Heilige Cunigundis, Kaiserin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Cunigundis (= kühn und edel), Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg, vermählte sich auf Wunsch der Eltern mit dem Herzoge Heinrich von Bayern. Am Hochzeitstage gelobten beide, in jungfräulicher Ehe zu leben. Im Jahre 1002 wurde Heinrich (II.) zum deutschen König erwählt und mit seiner Gemahlin zu Rom vom Papste Benedict VIII. gekrönt. Schändliche Verleumder wagten sich an die hohe Tugend der Kaiserin und verleiteten auch den Kaiser, wiewohl er ein Heiliger war, an der ehelichen Treue seiner Gemahlin zu zweifeln. Die heilige Cunigunde erhielt beim Gebete die Versicherung des göttlichen Schutzes und unterwarf sich nach der Sitte der damaligen Zeit der Feuerprobe. Sie machte mit bloßen Füßen 15 Schritte über hingelegte weißglühende Pflugscharen – unverletzt. Heinrich bat sie nun kniefällig um Verzeihung, welche die Heilige ihm und allen ihren Feinden gerne gewährte. Kaiser Heinrich starb den 15. Juli 1024. Die jungfräuliche Witwe begab sich ein Jahr nachher in das von ihr gestiftete Benediktinerinnenkloster zu Kaufungen bei Kassel, empfing vom Bischofe von Paderborn den Schleier, lebte noch 15 Jahre als Nonne in tiefster Demut und Gottseligkeit und ging am 3. März 1040 in den Himmel ein. Ihr heiliger Leib wurde neben jenem ihres heiligen Gemahls Heinrich in der Domkirche zu Bamberg beigesetzt. Da auf ihre Fürbitte hin mehrere Wunder geschahen, versetzte sie 1200 Papst Innozenz III. unter die Zahl der Heiligen.
Lehre. Hütet euch, ihr christlichen Männer und Frauen, vor der Eifersucht. Denn die Eifersucht ist eine Leidenschaft, welche mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Gebet jedoch auch keine Veranlassung zum Verdacht.
Gebet der Kirche. Allmächtiger, ewiger Gott! Der du von deiner Herrlichkeit kein Geschlecht und keinen Stand ausschließest: wir bitten dich inständig, du wollest, wie du der seligen Jungfrau Cunegund nach der höchsten Stufe des irdischen Kaisertums einen Sitz im himmlischen Reiche verliehen hast, auch uns, deinen Dienern, durch deren Verdienste und Fürbitte die Belohnung der ewigen Glückseligkeit verleihen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
9/2018