Jahrgang 2005 Nummer 48

Wintereinbrüche im Rupertiwinkel

Die Bedeutung von Nikolaus und Krampus, sowie der Perchten in den Rauhnächten am Beispiel der Ruperti-Pass e.V.

Anfang Dezember ist es wieder soweit, wildes Geschrei und lautes Glockenläuten ist in den Straßen zu hören. Der Nikolaus zieht mit seinen wilden Gesellen von Haus zu Haus. Doch nur wenige wissen über die Herkunft und den ursprünglichen »Hl. Nikolaus« und seine Krampusse bescheid.

Um Tradition und Brauchtum zu pflegen, schlossen sich zwölf junge Leute aus der Gemeinde Ainring zusammen und gründeten am 7.7.1995 die Ruperti-Pass e.V. Inzwischen umfasst der Verein 22 aktive sowie 16 passive Mitglieder. In der Vorweihnachtszeit besucht die Ruperti-Pass mit Nikolaus und Krampussen Christkindelmärkte, Weihnachtsfeiern und zieht am 5. und 6. Dezember von Haus zu Haus. Da sich in letzter Zeit der Ruf von Krampus und Perchten mehr und mehr verschlechtert hat, ist es an der Zeit über die historischen Hintergründe aufzuklären.

Die Geschichte des Hl. Nikolaus beginnt bereits ca. 270 n.Chr. in Lykien, einem Gebiet in der heutigen Türkei. Dieser war Bischof von Myra, welcher der Legende nach zahlreiche Wunder vollbrachte und Arme beschenkte. Sein Todestag wird auf einen 6. Dezember datiert. Im Rupertiwinkel gewann er zum ersten mal im 12. Jh. an Bedeutung und erfuhr die höchste Blüte seiner Verehrung gegen Ende des Mittelalters. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Brauchtum des Hl. Nikolaus, der die Kinder beschenkt.

Charakteristisch für den Hl. Nikolaus sind die Mitra (Bischofsmütze), Bischofsstab und ein goldenes Buch.

Durch die Amerikanisierung in Werbung und Gesellschaft vermischt sich der Hl. Nikolaus mit dem Weihnachtsmann. Hier ist aber klar zu unterscheiden, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Gestalten handelt. Der Weihnachtsmann (Santa Claus) ist rot bekleidet und trägt eine Zipfelmütze wie ein Gartenzwerg. Im Zuge dessen werden leider auch immer weniger »richtige« Schokoladen-Nikoläuse produziert, die eine Bischofsmütze tragen. Ständiger Begleiter des Hl. Nikolaus ist der Krampus, der mit Ziegen- oder Schaffellen bekleidet ist und eine Maske mit Hörnern trägt. Die Masken wurden früher aus Stoff oder Fell hergestellt, wandelten sich aber im Laufe der Zeit in Holzmasken.

Der Krampus verkörpert das Böse, das am Teufel angelehnt ist, was aber immer dem Guten des Hl. Nikolaus unterlegen ist. Deshalb hat ein Krampus auch immer den Anweisungen des Hl. Nikolaus folge zu leisten. Das charakteristische Kettenklirren, was heute von Schellen imitiert wird, basiert auf der Ankettung des Teufels in der Hölle. Der Krampus trägt zur Bestrafung eine Rute, Kuh- oder Roßschweif mit sich, welche aber nur bedacht eingesetzt werden sollen.

Vom Krampus klar zu unterscheiden ist der Percht, der einen anderen Ursprung hat. Der Percht entstammt dem alpenländischen Glauben an den Wintergeist der Frau Percht, die in der Vorstellung der zeit eine hell-weiß strahlende (peratha: hell, strahlend, hellhäutig) alte Frau mit einer großen Nase war. Diese wollten die Perchtenläufer mit möglichst grausigen Masken, lautem Glockengeläut und wilden Tänzen vertreiben, nicht aber mit bestrafendem Schlagen. Die Perchten laufen in den 12 Rauhnächten, die am 25. Dezember beginnen und am 5. Januar enden. In der Zeit werden die Perchten von Hexen begleitet, die eine Anlehnung an die Figur der alten Frau Percht sein sollen.

Auch dieses Jahr wird die Ruperti-Pass e.V. diesen Brauch wieder aufleben lassen. Nur leider hat sich bei vielen eine Abneigung gegen Krampusse und Perchten eingestellt, da der Brauchtum oft missbraucht wird, denn viele wissen nicht mehr, wie dieser doch schöne und für den Winter so typische Brauch entstanden ist. Hinzu kommt noch, dass der Irrglaube entsteht, durch große »Galaabende« den Brauch für Land und Leute näher zu bringen. Tatsächlich aber nur durch Verzehr und Werbung an solchen Veranstaltungen verdienen. Mittlerweile laufen aber sowohl auf Salzburgerischer, wie auch auf Bayerischer Seite, erste Bemühungen, den Brauch wieder in eine Bahn zu bringen.

Denn zur Winterzeit gehören nun einmal der Nikolaus und seine Krampusse sowie die Perchten, die nach Weihnachten versuchen, die bösen Geister zu vertreiben.



48/2005