Heilige Balbina, Jungfrau
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Der Kriegstribun Quirinus hatte zu Rom den heiligen Papst Alexander I. im Gefängnisse zu verwahren. Er sah und hörte Wunderbares von ihm, fasste Zutrauen und sagte ihm, er hätte eine Tochter, die durch eine schlimme Halsgeschwulst (Kropf) arg entstellt sei; auch erklärte er, Christ zu werden, wenn seiner Tochter Balbina geholfen würde. Der heilige Papst hieß ihn seine Tochter herbeiführen und legte seine Ketten um ihren Hals. In diesem Augenblicke erschien ein Jüngling (Engel) mit einer brennenden Fackel, empfahl ihr die Bewahrung der Jungfräulichkeit und verschwand. Balbina war geheilt. Vater und Tochter wurden nun mit allen ihren Hausgenossen im christlichen Glauben unterrichtet und getauft. Quirinus wurde bald als Christ erkannt, gefangen genommen und gefoltert; es wurden ihm Zunge, Hände und Füße abgeschnitten; zuletzt wurde der standhafte Martyrer enthauptet den 30. März 130. Balbina gelobte ewige Jungfräulichkeit, übte die Werke der Barmherzigkeit, besuchte und unterstützte gefangene Christen, die Armen, Witwen und Waisen und verschied im Frieden des Herrn am 31. März 130 (150). Einige meinen, sie wäre enthauptet worden. Ihr heiliger Leib wurde neben dem ihres heiligen Vaters begraben. Die heilige Balbina wird in Hals-, besonders in Kropfleiden als Patronin angerufen. Auf dem Bilde hält sie Ketten in der Hand, die Ketten des heiligen Petrus, welche sie aufgefunden hat.
Lehre. Die heilige Balbina war durch einen Kropf entstellt und hatte deshalb ohne Zweifel viel zu leiden. Der Geist des Christentums ist aber der Geist der Liebe und lehrt Mitleid mit allen Unglücklichen und auch mit jenen, die verunstaltende Gebrechen an sich haben. Diese sind ja nur Mängel, aber keine Verbrechen. Solche verspotten, ist abscheulich und sündhaft.
Gebet. O Gott! du hast deiner heiligen Dienerin Balbina einen Engel mit brennender Fackel erscheinen lassen und hiedurch das Licht des Glaubens und die Lampen der klugen Jungfrauen versinnbilden wollen: gib uns deine Gnade, dass in uns das Licht des Glaubens und der Reinheit nie erlösche, damit wir dereinst zu dir, dem ewigen Lichte, gelangen mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
13/2018