Jahrgang 2018 Nummer 7

Heiliger Polychronius, Bischof und Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Als Kaiser Decins die Perser besiegt hatte, eroberte er viele Städte und tötete eine Menge Christen. In der Stadt Babylon war damals der heilige Polychronius Bischof. Der Kaiser ließ ihn mit den Priestern Parmenius, Elymas, Chrysotelus und den Diakonen Lukas und Mucius gefangen nehmen und befahl ihnen, den Göttern zu opfern. Der heilige Bischof aber sprach mutig: »Wir opfern uns selbst beim Herrn Jesus Christus. Vor den Teufeln aber, diesen von Menschen gemachten Bildern, beugen wir unsere Häupter nicht.« Hierauf wurden alle eingekerkert. Abermals vor den Kaiser geführt, redete Polychronius kein Wort, weshalb er so heftig und so lange mit Steinen auf den Mund geschlagen wurde, bis er mit zum Himmel erhobenen Augen und Händen seine Seele aushauchte den 17. Februar 251. Die übrigen wurden durch das Beispiel des heiligen Bischofes so gestärkt, dass auch sie die grausamen Martern aushielten. Obwohl dem heiligen Parmenius die Zunge ausgeschnitten wurde, redete er dennoch mit deutlicher Stimme zu seinen Genossen Worte des Trostes und der Ermunterung. Zuletzt wurden sie alle enthauptet. Ihr Ehrentag ist der 22. April.

Lehre. Der heilige Polychronius wurde so heftig auf den Mund geschlagen, und dem heiligen Parmenius ward sogar die Zunge ausgeschnitten, obschon sie nur Gutes redeten und Gott Lobpreisungen darbrachten. Aber welche Strafe verdienen jene Christen, die so fürchterliche Gotteslästerungen, Flüche und Verwünschungen ausstoßen? O möchte doch jeder gute Christ solche Flucher in geeigneter Weise mahnen und zurechtweisen, und wenn die Stellung es gestattet, auch bestrafen! So oft du, o christliche Seele, einen Fluch hören musst, rufe laut: »Der Name des Herrn sei gebenedeit von nun an bis in Ewigkeit!«

Gebet. O heiliger Bischof und Martyrer Polychronius! du hast den heiligen Glauben mutig bekannt und kein unrechtes Wort dir auspressen lassen: o bitte für uns, dass auch wir unsern Glauben standhaft bekennen und die Zunge nur zum Lobe Gottes und zum Heile des Nächsten

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

7/2018