Mehr als der Osterhase: Christliche Feste erklären
Die Kenntnis über die christlichen Feste ist wichtiges Allgemeinwissen für Kinder


Zu Ostern kommt der Osterhase und versteckt Ostereier – das ist zumindest die Vorstellung vieler Kinder. Eigentlich ist es aber natürlich viel mehr als nur eine lustige Geschenksuche: Ostern ist das wichtigste, christliche Fest des Jahres. Aber wie sollen Eltern Kindern das vermitteln?
Albert Biesinger, Professor für Religionspädagogik, hat dazu eine klare Meinung. Kinder sollten die Hintergründe christlicher Feste wie Ostern erklärt bekommen – und zwar ohne große Schönfärberei. »Man kann sagen: Jesus hat die Römer gegen sich aufgebracht, und sie haben ihn darum umgebracht«, schlägt Biesinger vor. Es sei für Kinder natürlich eine dramatische Vorstellung, dass Jesus ermordet wurde. »Ausschmücken muss man es nicht, doch es macht auch keinen Sinn, sie zu schonen.« Das Bild vom leidenden Jesus am Kreuz ist schließlich ein sehr verbreitetes Symbol.
Aber an Ostern wird nicht nur der Kreuzigung gedacht, sondern auch der Auferstehung. Darin liegt für Biesinger auch die wichtigste Botschaft, die Eltern Kindern nahebringen sollten. »Unser Körper bleibt auf der Erde, doch unsere Seele geht in den Himmel, zu Gott«, beschreibt er eine mögliche Formulierung. Der Kern dahinter sei, dass der Mensch womöglich mehr ist als nur der Körper – und der Tod nicht das Ende.
Dabei sollte man aber das Alter der Kinder bedenken. Ostern sei mit recht abstrakten Symbolen und Gleichungen verbunden, sagt Maria Große-Perdekamp, Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Diese zu verstehen, fällt Kindern oft nicht leicht. Der Rat der Expertin: Erst ab etwa der dritten Klasse sollten Eltern Ostern wirklich in die Tiefe gehend erklären. »Es sollten dann auch keine theologischen Abhandlungen, sondern anschauliche Erklärungen sein.«
Wie genau man das erklärt, hängt auch vom Interesse des Kindes ab – kommen Nachfragen, sollten die nicht ignoriert werden, sagt Große- Perdekamp. Zeigt der Nachwuchs dagegen kaum Interesse am Thema, muss man ihn nicht mit langen Ausführungen beschäftigen.
Wer nicht christlich ist, findet es vielleicht problematisch, die religiösen Hintergründe von Festen wie Ostern zu erklären. Kinder sollten diese dennoch kennenlernen, findet Biesinger. Das sei aber nicht missionarisch zu verstehen. »Eltern können etwa sagen, dass Christen dies glauben, man selbst aber nicht«, erläutert der Theologe. Man sollte seine Kinder nicht mit falschen Erzählungen für dumm verkaufen, betont er. »Zu sagen 'Wir feiern den Osterhasen', geht in meinen Augen überhaupt nicht.«
Immerhin fast neun von zehn Deutschen (88,1 Prozent) sind der Meinung, dass Kinder die religiöse Bedeutung von Festen wie Weihnachten und Ostern kennen sollten. Das hat eine GfK-Umfrage ergeben. Die nächste Generation müsse Grundwissen zum Christentum erwerben, da diese Religion Teil der hiesigen Kultur ist, fanden zwei Drittel (67,8 Prozent). Für Biesinger ist die Kenntnis über die Feste wichtiges Allgemeinwissen für Kinder. Das sei elementar, um sich mit anderen Religionen auseinandersetzen und diese verstehen zu können, sagt er. »Es ist für die kommende Generation bedeutender denn je, offen mit Religionen umzugehen.« Große-Perdekamp meint, dass Kinder eine Idee davon bekommen sollten, für was ein bestimmtes Fest steht. Etwa, dass es bei Weihnachten um die Geburt von Jesus und die Familie geht. Auch wenn man nicht religiös ist, sollte man seinen Kindern Werte vermitteln, die man mit Ritualen wie den Feierlichkeiten zu Ostern oder Weihnachten verbindet. Das gebe eine wichtige Orientierung.
Tom Nebe
13/2018