Heiliger Bruno, Ordensstifter
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Bruno (= berühmt) wurde zu Köln um das Jahr 1035 geboren. Seine adeligen und frommen Eltern gaben ihm eine gute Erziehung. Die Anlagen seines Geistes berechtigten zu den glänzendsten Hoffnungen. Er wurde in die Schule des heiligen Kunibert geschickt. Dann ging Bruno nach Rheims, zeichnet sich in der Dichtkunst, Philosophie und Theologie aus, wurde Kanonikus und Lehrer. Ein erschütternder Vorfall bewog den Heiligen, sich von der Welt zurückzuziehen. In einer Kirche nämlich erhob sich der Leichnam eines Verstorbenen in der Bahre dreimal und rief aus: »Ich bin angeklagt – ich bin gerichtet – ich bin verdammt.« Der heilige Bischof Hugo von Grenoble gab dem heiligen Bruno und dessen sechs Gefährten die etwa vier Stunden entfernte wilde Einöde von Charteuse. Es wurde ein Kloster gebaut und hiedurch der Grund zum Karthäuserorden gelegt, welcher allmählich Verbreitung fand. Die Karthäuser beobachteten beständiges Stillschweigen und widmeten den größten Teil des Tages dem Gebete und die übrige Zeit der Arbeit. Sein früherer Schüler, Papst Urban II., berief den Heiligen zu sich nach Rom. Allein Bruno sehnte sich wieder nach der Einsamkeit. Er durfte zwar nicht mehr nach Frankreich zurückkehren, aber in Calabrien einen geeigneten Platz auswählen, den er in der Diözese Squillace fand. Graf Roger von Calabrien, dem der Heilige große Hilfe gebracht hatte, schenkte ihm aus Dankbarkeit diesen Platz, bella Torre genannt. Dort gründete Bruno ein neues Kloster. Am 6. Oktober 1101 ging der Heilige in die ewige Ruhe ein. Gott verherrlichte ihn durch Wunder. Papst Gregor XV. gestattete 1623 seine öffentliche Verehrung, indem er die Tagzeiten zu Ehren des Heiligen auf die ganze Kirche ausdehnte.
Lehre. Der heilige Hieronymus rühmt die Einsamkeit. »O Einsamkeit! Die Blumen Christi blühen herrlich in dir auf. Die kostbarsten Steine liegen in dir, aus welchen die Stadt des großen Königs nach dem Werke der Offenbarung erbaut ist. In dir gedeiht der vertraulichste Umgang mit Gott.«
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! Lass uns durch die Fürbitte deines hl. Bekenners Bruno Hilfe angedeihen, damit, weil wir deine Majestät durch schwere Verschuldungen beleidigt haben, wir durch dessen Verdienste und Fürsprache die Verzeihung unserer Sünden erlangen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
40/2018