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Peter Probst hat in einem Entsorgungscontainer auf der Baustelle Maxhütte ein Grabkreuz gefunden, herausgenommen und an seiner Gartenanlage aufgestellt. Was für ein Schicksal hat der schon mit neun Jahren verstorbene Bub erlitten?

Wer war der »liebe Ernstl«? – Peter Probst fand ein Grabkreuz und will das Schicksal des verstorbenen Buben kennenlernen

Bergen – Wer war der »liebe Ernstl«? Diese Frage geht Peter Probst nicht mehr aus dem Kopf. Auf der großen Baustelle Maxhütte hat er ein hölzernes Grabkreuz gefunden. Die Inschrift lautet: »Hier ruht unser lieber Ernstl geb. 19.01.38 gest. 11.2.47 Auf Wiedersehn.« Für das Schicksal dieses Bubens, der bereits mit neun Jahren in die Ewigkeit einging, interessiert sich Peter Probst – und zwar von A bis Z.


Bezahlbaren Wohnraum schafft die Gemeinde Bergen auf dem Gelände der früheren Maxhütte, die von 1562 bis 1932 Eisen gewann und verarbeitete. Die Gebäude des einstigen Industriebetriebes des Staates hat die Gemeinde schon vor Jahr und Tag erworben. Und schon seit geraumer Zeit ist sie damit beschäftigt, die alten Gebäude zu sanieren. Das »Kassierhaus« ist fertig, am »Schlackenhaus« wird noch eifrig gearbeitet. Und mit dem »Gelbhaus« ist die Gemeinde in der Planungsphase. Zu diesem Großprojekt Maxhütte gehört auch die Neugestaltung des Außenbereichs mit Gartenanlagen, Garagen und Holzhütten. Vieles hat sich im Laufe der Jahre in diesen alten Hütten angesammelt. Nicht alles wird in die Zukunft mitgenommen, sondern wird stattdessen entsorgt. Und dieser Weg war auch für das hölzerne Grabkreuz schon vorgezeichnet, das schön bemalt und beschrieben an den »lieben Ernstl« erinnert.

Peter Probst, seit Jahrzehnten Mieter im »Gelbhaus« und von Beginn an aufmerksamer Beobachter und Dokumentierer der Bautätigkeiten, hat das Kreuz gefunden und aus dem Entsorgungscontainer gerettet. »So ein Kreuz einfach auf den Müll zu schmeißen, das geht doch überhaupt nicht«, sagt er. Probst rettete das Kreuz, jetzt steht es – gut sichtbar – am Eingang seiner gepflegten Gartenanlage.

Welch trauriges Schicksal der »Ernstl« erlitten hat, welche Mutter, welcher Vater um dieses Kind geweint hat – Peter Probst würde es gerne wissen. Schon den einen oder anderen hat er gefragt – bislang jedoch ohne Erfolg. Antworten auf seine Fragen hat er nicht bekommen. Selbst Alteingesessene konnten nicht Auskunft geben. »Ich habe auch schon einige alte Maxhüttler gefragt, aber keiner hat was über Ernstl gewusst«, so Peter Probst. Bei einer Besichtigung der Baustelle hat Gemeinderat Herbert Berger von der Geschichte erfahren. Spontan sagte er zu, sich um Aufklärung zu bemühen. Beim Einwohnermeldeamt beziehungsweise beim Standesamt der Gemeinde, auch bei der Pfarrei fragte er an. Dort erhielt er die Zusicherung, alte Unterlagen zu sichten und – soweit möglich – bei der Aufklärung zu helfen.

Peter Probst bittet aber auch jeden, der etwas über den »Ernstl« weiß, sich zu melden. Eventuell ist das Schicksal von »Ernstl« auch Teil der Geschichte einer Maxhütten-Familie.