Heiliger Sebastian, Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Sebastian (= ehrwürdig, erhaben) stammte von vornehmen und frommen Eltern zu Narbonne in Frankreich und war von Jugend an ein eifriger Christ. Als Befehlshaber der kaiserlichen Leibwache in Rom konnte er den gefangenen Christen viele Liebesdienste erweisen. Durch die ihm von Gott verliehene Wundergabe und durch seine begeisternden Worte bekehrte er viele zum heiligen Glauben. Beim Kaiser Diocletian als Christ angegeben, überschüttete ihn dieser mit Vorwürfen wegen Verachtung der Götter, wegen Undank und forderte ihn auf, den Göttern zu opfern. Mit ruhigem Freimute verteidigte sich Sebastian. Ganz wütend befahl der Kaiser, ihn an einen Pfahl zu binden und mit Pfeilen zu töten. Die Bogenschützen taten das ihrige. Gott jedoch erhielt ihm noch das Leben. Vom Blutverluste erschöpft sank der Heilige zu Boden und wurde als tot liegen gelassen. Die heilige Irene kam bei der Nacht mit einigen Dienern, um den Leichnam zu holen und ehrenvoll zu bestatten. Da sie noch Leben in ihm fand, ließ sie ihn in ihr Haus tragen und pflegte ihn; er genas wunderbar schnell. Nach einigen Tagen stellte sich Sebastian dem Kaiser entgegen und verwies ihm seine Ungerechtigkeit gegen die Christen. Zuerst erschreckt, fasste sich der Wüterich, ließ den Heiligen in die Reitbahn bringen und dort mit Bleikolben so lange schlagen, bis er seinen Geist aushauchte den 20. Januar 288. Sebastian gilt als Schutzpatron gegen Pest und andere Krankheiten. Die Kirche seines Namens ist eine der sieben Hauptkirchen in Rom. Groß ist die Zahl der Wunder, womit Gott den Heiligen bis jetzt verherrlicht hat.
Lehre. Lass dich, o Christ! durch nichts abhalten von der Erlangung der ewigen Seligkeit, welche für alle Leiden in dieser Welt reichlich entschädigt. Ertrage mindestens jene Leiden geduldig, welche dir Gott schickt oder von anderen über dich kommen lässt. Durch Leiden zu den ewigen Freuden!
Gebet der Kirche. Wir bitten dich, o allmächtiger Gott, dass, die wir die Geburtsfeier deines heiligen Blutzeugen Sebastian begehen, wir durch seine Fürbitte in der Liebe zu deinem Namen bekräftigt werden. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
3/2018