Heiliger Gotthard, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Gotthard (Godhard = von Gott gestärkt) wurde 965 zu Reichersdorf bei Niederalteich in Niederbayern geboren und erhielt seinen ersten Unterricht im Kloster Niederalteich. Er war fromm, aufrichtig und blieb allen törichten Vergnügungen fern. Öfter ging er trockenen Fußes über die breite Donau zur Schule, wenn man ihn wegen seiner Armut nicht überführen wollte. Gotthard trat in das Kloster ein, in welches inzwischen Benediktinermönche berufen worden waren, legte 991 die Profess ab und empfing vom heiligen Bischofe Wolfgang von Regensburg die Priesterweihe. Im Jahre 997 wurde er Abt. Es erging an ihn der Ruf, verschiedene Klöster zu reformieren. Der heilige Kaiser Heinrich II. ernannte ihn 1022 zum Bischof von Hildesheim. Alles Widerstreben half nichts. Nun entwickelte der Heilige die größte Tätigkeit in Erbauung von Kirchen und Klöstern. Er nahm sich der Armen an und wandte seine besondere Sorgfalt der Domschule zu. Durch seine aufopfernde Liebe gewann sich der heilige Bischof die Herzen aller seiner Diözesanen. Dabei vergaß er nicht, sich selbst die schönsten Tugenden anzueignen und widmete sich eifrig dem Gebete und der Abtötung. Der Heilige starb den 4. Mai 1038, genau an dem von ihm vorausgesagten Tage und wurde im Dome zu Hildesheim beigesetzt. Gott verherrlichte ihn durch viele Wunder. Sein Verehrungstag ist namentlich in den Diözesen Regensburg und Passau der 5. Mai. Papst Innocenz II. zählte in 1131 den Heiligen bei.
Lehre. Durch ein erstaunliches Wunder hat Gott gezeigt, wie sehr ihm der heilige Gotthard als Ministrant schon wohlgefällig war. Dieser fasste nämlich einmal glühende Kohlen mit bloßer Hand an, legte sie in sein Chorröcklein und trug selbe zum Gottesdienste herbei, indem weder seine Hand, noch das Chorröcklein beschädigt wurde. Möchten doch die Ministranten stets daran denken, dass sie die Stelle der Engel beim Dienste am Altare vertreten, durch Eingezogenheit und Andacht Gott wohlgefallen und die anwesenden Gläubigen erbauen!
Kirchengebet. O Gott, der du uns den heutigen Tag als Festtag deines hl. Bekenners und Bischofs Gotthard ehrenreich gemacht hat: verleihe, wir bitten dich, dass wir durch seine Fürbitte unterstützt werden, indem wir über seine jährliche Feier frohlocken. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
18/2018