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Am Luftbild wurden nicht nur Bereiche markiert,es wurde auch diskutiert. (Foto: Eder)

Erste Bürgerwerkstatt zur Aufstellung des Flächennutzungsplans der Marktgemeinde traf auf reges Interesse

Grassau – Bis der neue Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan aufgestellt und rechtsgültig ist, wird noch viel Zeit vergehen, denn das Verfahren ist aufwändig. Um die Zukunft der Gemeinde gemeinsam mit möglichst großer Bürgerbeteiligung zu entwickeln, wurde nun die erste Bürgerwerkstatt im Heftersaal mit großer Beteiligung abgehalten. Bürgermeister Stefan Kattari zeigte sich bei der Auftaktveranstaltung äußerst zufrieden mit der großen Resonanz.


Der Ortsentwicklungsbeirat habe sich mit den Vertretern der Planungsbüros »Plankreis« das Gemeindegebiet angesehen, um diese mit dem Ort, der Landschaft und den Einrichtungen vertraut zu machen. Der Flächennutzungsplan sei ein Steuerungselement für die künftige Bauentwicklung und solle zwei Jahrzehnte in die Zukunft wirken. Seine Entwicklung sei ein umfangreiches Verfahren, das mehrere Jahre dauern könne, so Kattari.

Der Flächennutzungsplan habe keine unmittelbare Einwirkung auf Grund-stücke, gebe aber die Richtung vor und diene der Entwicklung von Bebauungsplänen. Auch betonte Kattari, der derzeitige Flächennutzungsplan von 1983 stamme aus einer Zeit, in der das Heizöl noch 30 Pfennig kostete, von Klimawandel noch keine Rede war, es kein Internet gab und Grassau 5300 (heute 7000) Einwohner hatte. In 40 Jahren habe sich viel verändert.

Zudem sei der Flächennutzungsplan nach über 80 Änderungen sehr unübersichtlich geworden. Man müsse nicht 40 Jahre in die Zukunft, aber zumindest 15 bis 20 Jahre planen.

Fragen, welche Entwicklung man sich vorstellen könne, und welche verhindert werden müssten, stünden im Raum. Kattari versprach, dass immer wieder über den Zwischenstand informiert werde und der Stand des Verfahrens auf einer eigens eingerichteten Unterseite der Gemeinde-Internetseite abrufbar sei. Ihm sei es wichtig, Rückmeldungen aus allen Bevölkerungsschichten zu erhalten, nicht nur von Grundeigentümern.

Stadtplaner Jochen Gronle vom Planungsbüro Plankreis erklärte, der Flächennutzungsplan sei das zentrale strategische Planungsinstrument für die bauliche Entwicklung. Alle künftigen Bodennutzungen sollten darin integriert sein. Der rechtsformelle Plan sei für Gemeinde und Behörden bindend. Von ihm sei aber kein Baurecht abzuleiten. Man befinde sich auf der informellen Ebene, der sich das offizielle Verfahren mit Vorentwurf, Entwurf und Plan anschließe. Dargelegt wurde die Ausgangssituation mit Siedlungsdichte, aber auch die Herausforderungen beim flächensparenden Umgang mit Grund und Boden sowie Klimaschutz.

Aufgabe des Landschaftsplans sei, die Entwicklung von Natur und Landschaft, Schutzgebieten, Gewässern, Erholung, Freizeiträume und Forstwirtschaft darzustellen und auch Klimaanpassungen zu berücksichtigen, berichtete Sigrid Ziesel, Landschaftsarchitektin des Planungsbüros WGF in Nürnberg. Sie sprach von Multicodierung von Flächen, die mehrere Anforderungen erfüllen müssen, wie neben der Bewirtschaftung auch Schutz vor Hitze oder Starkregen.

Nach den Erklärungen wurden die Bürger aufgefordert, ihre Erwartungen und Wünsche auf Karteikarten zu notieren, die dann an eine Pinwand geheftet und diskutiert wurden. Vor allem die Themen bezahlbare Wohnungen, Wohnbebauung, Energie und Klima wurden genannt, aber auch das Jugendangebot sollte verbessert und weniger Bauflächen sollten ausgewiesen werden. Gewünscht wurden eine bessere Verkehrsführung, keine Einschränkung der Landwirtschaft, Hochwasserschutz, Energieautarkie, gerechte Bauleitplanung, Jugendkultur.

An einem großen Luftbild konnten die Bürger mit Punkten markieren, welche Räume besonders geschützt werden sollten und wo man sich Entwicklungen vorstellen könne. So wurde eine bessere Infrastruktur vor allem im Personennahverkehr gewünscht und auf den Radverkehr verwiesen. Rund um die Schule wurde eine andere Verkehrsführung empfohlen.

Art und Größe der Bebauung wurden angesprochen, und ob diese noch in den ländlichen Raum passe. Gleichwohl markierten einige die Durchlüftungsschneisen, die bleiben sollten, damit die Ortsteile nicht zusammenwachsen. Diskutiert wurde über das Sportgelände und das Körtinggelände.

Gewünscht wurde, dass auf großen Dachflächen PV- Anlagen installiert werden und auch freie Flächen dafür vorgeschlagen werden. Kritisiert wurde der zunehmende Verkehr auf der Gänsbachstraße. Angeregt wurde weiter, dass auf Flächen einheimischer Bürger den Nachkommen auch das Bauen ermöglicht wird.

Im Rahmen der Bürgerbeteiligung steht auf der Internetseite der Marktgemeinde bis 1. Dezember ein Fragebogen auf der Unterseite Aufstellung Flächennutzungsplan. An der Befragung können alle Bürger teilnehmen. Sie helfen damit auch bei der Gestaltung des Flächennutzungsplans. In den nächsten Monaten werden sich die Planungsbüros einer Bestandsaufnahme und den Analysen widmen. Eine weitere Bürgerwerkstatt ist dann für das Frühjahr 2023 geplant.

tb