Nahostkonflikt - Anschlag in Jerusalem
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Rettungskräfte am Ort eines Anschlags, bei dem in Jerusalem mehrere Menschen getötet wurden. Foto: Mahmoud Illean/DPA
Nahostkonflikt - Anschlag in Jerusalem
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Bei dem Anschlag wurden mindestens sechs Menschen getötet. Foto: Mahmoud Illean/DPA
Nahostkonflikt - Anschlag in Jerusalem
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Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Mitte) besuchte den Ort des Anschlags. Foto: Ronen Zvulun/DPA
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Ein Augenzeuge berichtete, die Angreifer hätten auch in einen Bus geschossen. Foto: Mahmoud Illean/DPA

Sechs Tote bei Anschlag in Jerusalem - Zwei Täter erschossen

Jerusalem (dpa) - An einer Bushaltestelle im Norden Jerusalems fallen tödliche Schüsse. Die palästinensischen Attentäter werden erschossen. Regierungschef Netanjahu droht mit harten Schritten gegen mögliche Helfer.


Beim Anschlag zweier Palästinenser im Norden Jerusalems sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Fünf Männer und eine Frau kamen nach Krankenhausangaben und laut Sanitätern ums Leben. Rund zehn weitere Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Die beiden Attentäter wurden nach Polizeiangaben von einem Soldaten und bewaffneten Zivilisten erschossen. 

Nach Angaben der Polizei schossen die Täter auf Wartende an einer Bushaltestelle. Ein Augenzeuge sagte, sie hätten auch in einen Bus geschossen. Ein Sanitäter berichtete: »Als ich am Einsatzort ankam, sah ich mehrere Schussverletzte am Boden liegen, einige von ihnen waren bewusstlos.«

Netanjahu kündigt »noch härtere Schritte« an

Israels Polizei nahm eigenen Angaben zufolge einen Einwohner des arabisch geprägten Ostteils von Jerusalem fest. Man prüfe den Verdacht, dass er an der Vorbereitung der Tat beteiligt war. 

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hielt eine Sicherheitsberatung ab und besuchte den Ort des Anschlags. Er drohte mutmaßlichen Helfern der Attentäter. »Wir werden jeden erreichen, der ihnen geholfen und sie ausgesandt hat, und wir werden noch härtere Schritte ergreifen«, sagte der Regierungschef. »Wir befinden uns im Krieg, in einem intensiven Krieg gegen den Terror an mehreren Fronten.« 

Nach palästinensischen und israelischen Angaben stammten die beiden 20 und 21 Jahre alten Täter aus den palästinensischen Orten Katana und Al-Kubeiba, die im besetzten Westjordanland knapp nördlich von Jerusalem liegen. Nach Augenzeugenberichten drangen israelische Truppen in gepanzerten Fahrzeugen in beide Ortschaften vor, wie Augenzeugen berichteten. Auch in Kalandia habe es eine Razzia der Armee gegeben. 

Die israelische Armee war in den letzten Monaten bei zahlreichen Razzien vor allem im nördlichen Teil des besetzten Westjordanlands hart gegen militante Palästinenser vorgegangen. Dabei gab es immer wieder Tote und Festnahmen. 

Entsetzen nach der Tat

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte: »Dieser schockierende Anschlag erinnert uns einmal mehr daran, dass wir gegen das absolute Böse kämpfen. Die Welt muss verstehen, womit wir es zu tun haben – und dass der Terror uns niemals besiegen wird.« 

Außenminister Johann Wadephul schrieb auf der Plattform X, er sei zutiefst schockiert über »den feigen Terroranschlag«. Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat. Der französische Präsident Emmanuel Macron mahnte eine politische Lösung für den Nahost-Konflikt an. »Die Gewaltspirale muss enden«, schrieb er auf X. 

Israels Außenminister erhebt Vorwürfe gegen Autonomiebehörde

Der israelische Außenminister Gideon Saar sagte bei einem Besuch in Ungarn, die Attentäter seien aus Gebiet unter Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gekommen. Dies beweise einmal mehr, dass ein palästinensischer Staat »nur ein Ziel hätte, die Auslöschung des Staates Israel«. Er warf der Palästinensischen Autonomiebehörde, die Teile des Westjordanlandes verwaltet, vor, sie unterstütze Terror und habe »einen Staat nicht verdient«. 

Palästinensischer Präsident verurteilt Gewalt gegen Zivilisten

Der Chef der PLO, Mahmud Abbas, verurteilte »jegliche Angriffe auf palästinensische und israelische Zivilisten« sowie »alle Formen von Gewalt und Terrorismus«, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa, berichtete. Gleichzeitig erklärte Abbas, Sicherheit und Stabilität in der Region könnten nur durch ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete, einen Stopp von »Taten des Völkermords« im Gazastreifen sowie von »Terrorismus der (israelischen) Siedler im gesamten Westjordanland« erzielt werden. 

Israels Verteidigungsminister droht Hamas mit »Hurrikan«

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sprach unterdessen vor einem angekündigten tieferen Vorstoß der Armee in die Stadt Gaza eine scharfe Warnung an die islamistische Terrororganisation Hamas aus. »Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben«, schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X. 

»Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet«, schrieb Katz weiter. 

Trumps »letzte Warnung« an die Hamas

Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump eine »letzte Warnung« an die Hamas ausgesprochen, um vor dem erwarteten Vorstoß Israels ins Innere der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen. Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Hamas zeigte sich daraufhin zu »sofortigen Verhandlungen« bereit. Man begrüße »jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden«.

Nach Informationen des israelischen Senders Channel 12 sieht der Vorschlag die Übergabe aller 48 Geiseln - sowohl der lebenden als auch der toten - am ersten Tag des Inkrafttretens einer Waffenruhe vor. Im Gegenzug würde Israels Armee ihre Offensive in der Stadt Gaza einstellen. Ferner soll Israel demnach Tausende palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen, darunter Hunderte, die wegen der Tötung von Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. 

Warnungen vor Verschärfung der Lage in Gaza

Nach jüngsten Schätzungen hielten sich in der Stadt Gaza rund eine Million Menschen auf, von denen viele aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen waren. Israel hat die Zivilisten in der Stadt am Mittelmeer dazu aufgerufen, sich in Richtung Süden zu begeben. Nach Angaben Netanjahus haben bisher rund 100.000 Palästinenser die Stadt Gaza verlassen. Hilfsorganisationen warnen vor einer weiteren Verschärfung der ohnehin katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung. Israel betont, es kämpfe nur gegen die Hamas und wolle Zivilisten schonen.

© dpa-infocom, dpa:250908-930-8740/3

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