Denn bei vielen anderen öffentlichen Bauvorhaben werde der Kostenvoranschlag weit überzogen, bei der Schulhaussanierung in Chieming aber trotz schwieriger Gesamtsituation weitgehend eingehalten. »Das finde ich super und das muss auch mal gesagt werden«, sagte Neuhauser. Seine Frage an den Rathauschef bezog sich auf die vier Mehrfamilienhäuser, die in Egerer in Verlängerung der Eggartstraße, westlich der Staatsstraße und gegenüber des Lidl-Marktes, gebaut werden sollen. Für die insgesamt 36 Wohneinheiten sind 39 Stellplätze nachzuweisen, also gerade mal ein Stellplatz je Wohneinheit, berichtete Neuhauser. Gängige Praxis seien aber 1,5 bis 2 Stellplätze je Wohneinheit. »Das Siedlungsgebiet ist jetzt schon dicht bebaut, es ist alles sehr beengt, nur ein Stellplatz je Wohneinheit geht aus unserer Sicht nicht«, betonte Neuhauser. Er ist der Meinung, dass mindestens 1,5 Stellplätze je Wohneinheit angemessen seien.
Bürgermeister Reichelt informierte, dass die Stellplatzpflicht ab 1. Januar für alle Neubauten aufgehoben wurde. Wie viele Stellplätze künftig nachzuweisen sind, könne entweder durch eine gemeindliche Stellplatzsatzung oder über den Bebauungsplan geregelt werden. Dabei sei die Zahl der Stellplätze künftig auch von der Größe der Wohnungen abhängig. Auch dürfen die, vom Gesetzgeber vorgeschriebenen maximal zwei Stellplätze je Wohneinheit, nicht überschritten werden. Reichelt kündigte an, dass der Gemeinderat schon bald über den Erlass einer Stellplatzsatzung oder über die Festsetzung der Stellplätze im Bebauungsplan »Egerer« diskutiert. Auch der Rathauschef ist der Meinung, dass Fahrzeuge der Bewohner nicht an den Siedlungsstraßen stehen sollten. Für Rettungsdienste oder Entsorgungsfahrzeuge müssten die Straßen ungehindert befahrbar sein. »Wir müssen schauen, dass wir eine Regelung finden, von der alle Seiten profitieren«, sagte Reichelt. Friedrich von Mallinckroth äußerte seine Verwunderung, dass an einem neu erbauten Gebäude mit fünf Wohneinheiten an der Ecke Stötthamer Straße/ Gallingerstraße nicht zu erkennen ist, wo rund ums Haus noch Platz für Pkw-Stellplätze sein soll. Er wollte von Bürgermeister Reichelt wissen, ob ausreichend Stellplätze nachgewiesen sind. Reichelt sagte, dass der Eigentümer die acht geforderten Stellplätze nachweisen könne. Somit habe alles seine Richtigkeit.
Planungen für Kreisverkehr kritisiert
Norbert Gruchmann missfällt die Planung für den Kreisverkehr, der an der Staatsstraße, Abzweigung Poststraße, entstehen soll. Dass die Erschließung der vier Mehrfamilienhäuser, die in Egerer entstehen sollen, vom Süden über die Eggartstraße erfolgen soll, stört Grohmann ebenfalls sehr. Er wollte wissen, warum die Erschließung der vier Häuser mit 36 Wohneinheiten nicht direkt an die Staatsstraße erfolge. Als unmittelbarer Anlieger seien sein Grundstück und sein Wohnhaus von den Planungen am allermeisten betroffen. Er zweifele an der Prognose, dass nur 180 Fahrzeuge pro Tag die Eggartstraße befahren. Der Chieminger geht davon aus, dass die Verkehrsbelastung und der damit verbundene Verkehrslärm um ein Vielfaches höher sein wird. »Es quetscht sich der gesamte Verkehr durch die Straße.« Auch sei geplant, die Straßen zu verbreitern. Für sein Eigentum bedeute dies eine erhebliche Wertminderung. Gruchmann kritisierte auch die Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h auf der Staatstraße 2095 durch Egerer. Das sei viel zu schnell. Es sei Aufgabe der Gemeinde, auf eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h zu drängen, wie bei einer geschlossenen Ortschaft, um damit die Bürger zu schützen, forderte Gruchmann.
Bürgermeister Reichelt betonte, dass neue Straßen nach dem aktuellen Stand der Technik gebaut werden. »Bestand bleibt Bestand, daran wird nichts geändert, auch nicht die Fahrbahnbreite.« Berücksichtigt werden auch die Anbindung und Fortführung des Radwegs entlang der Poststraße. Dass die Planung diesbezüglich geändert werden müsse, wurde an die Planer bereits weitergegeben. Eine neue Zufahrt zur Staatsstraße mache die Situation nicht besser, darüber aber könne die Gemeinde nicht bestimmen, machte der Rathauschef deutlich. Dies gelte auch für die Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Staatstraße. Das sei Sache des staatlichen Bauamtes und der Straßenverkehrsbehörde.
»Es wäre füralle ein Gewinn«
Irmgard Immerz bedauerte, dass der »schöne Wald- und Wiesenweg« von Stöttham zur Filialkirche St. Johannes der Täufer künftig nicht mehr für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. Die Eigentümer hätten nach ihrer Kenntnis eine Auflassung beantragt. »Es wäre aber für alle ein Gewinn, wenn der Weg erhalten bleibt«, so die Rednerin. Reichelt bestätigte, dass die Eigentümer des Wegs, der für die Öffentlichkeit gewidmet ist, eine Auflassung beantragt haben. Diesem Antrag muss die Gemeinde nachkommen und ein entsprechendes Verfahren einleiten. Das Verfahren laufe noch, der Gemeinderat werde sich voraussichtlich im April mit der Angelegenheit befassen. Ein weiterer Redner fragte an, wann mit der Vergabe von Grundstücken für Einheimische nach dem Ansiedlungsmodell zu rechnen ist. Der Bürgermeister sagte, dass im Mai und Juni damit begonnen werde.
Sebastian Heller, Asyl- und Migrationsbeauftragter der Gemeinde, warb bei den rund 100 Teilnehmern der Versammlung im Chiemseer Wirtshaus dafür, sich als Ehrenamtliche für den Deutschunterricht für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft zu engagieren. Die staatlicherseits vorhandenen Angebote für Sprachkurse seien begrenzt und reichten nicht aus, den Bedarf zu decken. Zudem sei es gerade für Frauen, mangels Mobilität oder zwischenzeitlicher Kinderbetreuung, nicht so einfach, an den Kursangeboten teilzunehmen. Ein dauerhafter und solider Deutschunterricht vor Ort wäre eine wichtige und wertvolle Brücke für die Menschen.
Begonnen hatte die Bürgerversammlung mit einem ausführlichen, rund eineinhalbstündigen Rechenschaftsbericht zum Jahr 2024 von Bürgermeister Stefan Reichelt. Alle Informationen dazu sind in einer106-seitigen Broschüre nachzulesen, die für die Teilnehmer der Bürgerversammlung bereitlagen oder im Rathaus erhältlich ist.
Sozialfonds der Gemeinde große Hilfe
Zum Abschluss dankte der Rathauschef allen ehrenamtlich Tätigen in der Gemeinde. Durch deren Engagement »ist Chieming eine liebens- und lebenswerte Gemeinde.« Unter den Neuerungen des vergangenen Jahres hob Reichelt besonders die Einführung eines Sozialfonds hervor. Damit könnte Bürgern, die unverschuldet in Not geraten sind, kurzfristig und unbürokratisch geholfen werden. »Es ist eine sichtbare Erleichterung für die Betroffenen«, sagte Reichelt. Er würdigte alle Spender, welche die finanzielle Basis für die Sozialfonds schaffen. pv