Jahrgang 2018 Nummer 15

Selige Lidwina, Jungfrau

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Lidwina (Lidwigis = Freundin des Volkes oder Leiden liebend) wurde zu Schiedam in Holland am Palmsonntage den 18. März 1380 geboren. Schon als Kind musste sie leiden. Ihre gute Erziehung trug reiche Früchte. Lidwina wollte stets jungfräulich leben. Durch einen Fall auf dem Eise brach sie eine Rippe, wodurch ein inneres Geschwür entstand, das den ganzen Körper entzündete. Dazu bekam sie fortwährende Zahnschmerzen. Auch erblindete das rechte Auge, und das linke konnte kein Licht mehr ertragen; daher musste sie im verdunkelten Stübchen bleiben. Am ganzen Leibe war kein Glied ohne Schmerzen. Die ersten drei Jahre wollte Lidwina nicht recht ergeben sein; aber ihr Beichtvater leitete sie zur Betrachtung des Leidens Christi an; und nun wurde sie so zufrieden, dass sie sogar um noch mehr Leiden Gott zu bitten den Mut hatte. Die Armut drückte sie; und doch gab sie Almosen. Lidwina konnte allen Trost spenden, bekehrte viele Sünder und war den armen Seelen eine große Helferin. Sie konnte 35 Jahre lang ihr Lager nicht mehr verlassen, vermochte kaum etwas zu essen und zu trinken und hatte keinen Schlaf. Es wurden ihr 24 Jahre lang innerliche Erleuchtungen und Tröstungen, sowie Verzückungen zuteil. Die letzten 18 Lebensjahre ersetzte ihr die heilige Kommunion auch die leibliche Nahrung. Zuletzt war ihr ein Engel erschienen mit einer noch unvollendeten Krone; beim Tode erschien er ihr wieder und zeigte ihr die Krone vollendet. Sie starb am 14. April 1453 im Alter von 53 Jahren. Gott verherrlichte sie im Leben und nach dem Tode durch viele Wunder. Einige nennen sie heilig.

Lehre. Befolge, o Christ! in Leiden die Mahnung des Beichtvaters der seligen Lidwina: »Ergib dich mehr in Gottes Willen, betrachte oft das Leiden Christi und der heiligen Martyrer und empfange öfter die heilige Kommunion, so wirst du mehr Geduld im Leiden und größeren Nutzen von demselben haben«.

Gebet. Verleihe uns, o Herr! dass wir nach dem Beispiele deiner seligen Dienerin Lidwina bei allen unseren Leiden durch die Betrachtung deines heiligen Leidens uns stärken und nie vergessen, dass der Weg des Kreuzes der Weg zum Himmel ist. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

15/2018