Heilige Philomena, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

In den Katakomben zu Rom wurde 1802 die Grabstätte aufgefunden, in welcher der Leib der heiligen Philomena ruhte, wie aus der Aufschrift ersichtlich war. Als Sinnbilder waren angebracht: Anker, Palm, Pfeil, Geißel, zwei weitere Pfeile und eine Lilie. Die heiligen Reliquien kamen 1805 nach Magnano in die Diözese Nola; die Heilige leuchtete nun als die große Wundertäterin des 19. Jahrhunderts. Durch besondere Offenbarung wurde ihr Leben bekannt. Ihr Vater war ein Fürst in Griechenland; die Mutter eine königliche Prinzessin. Philomena (= geliebt von Gott) wurde den Eltern verheißen unter der Bedingung, dass sie Christen würden; dies geschah. Die Tochter war ungemein fromm und weihte sich Gott durch das Gelübde der Jungfräulichkeit. Die Eltern reisten mit ihr nach Rom und wurden von Kaiser Diocletian gnädig aufgenommen. Kaum aber hatte er Philomena gesehen, so verlangte er sie zur Gemahlin. Ungeachtet des Zuredens der Eltern blieb die Heilige Ihrem Gelöbnisse treu. Nun ward sie vierzig Tage lang gefangen, aber von der Mutter Gottes getröstet; dann schrecklich gegeißelt, jedoch von Engeln mit Balsam geheilt. Man wollte sie an einem schweren Anker in der Tiber versenken; Engel trugen sie wieder an das Ufer. Hierauf wurde die standhafte Jungfrau durch die Straßen Roms geschleppt und mit Pfeilen beschossen, jedoch abermals wunderbar geheilt. Zuletzt wurde sie enthauptet den 10. August etwa um 300. Papst Gregor XVI. bestätigte für die Diözese Nola ihre Verehrung 1837 und bestimmte den 11. August als deren Verehrungstag.
Lehre. Wie der heilige Augustin sagt, »vermehrt der Glaube die Gerechten, krönt die Martyrer, bewahrt die Jungfrauen, Witwen und Frauen in der heiligen Zucht, weihet die Kleriker, heiligt die Priester, bereitet für den Himmel vor und vereinigt in der ewigen Erbschaft mit den heiligen Engeln«.
Gebet. O Gott, der du deine heilige Jungfrau und Martyrerin Philomena in ihren Leiden wunderbar bestärkt und sie durch so viele Wunder verherrlicht hast: verleihe uns durch ihre Fürbitten, dass wir stets deiner Gnade und deines Schutzes in den Widerwärtigkeiten dieses Lebens teilhaftig werden. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
32/2018