Brand in Hongkong
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Auch fast 20 Stunden nach Ausbruch des Feuers kämpften die Einsatzkräfte noch gegen Flammen. Foto: Chan Long Hei/DPA
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Hunderte Menschen musste in Notunterkünften Unterschlupf suchen. Foto: Chan Long Hei/DPA
Brand in Hongkong
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Die dramatischen Aufnahmen des Großbrandes gingen um die Welt. Foto: Vernon Yuen/DPA
Brand in Hongkong
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Die Flammen hatten sich über das Bambusgerüst rasant ausgebreitet. Foto: Chen Duo/DPA
Brand in Hongkong
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Bambus-Gerüste haben den Brand wohl beschleunigt. Foto: Chan Long Hei/DPA

Mindestens 55 Tote: Hongkong trauert um Großbrand-Opfer

Hongkong (dpa) - Flammen schlagen aus den Hochhäusern, Angehörige suchen verzweifelt nach Vermissten. Die Polizei meldet Festnahmen. Es ist Hongkongs Brand mit den meisten Opfern seit Jahrzehnten.


Während im Hintergrund die Hochhaustürme brennen, sich Rauchschwaden über den Hongkonger Stadtteil Tai Po legen und immer wieder glühende Bauteile herabfallen, blickt eine völlig aufgelöste Frau auf das Inferno. »Meine ganze Familie ist dort drinnen. Ich erreiche sie nicht am Telefon. Ich habe große Angst, dass sie ohnmächtig geworden sind«, sagt sie mit brüchiger Stimme.

Eine andere Anwohnerin versucht, die Frau etwas zu beruhigen, doch auch sie gibt in einem Beitrag des Hongkonger Lokalfernsehens TVB zu verstehen, dass ihre Angehörigen ebenfalls noch vermisst werden.

Höchster Alarmstufe

Das Feuer brach am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Hochhauskomplex Wang Fuk Court aus, der aus acht Blöcken mit je mehr als 30 Stockwerken und fast 2.000 Wohnungen besteht. Die Flammen griffen rasch auf weitere Türme der Hochhaus-Siedlung über, die wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten vollständig in Bambusgerüste und Schutznetze gehüllt waren. Am frühen Abend rief die Feuerwehr schließlich die höchste Alarmstufe fünf aus.

Am Tag danach bestätigen die Behörden mindestens 55 Tote und rund 280 Vermisste. Noch immer steigt am Morgen dichter Rauch aus den Hochhäusern auf, die Feuerwehr ist weiterhin im Großeinsatz, bekommt die Lage dann aber langsam unter Kontrolle. Der Brand gilt als das Feuer mit den meisten Opfern in Hongkong seit Jahrzehnten.

Schwierige Rettungs- und Löscharbeiten

Eine Tragödie ist es vor allem für die Angehörigen. In Videos sind völlig verzweifelte Menschen zu sehen, die mit selbst gebastelten Namensschildern durch die Straßen laufen, in der Hoffnung, dass jemand die Namen kennt und Entwarnung geben kann, weil er ihre Angehörigen gesehen hat. Ein Mann berichtet, er stehe noch über das Handy mit seiner eingeschlossenen Frau in Kontakt. Sie habe versucht, über das Treppenhaus zu fliehen, sei jedoch in einem völlig verqualmten, stockdunklen Gang zum Rückzug gezwungen gewesen.

Die Bedingungen im Inneren der Türme seien äußerst schwierig, teilte die Feuerwehr mit. Die Einsatzkräfte mussten sich Stockwerk für Stockwerk nach oben arbeiten, während weiterhin Hilferufe aus Wohnungen eingingen, die sie noch nicht erreicht hatten. Ein Feuerwehrmann kam im Einsatz ums Leben.

Mitarbeiter von Baufirma festgenommen

In den frühen Morgenstunden nahm die Polizei drei Männer wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung fest - zwei Direktoren und einen technischen Berater eines Bauunternehmens. Sie sollen nicht zugelassene Materialien für die Gerüstnetze verwendet und die Fenster mit Polystyrolplatten versiegelt haben. Diese hochentzündlichen Stoffe hätten dazu geführt, dass sich die Flammen rasch ausbreiten konnten, berichtete die »South China Morning Post«. 

Nach dem Feuer wurde in Hongkong einmal mehr über die dort eingesetzten Bambusgerüste debattiert, die fest zum Stadtbild gehören. Hongkongs Verwaltungschef Eric Chan kündigte auf einer Pressekonferenz an, dass man nun so schnell wie möglich umfassend von Bambus- auf Stahlgerüste umstellen werde. Zwar sei Bambus vielseitig einsetzbar, beim Brandschutz aber deutlich schlechter als Stahl.

© dpa-infocom, dpa:251127-930-346598/2

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