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Foto: FDL/Lamminger

Unfall an der Hochfellnseilbahn – Gleitschirmflieger bleibt in Seilen hängen

Bergen – Glimpflich ausgegangen ist ein Großeinsatz der Bergwacht an der Hochfellnseilbahn: »Alle Personen sind gerettet, keiner ist schwer verletzt – auch der Gleitschirmflieger nicht«, so Christoph Mitterer, der Leiter der Bergwachtbereitschaft Bergen.


Update, Bergwacht Bergen, 5. Mai, 11.38 Uhr

Große Rettungs- und Evakuierungsaktion der Bergwacht Bergen: Ein Gleitschirmflieger hatte sich am Donnerstagnachmittag bei einem Flugmanöver in den Seilen der Hochfelln-Seilbahn verfangen. Der Schirm hatte sich um die Tragseile gewickelt und den Mann vor dem Absturz bewahrt. Der 26-Jährige aus dem LandkreisAltötting blieb bei dem Manöver unverletzt, konnte sich aber selbst nicht mehr aus seiner Lage befreien und hing rund 80 Meter über dem Boden im Drahtseil. Die Bahn musste bei dem Vorfall abrupt stoppen.

Beide Kabinen der Seilbahn kamen auf freier Strecke zwischen Mittel- und Bergstation zum Stehen. Die Rettungsgondel konnte wegen des Gleitschirms in den Seilen nicht eingesetzt werden. In den beiden Kabinen der Pendelbahn waren zu diesem Zeitpunkt rund 20 Personen. Am Hochfelln-Gipfel befanden sich noch weitere 50 Personen - darunter Säuglinge, ältere Menschen, eine schwangere Frau sowie zwei Hunde. Die Bergwacht Bergen alarmierte ein großes Aufgebot an Rettungskräften aus den umliegenden Bergwacht-Bereitschaften.

In den nächsten Stunden koordinierte die Einsatzleitung zwei parallel laufende Einsätze: Die Rettung des Gleitschirmfliegers einerseits, andererseits die Evakuierung der Hochfelln-Seilbahn. Parallel arbeitende Gruppen von der Bergwacht kletterten entlang der Seile zu den Kabinen. Dort betreuten sie die Fahrgäste, legten ihnen Rettungsgurte an und ließen sie mithilfe spezieller -Sets gesichert zu Boden. Die untere Gondel schwebte rund 20 Meter über dem Boden, die obere ca. 30 Meter. Mit mehreren Hubschraubern von der Landes- und Bundespolizei sowie von der SARR-Staffel der Bundeswehr wurden so mehr als 60 Personen evakuiert. Da eine Rettung des Gleitschirmfliegers aus der Luft nicht möglich war, mussten die Retter von der Bergwacht am Tragseil zu dem Gleitschirmflieger abfahren. Dabei mussten sie in aufwändiger Sicherungsarbeit eine Strecke von mehreren hundert Metern bewältigen und unterwegs Stützen und Seilreiter überklettern.

Mittlerweile war es dunkel. Wegen der langen Fahrstrecke musste zusätzlich zum standardisierten Rettungsequipment der Bergwacht ein spezielles Seilfahrgerät für Bergungsaktionen an Drahtseilen organisiert werden. Damit konnten die Retter den Gleitschirmflieger schließlich gegen 1.45 Uhr zu Boden ablassen und ins Tal bringen.

Anschließend kamm der Mann zur routinemäßigen Abklärung in ein Klinikum. Insgesamt waren neun Bergwacht-Bereitschaften mit rund 70 Einsatzkräften im Einsatz, außerdem mehrere Dutzend Helferinnen und Helfer von Polizei und Landratsamt, Freiwilliger Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst sowie vom Landrettungsdienst. Insgesamt waren auch vier Hubschrauber im Einsatz. Der letzte Vorfall mit einem Gleitschirmflieger an einer Seilbahn in Bayern war die Rettungsaktion an der Tegelbergbahn im August 2011.

Erstmeldung, Freitag, 5. Mai, 9.10 Uhr

Nach Augenzeugenberichten geriet am Donnerstag gegen 15 Uhr ein Gleitschirmflieger aus noch ungeklärten Gründen zwischen der Mittelstation und dem Gipfel in zwei Seile der Seilbahn und blieb mit seinem Schirm in den Seilen hängen. Ein Fahrgast bemerkte den Unfall, man stoppte die Bahn sofort. Zahlreiche Bergwachten zwischen Berchtesgaden und Rosenheim, das BRKK, Malteser, Polizei, Feuerwehr, sowie vier Hubschrauber erhielten eine Alarmierung.

Die Hubschrauber flogen rund 70 Personen vom Gipfel des Hochfellns hinunter zur Talstation, wo sich die meisten Einsatzkräfte aufhielten. Die betroffenen Personen verhielten sich ruhig und trugen damit zu einem reibungslosen Ablauf bei.

Zeitgleich machten sich die Helfer der Bergwacht auf den Weg zum verunglückten Gleitschirmflieger. Sie mussten von der Gipfelstation am Seil in Richtung Mittelstation. Bei Einbruch der Dunkelheit waren die Rettungskräfte noch weit entfernt vom Gleitschirmflieger. Der Einsatz ging am Freitag zu Ende.