Jahrgang 2018 Nummer 16

Hl. Anselm, Erzbischof und Kirchenlehrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Anselm (= behelmt, schützender Bundesgenosse), Sohn vornehmer Eltern zu Aosta in Piemont in Italien, wurde 1033 geboren. Um der harten Behandlung des Vaters zu entkommen, begab sich Anselm nach Frankreich und trat in das Benediktinerkloster Bec ein, wo er unter Leitung der Äbte Herluin und Lanfranc große Fortschritte in Wissenschaft und Tugend machte. Eine Erscheinung der seligsten Jungfrau, die er innig verehrte, eiferte ihn noch mehr zum Streben nach Vollkommenheit an. Seine Abtötung und seine Enthaltsamkeit waren so groß, dass er allen Geschmack und alle Lust an Speisen verloren zu haben schien. Beim Papste Gregor VII. und beim Könige Wilhelm dem Roten in England kam der Heilige zu großem Ansehen. Er wurde von diesem zum Erzbischof von Canterbury ernannt 1093. Der heilige Erzbischof musste jedoch bald gegen die Bedrückungen der Kirche von seite des Königs ankämpfen und ertrug lieber alle Unbilden und die Verbannung, als dass er die Rechte der Kirche preisgegeben hätte. Nachdem Heinrich I. den Königsthron von England bestiegen hatte, kehrte Anselm zurück und hatte auch mit diesem einen harten Streit zu bestehen. Der Heilige starb am 21. April 1109. An seinem Grabe geschahen viele Wunder. Wegen seiner ausgezeichneten Schriften wurde er vom Papste Clemens XL. 1720 unter die Kirchenlehrer aufgenommen.

Lehre des heiligen Anselm. »Folgt der Mensch seinem eigenen Willen, so raubt er Gott einen Teil seiner Herrlichkeit und Majestät. Denn sowie Krone und Majestät nur dem Könige gehören: so gehört auch der freie Wille nur Gott. – Alle Leidenden, welche aus falschen und irrigen Beweggründen leiden, sind nie glücklich und werden es auch nicht eher, bis sie aus Liebe zu Gott für die Gerechtigkeit leiden.

Gebet des hl. Anselm. Allmächtiger Gott, sei meine Kraft in jeder Trübsal, in jedem Anliegen, in jeder Versuchung, in jeder Schwäche und in jeder Gefahr. Du ließest mich ohne alle meine Verdienste, nur als deiner Erbarmung an deinen Sakramenten teilnehmen. Mache mich nun auch bis zu der Stunde, in welcher ich zu dir hinüberwandern werde, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe verharren und führe mich zu den ewigen Freuden. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

16/2018