Die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior, Balthasar
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Das heutige Fest Epiphanie (Erscheinung des Herrn) ist das älteste in der heiligen Kirche und feiert eine dreifache Erscheinung des göttlichen Heilandes: vor den Heiden, deren Stellvertreter die Heiligen Drei Könige waren; bei seiner Taufe am Jordan und bei der Hochzeit zu Kanaa. – Kaspar (= Schatzmeister), Melchior (= König des Lichtes) und Balthasar (= Herr des Glanzes) waren drei Weise und sternkundig. Sie sahen einen ungewöhnlichen Stern (in demselben ein Kreuz und oberhalb ein Kindlein), folgten ihm und kamen so zur Krippe des Herrn nach Bethlehem. Sie fielen auf ihr Angesicht nieder, und jeder brachte ihm eine sinnreiche Gabe dar: Gold zur Anerkennung seiner Königswürde und als Bild der innigsten Liebe: Weihrauch zur Huldigung seiner Gottheit und als Sinnbild der zärtlichsten Andacht; Myrrhen zum Zeugnisse für seine Menschheit und als Bild der Abtötung. Freudig kehrten sie in ihre Länder zurück und führten ein frommes Leben. Der heilige Apostel Thomas taufte sie in Persien; später wurden sie zu Priestern und Bischöfen geweiht und wirkten sehr viel für die Verbreitung des Evangeliums. Kaspar starb den 1. Januar, 99 Jahre alt; Melchior den 6. Januar im Alter von 116 Jahren; Balthasar den 11. Januar 112 Jahre alt. Ihre heiligen Leiber kamen durch die heilige Kaiserin Helena von Persien nach Konstantinopel; im 12. Jahrhundert nach Mailand und 1164 nach Köln, wo selbe im herrlichen Dome verehrt werden.
Lehre. Folge, o Christ! dem Sterne des Glaubens, der dich sicher in den Himmel führt. Bringe heute ähnliche Gaben dar: erwecke Glauben, Hoffnung und Liebe und huldige dem lieben Jesus durch Anbetung, Andacht und Abtötung. Gebrauche vertrauend das heilige Dreikönig-Weihwasser, räuchere mit Weihrauch und schreibe zum Schutze gegen die bösen Geister mit geweihter Kreide an die Türen deines Hauses die Namen der Heiligen Drei Könige: C + M + B ...
Gebet der Kirche. O Gott, der du am heutigen Tage deinen eingeborenen Sohn den Heiden durch die Führung des Sternes geoffenbart hast: verleihe uns gnädig, dass, die wir dich schon im Lichte des Glaubens erkannt haben, wir durch dich selbst dahin gelangen, wo wir deine Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen können. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
1/2018