen das Gespräch der beiden Herrschaften ein, wird nur in dem Stall, aus dem Aiwanger kommt, gesprochen, und statt fünf Vokale reduziert der Niederbayer auf vier, damit er schneller im Denken und Sprechen sei. Das Publikum meinte schon fast den realen Aiwanger vor sich zu sehen, so perfekt mimte Krebs den Politiker.

Der bayerische Durchschnittsbürger hingegen wurde durch die Figur des Schorsch Schäberl repräsentiert, der Vorsitzender von 30 Ortsvereinen ist und sich beschwert, weil man sich nunmehr nicht mehr traut, einen Russen im Wirtshaus zu bestellen. Auch fragt sich der Schorschi, als was er noch im Fasching gehen kann und kommt zum Entschluss, dass man als Depp gehen könnte, die seien nie in der Minderheit.

Natürlich wird auch Markus Söder auf seine Tauglichkeit für den Himmel überprüft. Söder kennt nur das Gebot, »du sollst keine anderen Präsidenten neben mir haben« und Seehofer möchte nicht mit Söder gemeinsam im Paradies sein. Der Rundumschlag trifft auch auf Hubertus Heil, ein Arbeitsminister, der noch nie etwas gearbeitet habe und Boris Palmer, der für jede Lösung ein Problem hat.

Die Regierung sparte Krebs nicht aus, sah »König Olaf« zur Salzsäule erstarren, Benzinpreise, die nicht mehr zu bezahlen sind, das Impfziel weit verfehlt und grüne Minister, die sich um Kohle und Gas kümmern müssen. Insgesamt eine Ampel mit einem schwachen Blinklicht. Kevin Künert müsse im Kinderparadies abgeholt werden. Gut, dass es da den »Law and Söder« gebe, der betonte, dass das »s« in CSU wieder für sexy stehen müsse und er sich mit Friedrich Merz ausgesöhnt habe, der weiterhin alle mit heißer Luft versorge. Tempo 130 auf den Autobahnen lehnt Söder ab, denn er muss von Termin zu Termin rasen. Annelena Baerbock sehe echt klasse aus und er müsse nun mit Charmeoffensive kontern. Und wie kommt man nun in den Himmel? Natürlich nur, wenn immer fleißig CSU gewählt werde und man den »Söderweg« nicht mit »Söder weg« verwechselt.

Froh ist Angela Merkel, nun im Ruhestand zu sein und erinnert sich an die »heißen Schnittchen«, wie den Boris Johnson, der wenigstens ein Typ sei. Sie würde am liebsten die Maskenpflicht bis zum Jahresende verlängern, um sich an ihn zu gewöhnen. Ein Folgeauftrag für sie könnte die Inszenierung eines Krippenspiels sein, mit Armin Laschet als Ochs, Friedrich Merz als Esel, der sich, wenn’s Geld passt, vor jeden Karren spannen lässt und mit Markus Söder natürlich als Jesus sowie Andreas Scheuer als Stern von Bethlehem.

Wie geht es weiter? Deutschland müsse Gas geben, aber das Gas geht durch die Decke und mit der Ostsee-Pipeline wird in die Röhre geschaut. Mehr Tempo ist auch nicht mit einer Ampel möglich, denn grün wird’s nie, rot bedeutet Stau und gelb wird’s nur ganz kurz.

Der ÖPNV muss attraktiver werden. Bahnhöfe müssen einen Namen bekommen. Er, Söder würde seinen Namen für den Überseer Bahnhof hergeben. Ob das die Überseer wollen, sei dahingestellt. Sicher ist, dass es der Himmel mit den baye-rischen Politikern und der Regierung nicht einfach hat und dennoch, so betonte Krebs zum Ende seiner perfekten, überspitzten und einfallsreichen Darstellung, kommen doch alle in den Himmel, schließlich ist die Hölle schon voll mit bayerischen Politikern.

Wolfgang Krebs begeisterte, faszinierte und strengte manchmal auch etwas an, schließlich jagte eine Pointe die nächste. Gut, dass Krebs nicht nur sprachlich, sondern auch vom Aussehen her in die jeweils verkörperte Person schlüpfte. So konnte man sich die Herren Söder, Aiwanger, Stoiber noch besser in ihren Positionen vorstellen. Ein Kabarett, dass sicher auch ein zweites Mal lohnt, anzusehen.

Im Grassauer Hefter Kultur Saal geht es munter weiter mit Kabarett. Bereits am Samstag um 20 Uhr mit dem Wiener Kabarettisten Alfred Dorfer, der sein Soloprogramm »und…?« vorstellt.

tb