So präsentierte sich der Auftakt zu Heinrich von Kleists »Der zerbrochne Krug«. Das Stück wurde am Isinger Gymnasium ohne großes Ensemble und ohne opulentes Bühnenbild gezeigt. Schauspieler Groß übernahm alle Rollen in der auf 80 Minuten gekürzten Fassung. Was folgte, war ein Wechselspiel aus Dialekten und Akzenten. Dorfrichter Adam sprach in klarem Hochdeutsch, Marthe klagte in einem norddeutschen Dialekt, während Walter mit amerikanischen Akzent redete. Mit diesem Kniff grenzte der Schauspieler die dargestellten Personen auf der Bühne klar voneinander ab, ohne dass es jemals verwirrend wurde. Besonders in den hitzigen Wortgefechten halfen die unterschiedlichen Sprachfarben, den Überblick zu behalten.
Reimund Groß stellte das Lustspiel mit einer besonderen Leichtigkeit dar. Die heiteren Momente waren natürlich und nicht aufdringlich, wobei die Komik der Situation stets in den feinen Nuancen lag. Der Humor entfaltete sich subtil, doch er war spürbar. Immer wieder war im Publikum Kichern und leises Lachen zu hören.
Die Inszenierung hatte ein klares Ziel: Verständlichkeit. Kleists Sprache, oft als sperrig und schwer zugänglich empfunden, wurde bewusst vereinfacht. Schließlich saßen in den Reihen Neunt- bis Zwölftklässler, die nicht mit altmodischen Formulierungen überfordert werden sollten. So blieb die Aufmerksamkeit hoch, die Lacher kamen an den richtigen Stellen, und die Spannung hielt bis zum Schluss.
Doch nicht nur auf der Bühne passierte etwas – auch im Publikum. Mehrmals sprang der Schauspieler in die Reihen, um die Hysterie von Marthe darzustellen. Da stand er plötzlich neben einem Schüler, riss die Arme in die Höhe, klagte lautstark über das Unrecht, das ihr widerfahren war. Ein Raunen ging durch den Raum, einige lachten, andere zuckten erschrocken zusammen.
»Der zerbrochne Krug« wird für die kommenden Jahre eine der beiden Pflichtlektüren im bayerischen Deutsch-Abitur sein. Diese Aufführung bot also nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine wertvolle Vorbereitung für die Schüler. fb