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Die sechs Jahre alte Aurelia präsentierte während der Malaktion der Bürgerhilfe Bergen-Vachendorf stolz ihr Kunstwerk. (Foto: Nistler)

Zwei Gemeinden, eine Mission: Die Bürgerhilfe Bergen-Vachendorf stellte sich vor

Bergen – Ein buntes Bild aus Kinderhand, flatternd im Wind – beim Flohmarkt in Bergen wurden nicht nur Raritäten aus privater Hand verkauft, sondern auch Zeichen der Solidarität gemalt. Die Soziale Bürgerhilfe Bergen-Vachendorf hatte einen Malwettbewerb organisiert – ein sympathischer Auftritt mit klarer Botschaft: »Wir sind da, wenn's drauf ankommt.«


Seit 13 Jahren gibt es den gemeinnützigen Verein, der Bürger aus Bergen und Vachendorf in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Doch trotz langjährigem Bestehens ist die Initiative in der Öffentlichkeit kaum präsent. Das will die neue Vorstandschaft unter Vorsitz von Andreas Hess ändern. »Wir möchten, dass mehr Menschen wissen, dass es uns gibt – und dass jeder bei uns Hilfe bekommen kann«, sagt er.

Denn die Bürgerhilfe ist mehr als ein Spendenve-rein. Es geht nicht primär um finanzielle Unterstützung, auch wenn diese im Einzelfall möglich ist, sondern vor allem um praktische, menschliche Hilfe im Alltag. »Viele Aufgaben, die früher die Kirchen übernommen haben, können heute personell nicht mehr abgedeckt werden. Wir springen genau da ein, wo plötzlich jemand allein dasteht«, so Hess.

Konkret bedeutet das: Begleitung beim Einkauf, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Unterstützung bei Anträgen, aber auch das Organisieren eines Fahrdienstes für Menschen, die sich Mobilität nicht mehr leisten können. Hilfe gibt es bei Krankheit, plötzlichem Verlust, Trennung oder Pflegebedürftigkeit – aber auch in vorbereitender Form, etwa bei der Erstellung von Patientenverfügungen oder Vorsorgevollmachten. »Wir wollen, dass niemand in unseren Gemeinden vergessen wird – vor allem nicht dann, wenn er oder sie wirklich niemanden mehr hat.«

Ein besonderes Projekt, das die Bürgerhilfe an ihre Mitglieder weitergibt, ist die sogenannte SOS-Info-Dose des Bayerischen Roten Kreuzes. Sie enthält lebenswichtige medizinische Informationen und wird im Kühlschrank aufbewahrt – ein standardisierter Ort, an dem Rettungskräfte im Notfall gezielt nachsehen können. »Diese Dose kann im Ernstfall Leben retten«, sagt Hess. Als Mitglied der Bürgerhilfe erhält man sie kostenlos.

Mit solchen Maßnahmen knüpft die Bürgerhilfe an etwas an, das in der modernen Gesellschaft häufig verloren zu gehen droht: nachbarschaftliche Fürsorge. Und sie tut das über Gemeindegrenzen hinweg. Dass Bergen und Vachendorf – beides eigenständige Kommunen – gemeinsam hinter dem Projekt stehen, ist für Andreas Hess ein wichtiges Zeichen: »So eine gute Zusammenarbeit zwischen zwei Gemeinden wünscht man sich. Sie zeigt, dass man gemeinsam mehr bewegen kann.«

Die Bürgerhilfe wird getragen von einem aktiven Team aus derzeit neun ehrenamtlichen Kräften. Finanziert wird der Verein überwiegend über Mitgliedsbeiträge ab einem Euro im Monat, ergänzt um Spenden. Jeder Euro bleibe in der Region und komme direkt den Menschen am Ort zugute, betont Hess. Besonders wichtig ist ihm: »Jeder darf sich an uns wenden – nicht nur Mitglieder. Und jeder kann Mitglied werden.«

Mit Aktionen wie dem Malwettbewerb will der Verein künftig öfter in Erscheinung treten, um Aufmerksamkeit zu wecken und neue Unterstützer zu gewinnen. Dass dabei fröhliche Kinderbilder helfen, ist für Andreas Hess kein Widerspruch: »Wenn die Bürgerhilfe sichtbar wird, merken die Leute auch: Da ist jemand, der sich kümmert.« jni