200 Jahre »Stille Nacht! Heilige Nacht!«
Das Lied wird heute in über 300 Sprachen und Dialekten auf der ganzen Welt gesungen

Am 24. Dezember 1818 sangen Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber zum ersten Mal das Lied »Stille Nacht! Heilige Nacht!« in der kleinen St. Nikola-Kirche in Oberndorf bei Salzburg. Von dem jungen Salzburger Hilfspfarrer Mohr stammte das Gedicht, die Melodie komponierte der aus Oberösterreich stammende Lehrer und Organist Gruber. 200 Jahre später wird das Lied von rund zwei Milliarden Menschen in über 300 Sprachen und Dialekten auf der ganzen Welt gesungen. »Stille Nacht! Heilige Nacht!« ist UNESCO-Weltkulturerbe und Weltfriedenslied, internationales Kulturgut und musikalisches Erbe.
Der in Salzburg geborene Joseph Mohr schrieb als junger Hilfspriester bereits im Jahr 1816 in Mariapfarr im Salzburger Lungau die berührenden Gedicht-Strophen »Stille Nacht! Heilige Nacht!«. Zwei Jahre später lernte er in Oberndorf bei Salzburg den Lehrer Franz Xaver Gruber kennen und händigte ihm eigenständig das Gedicht mit der Bitte aus, dazu eine Melodie zu komponieren. Vorgetragen wurde es von den beiden in der St. Nikola-Kirche in Oberndorf.
Über den Zillertaler Orgelbauer Carl Mauracher gelangte das Lied nur wenige Jahre danach nach Tirol, wo Anfang der 1830er Jahre das Tiroler Nationalsängertum entstand. Hochmusikalische Bauernfamilien zogen als fahrende Warenhändler durch Europa und traten vor Publikum auf. Vor allem die Geschwister Strasser und die Rainer- Sänger aus dem Zillertal machten das Lied international bekannt: Von Europa, über Amerika und bis nach Russland. Die weitere Verbreitung erfolgte über Missionare.
»Stille Nacht! Heilige Nacht!« gleicht einer Friedensbotschaft, die sich wie ein Lauffeuer rund um die Welt verbreitete. Heute gibt es kaum jemanden, der die besinnliche Melodie nicht kennt.
Landesausstellung bis Anfang Februar
Dem Jubiläum 200 Jahre »Stille Nacht! Heilige Nacht!« ist auch die noch bis 3. Februar laufende dezentrale Landesausstellung »200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht!« – Österreichs Friedensbotschaft an die Welt gewidmet. Die Museen in Salzburg, Arnsdorf, Oberndorf, Hallein, Wagrain und Mariapfarr zeigen unterschiedlichste Facetten des Liedes und dessen Schöpfer, in Hintersee widmet sich ein Themenweg dem Lied. Über die Salzburger Landesgrenzen hinaus sind bei der Ausstellung auch Hochburg-Ach (Oberösterreich) und Fügen (Tirol) mit dabei. Gezeigt werden die unterschiedlichsten Facetten rund um die Entstehung des Liedes »Stille Nacht! Heilige Nacht!«, dessen Schöpfer Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber sowie die Verbreitung, Vermarktung und Instrumentalisierung.
Die wichtigsten Lebensstationen von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber spiegeln sich in den Ausstellungen der einzelnen Orte wider: In Oberndorf stehen die Erstaufführung des Liedes und der sozialhistorische Kontext der Entstehung im Mittelpunkt. Während in Hochburg-Ach die Kindheit und Jugend von Franz Xaver Gruber erzählt wird, dreht sich in Arnsdorf alles um den Lehreralltag im 19. Jahrhundert.
In Hallein wiederum zeigt das komplett restaurierte und neugestaltete Museum das Lebenswerk und den Nachlass Grubers mit Autographen, Möbeln und persönlichen Gegenständen. Alles neu ist auch in Mariapfarr: Das Ausstellungskonzept »Stille Nacht – auf den Weg gebracht« verbindet Joseph Mohr mit dem Thema Wallfahrt in den verschiedenen Religionen.
Vom harten und kargen Leben eines Seelsorgers in einem kleinen Bauerndorf erzählt der Joseph-Mohr-Weg in Hintersee, während Wagrain als letzte Lebensstation neben seinem seelsorgerischen Wirken sich auch der weltweiten Verbreitung des Liedes widmet, den Wert von Zeit und Stille thematisiert und sich in einer Sonderschau mit kulinarischen Genüssen und weihnachtlichen Traditionen in Europa auseinandersetzt.
Analog zu den sechs Strophen des Liedes erzählt das Salzburg Museum die Entstehungsgeschichte, die Biographie der beiden Urheber und setzt sich mit der Verbreitung sowie der politischen und kommerziellen Instrumentalisierung auseinander.
Die weltweite Verbreitung des Liedes steht in Fügen im Zillertal (Tirol) im Mittelpunkt: Während im Schloss Fügen die Reisen der Sängerfamilien sowie die Geburt und Entwicklung des »Tales der Musik« erzählt werden, kann man im Heimatmuseum in der Widumspfiste so mancher »exotischen« Aufnahme des Liedes lauschen.
Die Landesausstellung »200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht!« – Österreichs Friedensbotschaft an die Welt dauert noch bis 3. Februar. Kernöffnungszeiten in allen Museen: Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr; weitere Öffnungszeiten sind je nach Museum individuell gestaltet. Weitere Informationen gibt es unter www.landesausstellung2018.at.
Das Lied »sinnlich« erleben in den 13 Stille-Nacht-Orten
In vielen der 13 Stille-Nacht-Orte wird dem Lied schon seit langer Zeit mit Museen, Ausstellungen oder Gedenktafeln sowie Kirchen und Kapellen gedacht: Zum großen Jubiläum wurden diese Bestrebungen noch intensiviert, um das Lied besser erfahr- und erlebbar zu machen.
Eine Reise auf den Spuren von »Stille Nacht! Heilige Nacht!« verspricht spannende Einblicke in historische Hintergründe, in Kirchen-, Musik- und Kunstgeschichte, in Architektur und regionaltypische Besonderheiten. Und sie verspricht ein sinnliches Erlebnis für alle, die das Lied kennen und lieben.
Die Stille-Nacht-Orte
Die sieben Stille-Nacht-Orte im SalzburgerLand auf einen Blick:
❏ Stadt Salzburg: Geburtsort von Joseph Mohr / Salzburger Dom mit Taufbecken / Stille-Nacht-Stadtführungen.
❏ Arnsdorf: Wohnort von Franz Xaver Gruber / Stille-Nacht-Museum in Österreichs ältestem aktiven Schulhaus, Wallfahrtskirche »Maria im Mösl« mit Glockenspiel.
❏ Oberndorf: Erstaufführungsort / Stille-Nacht-Museum / Stille- Nacht-Kapelle im Stille-Nacht-Bezirk / Stille-Nacht-Führungen.
❏ Hallein: letzter Wohnort und Grab von Franz Xaver Gruber / neues Stille-Nacht-Museum / neue Stille Nacht Orgel in der Pfarrkirche Hallein / Singen am Grubergrab / Ort mit vielen Originalen.
❏ Mariapfarr: erste Einsatzstelle von Joseph Mohr / neues Stille- Nacht-Museum / Wallfahrts- und Stille-Nacht Basilika.
❏ Hintersee: erste selbstständig verwaltete Pfarrei von Joseph Mohr / Stille-Nacht-Museum / Joseph-Mohr-Gedächtnisweg mit -Gedächtniskapelle.
❏ Wagrain: letzte Einsatzstelle und Grab von Joseph Mohr / Neues Stille-Nacht-Museum im Pflegerschlössl / Themenweg »Wagrainer Kulturspaziergang«. Die drei Stille-Nacht-Orte in Oberösterreich auf einen Blick:
❏ Hochburg-Ach: Geburtsort von Franz Xaver Gruber / Museum Franz-Xaver-Gruber-Gedächtnishaus / Franz-Xaver-Gruber-Friedensweg.
❏ Ried im Innkreis: Ausbildungsort von Franz Xaver Gruber zum Lehrer / Original-Stille-Nacht- Krippe im Museum Innviertler Volkskundehaus.
❏ Steyr: ältester überlieferter Textdruck des Liedes / Replik des Textdruckes im ersten Österreichischen Weihnachtsmuseum. Die drei Stille-Nacht-Orte in Tirol auf einen Blick:
❏ Fügen: Heimat von C. Mauracher und der Rainer Familie / Heimatmuseum Widumspfiste mit weltweit größten Stille-Nacht-Schallplattensammlung / Gedenktafeln.
❏ Hippach: Heimat der Geschwister Strasser / Heimatmuseum im Strasser-Häusl.
❏ Region Achensee: Heimat von Nationalsänger Ludwig Rainer / Heimatmuseum Sixenhof / Ausstellung / Kapelle und Grabstelle.
51/2018