Jahrgang 2024 Nummer 51

Weihnachten in anderen Ländern

Mit dem Weihnachtsfest verbinden wir viele schöne, regional unterschiedliche Bräuche

Bild: Pixapay

Die Christen in aller Welt feiern jedes Jahr am 24. und 25. Dezember Weihnachten, das Geburtsfest Christi. In Deutschland ist es das schönste Fest des Jahres, das große Fest der Familie.

Mit dem Weihnachtsfest verbinden wir viele schöne, regional unterschiedliche Bräuche, die es uns besonders liebenswert machen. In anderen Ländern wird Weihnachten anders gefeiert, andere Bräuche bestimmen die Festfeier.

Santa Claus beschert die englischen Kinder

Christmas Day, das englische Weihnachtsfest, ist eine Mischung von altpatriarchalischen Sitten und übermütigem Festtreiben. Am Türrahmen und Deckenlampen hängen Mistelzweige und Stechpalmen, die englischen Weihnachtssymbole. Mistelzweige sind in Großbritannien Friedenszeichen. Trafen sich zwei Feinde unter Misteln, so umarmten sie sich und gaben sich Mühe, ihren Streit zu begraben. Noch heute besteht unterm Mistelzweig ein Kussrecht, gegen das man sich nicht wehren darf.

Im Kaminzimmer wird das Festessen eingenommen. Obligatorisch sind dabei Truthahn und ein brennender Plumpudding.

Die Weihnachtsgeschenke der Kinder bringt in der Nacht zum 25. Dezember Santa Claus, der Weihnachtsmann, der unserem Nikolaus in keiner Weise ähnlich ist. Die Kinder wissen: Santa Claus kommt aus Lappland und reist auf einem Rentierschlitten durch die Lüfte. Nach alter Sitte füllt er die Strümpfe, die die Kinder vor dem Kamin aufgehängt haben, mit allerlei Gaben und Süßigkeiten.

Unser Weihnachtsbaum, der das Kaminzimmer schmückt, ist in England erst seit den 30er Jahren populär. Im Buckingham-Palast kennt man den deutschen Brauch aber schon durch Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, den deutschen Gemahl von Queen Victoria. Vor hier verbreitete er sich allmählich im ganzen Land.

In Wales singt man nach alter Tradition »Christmas Carols«, das sind alte und auch neue Weihnachtslieder. Es sind Freudenlieder, mit denen man sich Gesundheit und Glück wünscht. Die »Carols« werden nicht nur im Familienkreis gesungen. Es ziehen auch Kindergruppen von Haus zu Haus, die für ihre Gesänge kleine Geschenke bekommen.

Père Noel kommt in Frankreich

Wie in Deutschland ist in Frankreich Weihnachten zu einem bürgerlichen Familienfest geworden. Die Kinder werden beschenkt von Père Noel, der unserem Weihnachtsmann etwas ähnlich ist. Er bringt die Geschenke meist am Heiligen Abend.

Wie in den Kirchen fehlt auch in den Wohnungen nicht die Krippe. Die Figuren heißen »Santos«, sind aus Ton gefertigt, bunt bemalt und mit Trachten des 19. Jahrhunderts bekleidet. Die Weihnachtskrippe hat für die Franzosen eine ähnlich große Bedeutung wie für uns der Christbaum. Wie bei uns bleibt die Krippe bis zum Dreikönigsfest in den Wohnungen stehen.

Misa del Gallo, die spanische Christmette

In Spanien ist Weihnachten ein Familienfest. Am Heiligen Abend kommt die ganze Familie zum Truthahnessen zusammen. Nicht fehlen dürfen zum festlichen Schmausen leckere Mandelplätzchen. Aus Deutschland hat man vor allem in den Städten den Christbaumbrauch übernommen. Die Geschenke bringt wie in Frankreich, Belgien und Holland Père Noel. Vielerorts werden die Kinder auch am Dreikönigstag beschenkt.

Am Heiligen Abend beginnt um Mitternacht die Christmette, die »Misa del Gallo«. Wie bei uns sind bei diesem Gottesdienst die Kirchen gut gefüllt. Dabei werden »Villancicos«, die alten spanischen Weihnachtslieder gesungen. Nach der Messe stattet man in der Kirche dem »Nacimiento«, der Weihnachtskrippe, einen Besuch ab. Nach alter Volksfrömmigkeit wird dabei das Jesuskind geküsst.

Nach der Mitternachtsmesse versammeln sich die Einwohner einer Gemeinde auf dem Dorfplatz zum weltlichen Teil der heiligen Nacht. Hier wird nun ein großes Feuer entfacht, an dem man sich wärmen kann. Musikanten packen ihre Instrumente aus, Gitarren, Trompeten, Geigen, Trommeln und eine Pauke. Sie spielen nun die recht fröhlichen spanischen Weihnachtslieder. Die »Villancicos« sind richtige Tanzlieder, die jung und alt zum Tanzen rund um das Feuer motivieren.

Buon Natale in Italien

»Buon Natale« – ein gutes Geburtsfest! Das wünscht man sich in Italien. Ähnlich wie in Spanien ist hier Weihnachten kein stilles, häusliches Fest, sondern man feiert fröhlich und ausgelassen.

Mittelpunkt des Weihnachtsabends ist nicht der Christbaum, sondern die »Presepio«, die Weihnachtskrippe. Sie wird in den Wohnungen aufgestellt. Wer es sich leisten kann, hat kunstvoll gearbeitete Figuren. Wie sehr man schon immer in Italien auf Kunst bei den Krippen achtete, dokumentieren äußerst eindrucksvoll die kostbaren neapolitanischen Krippen in der bekannten Sammlung im Bayerischen Nationalmuseum in München. Bis heute ist in Italien ein Weihnachtsfest ohne Krippe unvorstellbar.

Am Abend besuchen die Familien die Gottesdienste in den Kirchen. In Rom ist ein besonderer Anziehungspunkt die Mitternachtsmesse im Peters-Dom. Danach feiert man im Familienkreis. Und weil man – zumindest früher – während des Tages gefastet hat, kommt nun ein üppiges Festessen auf den Tisch. Zum guten Wein darf dabei der Weihnachtskuchen »Panettone« nicht fehlen. Ein besonders beliebtes Weihnachtslied heißt »Tu scendi dalle stelle«: Dein Reich, das sind die Sterne, das unendlich große All, und doch bist du Mensch geworden, geboren in einem Stall.

 

Albert Bichler

 

51/2024