Super-Taifun »Ragasa« hat in Asien mindestens 27 Menschen das Leben gekostet und zahlreiche Menschen in der Region verletzt. Im Inselstaat Taiwan richtete der Tropensturm schwere Schäden an, mindestens 17 Menschen starben laut Behördenangaben, nachdem im osttaiwanischen Landkreis Hualien am Dienstagabend (Ortszeit) ein Staudamm übergelaufen war und Orte überschwemmt worden waren.
Bei den meisten Toten handelte es sich um ältere Einwohner des Dorfes Guangfu. Aufnahmen zeigten Sturzfluten aus Schlamm, die zwischen Häusern durchjagten. Zudem rissen die Wassermassen eine ganze Brücke weg. Unter Tränen sagte eine Bewohnerin im Fernsehsender EBC News, dass ihre 87 Jahre alte Mutter keine Zeit mehr hatte, zu entkommen und im Haus gefangen war. »Ihr Körper ist immer noch zu Hause, begraben unter Schlamm«, sagte sie.
Mehr als 30 Menschen erlitten nach offiziellen Angaben Verletzungen. Die Zahl der Vermissten sank über den Tag von 124 auf unter 20. Taiwan schickte zudem rund 5.000 Soldaten und mehr als 100 Militärfahrzeuge zur Unterstützung in das Katastrophengebiet.
Auf den Philippinen, wo der Monstersturm zuvor gewütet hatte, gab es mindestens zehn Tote, darunter mehrere Fischer, deren Boot bei hohem Wellengang gekentert war. Dem Katastrophenschutz zufolge waren in dem Inselstaat mehr als 190.000 Anwohner von »Ragasa« betroffen. Unterdessen zieht ein weiterer Sturm auf die Philippinen zu: »Bualoi« nehme immer mehr an Fahrt auf und könnte dort am Freitag in der Region Bicol im Südosten der größten Insel Luzon auf Land treffen, teilte die staatliche Wetteragentur Pagasa mit.
Sturm bahn sich Weg nach Südchina
»Ragasa« war in der Zeit von Dienstag auf Mittwoch durch die Meeresstraße von Luzon an Taiwan und den Philippinen vorbeigezogen. Auf den Babuyan-Inseln im Norden der Philippinen traf er auf Land. Der Tropensturm brachte heftigen Regen sowie Sturmböen weit über Tempo 200. Hoher Wellengang führte an den Küsten zu Überschwemmungen.
Der Taifun erreichte am Nachmittag (Ortszeit) Südchina mit der zweithöchsten Taifun-Kategorie. In der bevölkerungsreichen Küstenprovinz Guangdong wurden seit dem Vortag mehr als eine Million Menschen in Sicherheit gebracht, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Viele Großstädte Guangdongs sagten Schulunterricht ab und stoppten den öffentlichen Nahverkehr sowie Arbeitsmaßnahmen. In Küstennähe drückten Wassermassen in manche Städte und überfluteten Straßen.
Hongkong sagt Hunderte Flüge ab
Auch im angrenzenden Hongkong stand das öffentliche Leben bis zum Nachmittag (Ortszeit) in weiten Teilen still. Die Behörden riefen am Morgen die höchste Taifun-Warnstufe zehn aus und stuften sie später zurück. Am Flughafen - einem wichtigen internationalen Drehkreuz - fielen Hunderte Flüge aus. Erste Reisende sollen laut der Flughafenbehörde am Donnerstagmorgen (Ortszeit) ihre Flüge antreten können.
In der Finanzmetropole erhielten die Behörden nach eigenen Angaben Hunderte Bericht von umgestürzten Bäumen. In Krankenhäusern wurden demnach mindestens 82 taifunbedingt verletzte Menschen behandelt. Seit Tagen hatten sich die Menschen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion auf den Tropensturm vorbereitet. Sie verbarrikadierten Geschäftszeilen zum Schutz vor herumfliegenden Trümmerteilen.
»Ragasa« zieht weiter
Die Meteorologen rechnen damit, dass der Super-Taifun sich auf seiner erwarteten Route nach Westen abschwächt. In der Nacht zu Freitag (Ortszeit) dürfte »Ragasa« laut Vorhersagen dann den Norden Vietnams erreichen. Die dortigen Behörden rechneten mit Starkregen und möglichen Überschwemmungen in einigen Küstenprovinzen. Anschließend wird voraussichtlich gleich der nächste Sturm »Bualoi« von den Philippinen nach Vietnam weiterziehen. Die Einsatzkräfte befürchten schwerere Schäden wegen der schnellen Folge beider Stürme.
© dpa-infocom, dpa:250924-930-77027/4