Heiliger Erasmus, Bischof und Martyrer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Erasmus (= geliebt, liebenswürdig), Bischof von Antiochia, flüchtete sich bei der Christenverfolgung in die Einöde und lebte sieben Jahre lang am Libanon. Täglich brachte ihm ein Rabe Nahrung. Öfter wurde er durch die Ansprache von Engeln getröstet. Auf Befehl Gottes ging Erasmus in seine Stadt zurück, wirkte viele Wunder im Namen Jesu und bekehrte sehr viele Heiden, die er öffentlich taufte. Kaiser Diocletian ließ deshalb den heiligen Bischof gefangen nehmen, mit Bleistöcken und dann mit Knüppeln schlagen. Man legte ihm einen glühenden Panzer um. Er wurde hierauf in einen großen Kessel, gefüllt mit siedendem Schwefel, Pech, Öl, Wachs und Blei getaucht, blieb aber ganz unversehrt. Ein Engel spendete ihm Trost und Aufmunterung. Der Heilige wurde ferner an einen Pfahl gebunden und mit Pfeilen beschossen; es wurden ihm Stacheln unter die Fingernägel hineingetrieben. Zuletzt hing man den Heiligen mit den Händen an einen Pfahle auf, schlitzte seinen Unterleib auf und und zog ihm alle Gedärme heraus. Der heilige Martyrer empfahl Gott seine Seele, die von Engeln in den Himmel geleitet wurde am 2. Juni 303. Nun geschahen viele Wunder, wodurch eine Menge Heiden sich zum Christentum bekehrte. Der Leib des heiligen Bischofs Erasmus ruht jetzt zu Gaeta. Der Heilige gehört zur Zahl der 14 heiligen Nothelfer und wird als Schutzpatron gegen Unterleibsbeschwerden, gegen Verletzungen der Ehre und bei Krankheiten des Viehes angerufen.
Lehre. Ein schreckliches Martyrium erduldete der heilige Erasmus und ließ sich lieber alle Gedärme aus dem Leibe reißen, als dass er dem heiligen Glauben untreu geworden wäre. Hüte dich, o Christ, vor Übermaß in Speise und Trank und bedenke, dass jene, welchen ihr Gott der Bauch war, wie St. Paulus sagt, gerade an den missbrauchten Gliedern am meisten gequält werden in der Hölle.
Kirchengebet. O Gott, durch dessen Kraft der heilige Bischof und Martyrer Erasmus viele Arten von Peinen erduldet hat: wir bitten dich, bewirke, dass wir durch seine Fürbitte alle Nachstellungen unserer sichtbaren und unsichtbaren Feinde überwinden und an Verdiensten überreich werden mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
22/2018