Nahostkonflikt - Gaza
Bildtext einblenden
Bei neuen Angriffen des israelischen Militärs im Gazastreifen sind einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge mindestens zwölf Menschen getötet worden. (Archivfoto) Foto: Yousef Al Zanoun/DPA
Nahostkonflikt - Gaza
Bildtext einblenden
Israel hat die schätzungsweise rund eine Million Menschen in der Stadt Gaza mehrmals aufgerufen, in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu fliehen. Foto: Yousef Al Zanoun/DPA
Nahostkonflikt - Nuseirat
Bildtext einblenden
Vor Israels Einnahme der Stadt Gaza sollen Hunderttausende Palästinenser den größten Ort des Gazastreifens verlassen. Foto: Abed Rahim Khatib/DPA

Israel: 250.000 Palästinenser haben Stadt Gaza verlassen

Gaza (dpa) - Israel will die Stadt Gaza einnehmen und hat die rund eine Million Bewohner zur Flucht in den Süden aufgefordert. Aber viele harren dort aus - trotz neuer israelischer Angriffe und weiterer Toter.


Bei Angriffen der israelischen Armee in der Stadt Gaza und anderen Teilen des Küstenstreifens sind nach Angaben aus medizinischen Kreisen seit Samstagmorgen mindestens 39 Menschen getötet worden. Israel habe seine Angriffe vor allem auf die Stadt Gaza verschärft, sagte der Sprecher des von der terroristischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes, Mahmud Basal.

Israel hatte Anfang August angekündigt, die Armee solle die gesamte Stadt einnehmen, um die dort vermuteten Einheiten der Hamas zu zerschlagen. 

Erneuter dringender Fluchtaufruf

Der israelische Militärsprecher Avichai Adraee rief alle Bewohner der Stadt Gaza erneut auf, sofort in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu flüchten. Bisher seien aus der Stadt mit schätzungsweise rund einer Million Einwohnern mehr als 250.000 Menschen abgezogen, schrieb er auf X. 

Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro im Gazastreifen schätzte die Zahl der Geflohenen sogar auf 350.000. Zuvor hatte das Büro noch von etwa 65.000 Geflüchteten gesprochen. Diese und alle anderen Angaben aus dem Kriegsgebiet konnten zunächst nicht überprüft werden.

In einem späteren X-Post rief Adraee die Bewohner eines Hochhauses und umliegender Zelte auf, sofort zu fliehen, da Israel das Gebäude in Kürze angreifen werde. Kurz darauf teilte das Militär mit, das Hochhaus, in dem sich »militärische Infrastruktur« der Hamas befunden habe, sei getroffen worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Obwohl das Internet in der Stadt kaum noch funktioniert, nachdem Israel viele der Hochhäuser mit Sendemasten zerstört hat, verbreiten sich die Aufrufe von Adraee schnell. Sie können auch von Handys mit israelischen Sim-Karten empfangen werden. 

Viele der Menschen in der Stadt Gaza, von denen ein Teil bereits während des Krieges aus anderen Teilen des Küstenstreifens geflohen war, wollten trotz der Lebensgefahr nicht in die von Israel als sicher bezeichneten Zonen im Zentrum und Al-Mawasi im Südwesten abziehen, da Israel in der Vergangenheit auch solche Zonen angegriffen hat. Andere machten sich in überladenen Fahrzeugen oder zu Fuß auf den Weg über die Küstenstraße Richtung Süden. 

Massaker in Israel löste Krieg aus

Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt worden waren, darunter auch Kinder. Seither bekämpft Israel die Hamas, die ihrerseits die Zerstörung Israels anstrebt. In Gaza befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben.

Nach palästinensischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn im Gazastreifen mehr als 64.600 Palästinenser getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Weite Teile des dicht besiedelten Küstenstreifens wurden von Israel zerstört. 

International wächst die Kritik am militärischen Vorgehen Israels. Kritiker werfen der Armee Kriegsverbrechen vor, manche auch Völkermord wie etwa Spaniens Regierung. Israel reklamiert für sich das Recht auf Selbstverteidigung.

© dpa-infocom, dpa:250913-930-32149/5

Mehr Nachrichten