Heilige Pelagia, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Pelagia, Jungfrau und Martyrin aus Antiochia, erlangte schon im Alter von 15 Jahren die Martyrerkrone und wurde von den Heiligen Ambrosius und Chrysostomus sehr gerühmt. Sie war von edlem Stamme und von Kindheit an bestens im Christentume unterrichtet und gelobte die Jungfräulichkeit. Da erschienen Soldaten, um sie vor den Richter zu führen. Pelagia war gerade allein im Hause und dachte darüber nach, wie sie etwa den peinlichen Verunzierungen entgehen möchte, welche man den christlichen Jungfrauen von Seite der heidnischen Gewalthaber ohne Scheu und Rücksicht zufügte. Die fromme Jungfrau war übrigens bereit, wie der heilige Chrysostomus versichert, alle anderen Martern zu ertragen, nur nichts, was ihre jungfräuliche Ehre und Würde verletzte. Also sich wohlbewusst, welche harte Kämpfe die Keuschheit christlicher Jungfrauen zu bestehen hat, dachte sie auf Mittel, den Häschern zu entkommen und betete um Erleuchtung zu Gott. Sie ersuchte die Soldaten, ihr zu gestatten, dass sie in ihr Gemach sich begeben dürfe, um sich geziemend anzukleiden und zu schmücken. Dies wurde ihr gewährt; eine Wache vor der Türe sollte ihr Entweichen verhindern. Pelagia stieg in den oberen Teil des Hauses hinauf, wo sie zu beten pflegte, rief den göttlichen Heiland an, ging auf den Söller hinaus, sprang ohne Zweifel auf die Eingebung Gottes hin auf die Straße hinab und blieb tot liegen den 9. Juni 303. Die Heilige wurde in der Kirche stets als Jungfrau und Martyrin verehrt und gepriesen.
Lehre des heiligen Chrysostomus. »Lasset uns die Keuschheit dieser Jungfrau nachahmen und über die sündhaften Vergnügungen uns obliegen. Weisen wir die Versuchungen zur Unenthaltsamkeit und Unmäßigkeit zurück und stärken unsern Mut zur Bewährung der Frömmigkeit ... Töten wir unsere Glieder ab, damit der Herr selbst unseren armseligen Leib so gestalte und in eine solche Beschaffenheit umwandle, dass wir dem Leibe nach verklärt und ihm ähnlich werden«.
Gebet. O Gott, der du deine Dienerin Pelagia mit der Doppelkrone der Jungfräulichkeit und des Martyriums geschmückt hast! verleihe, dass wir die standesgemäße Keuschheit sorgsam bewahren und lieber alles erdulden, um nur dich nicht zu verlieren. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
23/2018