Seebruck unter Frauenchiemsee
Schwere Zeiten für die Hofmark Seebruck

Blick auf Seebruck, Ettinger, 1825.
Ende der Römerzeit
Nachdem die fast 500 jährige Herrschaft der Römer zu Ende ging, verschwand auch der Name »BEDAIUM« aus der Geschichte des Ortes. An seiner Stelle treffen wir zunächst auf den Namen »PRUCCA«.
Die im Chiemgau häufig vorkommenden Walchen-Orte erinnern uns an die zurückgebliebenen Wälschen oder Römer. Als dann die Bayuwaren bei uns einwanderteten, brachte die eine grundlegende Änderung für unsere Gegend. Die Geschichte des Herzogtums Bayern begann.
Im 7. Jahrhundert rief der edele Bayernherzog Theodo II den hl. Rupertus, damals Bischof in der alten Nibelungenstadt Worms in unser Land. Im heutigen Salzburg, das damals zu Bayern gehörte, errichtete er auf den Ruinen der zerstörten Stadt »JUVAVUM« seinen Bischofssitz, gründete das Erzbistum Salzburg und ließ die älteste Kathedrale des damaligen bayrischen Landes erbauen. Herzog Theodo II beschenkte ihn mit großen Ländereien, wahrscheinlich auch mit dem heutigen Chiemgau. Das alte »PRUCCA« jedenfalls gehörte um das Jahr 700 zum Erzbistum Salzburg. Um das Jahr 900 finden wir es im Besitze der Chiemgaugrafen und somit beginnt für das alte »BEDAIUM« bzw. »PRUCCA« eine neue Geschichte.
Seebruck unter Frauenchiemsee
Im Jahre 782 treffen wir auf Frauenchiemsee, »Der Gottesblume in heiligen Wasser«, auf ein Doppelkloster. Nachdem im Jahre 907 die Ungarnkatastrophe über Bayern hereinbrach und auch das Kloster im Chiemsee völlig zerstört und niedergebrannt wurde, entstand aus den Trümmern des Doppelklosters aber bald das Frauenkloster Chiemsee.
Hofmark Seebruck
Durch Schenkung kam 969 Gstadt, Gollenshausen und Seebruck in den Besitz des Klosters. Durch weitere Erwerbungen am nördlichen Seeufer entstand die geschlossene Hofmark Seebruck.
»Wening« schreibt in Band 2 S. 19 »In Hofmark Gerichts Kling/im Bistum Salzburg/unweit Chiemsee/und dem Fluß Alz gelegen. Zu merken/dass/obschon der Weltberühmte Chiemsee in seinen siebenteutschen sehen Meil Weegs beschwembten Umkrayss neben der Achen und Prien/so by den See und Gebürgs-Wössern reißende starke Fluß seynd/noch zehen kleinere Einflüß habe, er doch seinen einzigen Ausgang durch den Alzfluß suche/und weil allda über den See ein Bruck gebauet/die Hofmark seinen Namen Seebruck nenne; besteht in 44 Unterthanen/die sich vom Fischfang/
und Traitbau ernähren/gehören nammentlich zu dem Closter Frauen-Chiemsee.
Die Edlen von Seebruck
Um die Zeit 1165 wird die Ortschaft Seebruck wieder urkundlich erwähnt wegen des dortigen Brückenzolls, wobei die Gattin des Markgrafen Engilbertus ihren Anteil dem Frauenkloster Chiemsee überläßt.
Zum ersten Mal wird um 1220 zu Seebruck eine Holzkirche erwähnt. Sie dürfte zur Pfarrei Gstadt und somit zum Inselkloster gehört haben.
Umstritten ist das von Aventin auf seiner Karte eingezeichnete Schlösschen von Seebruck, wenngleich aber die Edlen von Seebruck namentlich nachgewiesen sind. Ein großes Unglück so ist zu lesen traf das liebe Dörflein 1336, es brannte fasst gänzlich nieder. Hilfe kam vom Inselkloster durch die Äbtissin Sophia vom Geschlecht der Truchtlachinger.
Rechtssprechung
Die jeweilige Äbtissin hatte die Befugnis der niederen Rechtssprechung in der Hofmark Seebruck. Wurde aber ein Gesetzesbrecher ausserhalb der Hofmark erwischt, so wurde er unter der Alzbrücke den zuständigen Richtern des Gerichts Cling oder Trostberg überantwortet.
Fischereirecht
Viel Sorgen und Kosten mochte dem Kloster die Fischerei auf dem See und besonders am Alzausfluß bei Seebruck. Das Inselkloster sah ihre Fischereirechte hauptsächlich auch darin, möglichst wenige Fische in die Alz entkommen zu lassen. Damit war der Streit mit den Herren vom Truchtlaching und dem Propst von Baumburg vorprogrammiert. Der Streit dauerte lange und es bedurfte letzten Endes sogar der Vermittlung des Herzogs Heinrich von Bayern, um zu einem Ausgleich zu kommen. Selbst dem wollten die Beweise der Fischereirechte durch die Äbtissin Dorothea erst einleuchten, als diese ihre Gründe mit einem weiteren Geschenk von 32 Pfund Pfennigen verstärkte.
Tatkräftige Äbtissinen
Das Kloster brachte im Laufe der Zeit viele tatkräftige und umsichtige Äbtissinen hervor. So zum Beispiel die Magdalena Auer von Winkl 1467-1497. Das Kloster hatte zu dieser Zeit 200 Lehen inne. Das bedeutete viel Arbeit und brauchte eine energische Hand. Sie konnte sich rühmen, die ganze Kirche faßt neu erbaut zu haben. Aber als alles fertig war, gingen Kloster und Kirche durch einen unglücklichen Zufall in Flammen auf. Obdachlos stand die Äbtissin mit ihren Chorfrauen da. Sie verzagte aber nicht und Kirch und Kloster erstanden unter ihrer Leitung herrlicher als je zuvor.
Gemauerte Kirche für Seebruck
Am 10. Juli 1474 gab Sie an Meister Georg Maurer zu Schnaitsee den Auftrag dass er die Sankt Thomaskirche zu Seebruck mauere. Der Bau war 1478 vollendet. Dieser kostete 95 Pfund Pfennige und wurde mit den 3 Altären von Bischof Georg von Chiemsee eingeweiht. Das Kloster sorgte aber nicht nur für das geistige Wohl ihrer Untertanen. So ließ die Äbtissin Ursula Pfäffinger im Jahre 1501 auch eine neue Taferne für die Seebrucker erbauen und genehmigte auch den Weinausschank dort.
Katastrophen und Hunger
Schlimm war für Seebruck das Jahr 1614. Es brachte einen so kalten und strengen Winter, dass der See noch zu Ostern 30. März zugefroren war. Dabei fiel eine solche Menge Schnee, dass das ganze Wintergetreide zu Grunde ging und man im Frühjahr alles neu anbauen musste. Im Sommer darauf 1615 fiel dann ein solcher Hagelschauer, dass wieder alles Getreide und Obst vernichtet wurde. Die armen Bauern hatten nicht einmal genug Haferbrot zu essen, so dass man vielerorts den Buchweizen mahlen musste. Zur Abwechslung kam im Jahre 1616 eine solche Hitze, so dass das Vieh im Stall umfiel und verendete.
Krieg und Teuerung
Doch noch nicht genug. Der 30- jährige Krieg begann Kriegsnot, Teuerung und Pest kamen über die arme Bevölkerung. Die Schweden kamen zwar nicht bis nach Seebruck, aber unsere bayerischen und österreichischen Truppen besetzten die Gegend und diese »freundlichen« Truppen hausten dermaßen, dass die Bewohner auch vor ihnen flohen.
Im Jahre 1622 brach eine gewaltige Hungersnot über das ganze Bayernland herein. Die Chronik schreibt dass eine so große Teuerung gewesst dass viel Leit Hungers gestorben und sonst große Noth gelitten und durch Kriegsleif und anderes Übel erbärmlich zugangen und elendte Zeiten gewösst. 1626 kam über unsere Gegend Reif und Schauer; alles wurde so verheert, dass die armen Untertanen kein Körnlein eindienen konnten und beim Kloster um Unterstützung ersuchen mussten und auch bekamen.
Die Pestzeit
Groß war schon die Not des Volkes, aber sie sollte noch größer werden. Im Jahre 1635 brach die Pest aus. Hunderte von Menschen raffte diese schreckliche Krankheit an einem Tag dahin, ein großes Sterben herrschte überall. Weit entfernt von den menschlichen Wohnungen wurden eigene Begräbnisplätze für die an der Pest verstorbenen errichtet, um ihnen ein großes Kreuz oder eine Kapelle erbaut. In einer Pestkapelle bei Obing steht geschrieben. Das durch Krieg, Hunger, Teuerung und Pest verursachte Elend ist so groß, dass keine Feder imstande ist, sie zu beschreiben. Ganze Dörfer starben aus durch die fürchterliche Seuche. In der Nacht führen die mit Filz beschlagenen Leichenwagen ihre Todesbeute zu den jedesmal für anderthalbhundert Menschen geöffneten Gruben zu übergeben.
Unglücksjahre – und kein Ende
Im Jahre 1636 war ein so heißer Sommer, dass die Brunnen austrockneten und Wälder und Moose zu brennen anfingen. Diese Hitze dauerte vom Monat März bis Ende Juli. Am 2. August kam endlich der ersehnte Regen und zwar so gewaltig dass der See weit über die Ufer trat und es hagelte so fürchterlich, es warf Steine, in der Größe eines zweijährigen Kindshaupt. Das Vieh wurde auf dem Feld erschlagen und die Bäume wurden vollständig zu grunde gerichtet.
Das Jahr 1641 brachte gewaltiges Hochwasser, es hob die Brücken ab und ganze Häuser nahm es mit. Zu Frauenchiemsee drang das Wasser bis in die Apostelkapelle, so dass man die Gebeine der sel. Irmgard erheben musste.
Die Kriegsnot stieg immer höher und die Unwetter nahmen auch kein Ende. Am 12. Juli 1647 erhob sich wieder ein ungeheures Gewitter, es dauerte sieben Stunden lang und vernichtete alles. Die Leute glaubten, der jüngste Tag sei gekommen.
1648 als die Schweden schon nördlich des Inn standen da regnete es vom 11. Juni bis 29. September fast ununterbrochen. Der Inn schwoll so gewaltig an, dass die Schweden ihn nicht überschreiten konnten. Der Chiemgau war gerettet. Der Friede von Osnabrück und Münster brachte das Ende des 30 jährigen Krieges, aber nur langsam heilten die Wunden.
Eigene Pfarrei Seebruck
Das Jahr 1803 bescherte uns die Säkularisation. Das Kloster Frauenchiemsee wurde aufgehoben. Im Jahre 1806 wurde Seebruck zwar eine eigene Pfarrei, aber es fehlt an den notwendigsten kirchlichen Gegenständen, es heißt in einem Inventarverzeichnis »Rauchmantel« Ist in ganz Byern kein älterer, aber auch kein schlechterer.
Himmel: Da haben die Schaben ihren Wohnsitz und die Mäuse wissen nicht, bei welchem Loche sie hinten und hinaus schliefen sollen.
Meßnerrock: Ist beim Franzosenkrieg unsichtbar geworden und also ein neuer dringend notwendig. Ausserdem wurde in die Kirche eingebrochen und aus der Sakristei die 2 Kelche gestohlen so dass von der Pfarrkirche Eggstätt ein Kelch geliehen werden musste.
Schulwesen
Dem Schulwesen in Seebruck ging es nicht besser als der Kirche. In einer Distrikts-Statistik von 1833 ist zu lesen: Schulhaus ist keines vorhanden. Der Unterricht wird im Vikariatshaus gehalten und zwar in ungesunden und äußerst erbärmlich schlechten, sogenannten Milchkammerl. Die Zahl der Schüler belief sich auf 22 nämlich 10 Knaben und 12 Mädchen.
Zum Schluß beschwert sich noch der Vertrauensmann der Truchtlachinger Gemeindejagd, dass der Herr Vikar von Seebruck mit Gewehr und Jagdhunden illegal in seinen Waldungen pirscht. Durch diese Aufzeichnungen, Niederschriften und Protokolle können wir ersehen, welch schwere entbehrungsreiche Zeiten unsere Vorfahren ertragen mussten. Weder Not noch Krieg oder Pest blieben ihnen erspart. Über Jahrhunderte dauerten diese Unglückszeiten an.
So oder ähnlich wird es auch anderen Orten im Chiemgau zu den angeführten Zeiten ergangen sein. Wenn auch das letzte Jahrhundert furchtbare Kriege und Schicksalsschläge über unser Volk und Land brachte, so erholte und entwickelte sich der Chiemgau dennoch sehr gut und Seebruck im besondern und ist heute ein Vorzeigeort.
Georg Zeilinger
Quellen: Text in Teilen entnommen aus »Seebruck am Chiemsee« von Jakob Weyerer (Vikar) – Eine Studie zur Heimatkunde.
12/2006
Nachdem die fast 500 jährige Herrschaft der Römer zu Ende ging, verschwand auch der Name »BEDAIUM« aus der Geschichte des Ortes. An seiner Stelle treffen wir zunächst auf den Namen »PRUCCA«.
Die im Chiemgau häufig vorkommenden Walchen-Orte erinnern uns an die zurückgebliebenen Wälschen oder Römer. Als dann die Bayuwaren bei uns einwanderteten, brachte die eine grundlegende Änderung für unsere Gegend. Die Geschichte des Herzogtums Bayern begann.
Im 7. Jahrhundert rief der edele Bayernherzog Theodo II den hl. Rupertus, damals Bischof in der alten Nibelungenstadt Worms in unser Land. Im heutigen Salzburg, das damals zu Bayern gehörte, errichtete er auf den Ruinen der zerstörten Stadt »JUVAVUM« seinen Bischofssitz, gründete das Erzbistum Salzburg und ließ die älteste Kathedrale des damaligen bayrischen Landes erbauen. Herzog Theodo II beschenkte ihn mit großen Ländereien, wahrscheinlich auch mit dem heutigen Chiemgau. Das alte »PRUCCA« jedenfalls gehörte um das Jahr 700 zum Erzbistum Salzburg. Um das Jahr 900 finden wir es im Besitze der Chiemgaugrafen und somit beginnt für das alte »BEDAIUM« bzw. »PRUCCA« eine neue Geschichte.
Seebruck unter Frauenchiemsee
Im Jahre 782 treffen wir auf Frauenchiemsee, »Der Gottesblume in heiligen Wasser«, auf ein Doppelkloster. Nachdem im Jahre 907 die Ungarnkatastrophe über Bayern hereinbrach und auch das Kloster im Chiemsee völlig zerstört und niedergebrannt wurde, entstand aus den Trümmern des Doppelklosters aber bald das Frauenkloster Chiemsee.
Hofmark Seebruck
Durch Schenkung kam 969 Gstadt, Gollenshausen und Seebruck in den Besitz des Klosters. Durch weitere Erwerbungen am nördlichen Seeufer entstand die geschlossene Hofmark Seebruck.
»Wening« schreibt in Band 2 S. 19 »In Hofmark Gerichts Kling/im Bistum Salzburg/unweit Chiemsee/und dem Fluß Alz gelegen. Zu merken/dass/obschon der Weltberühmte Chiemsee in seinen siebenteutschen sehen Meil Weegs beschwembten Umkrayss neben der Achen und Prien/so by den See und Gebürgs-Wössern reißende starke Fluß seynd/noch zehen kleinere Einflüß habe, er doch seinen einzigen Ausgang durch den Alzfluß suche/und weil allda über den See ein Bruck gebauet/die Hofmark seinen Namen Seebruck nenne; besteht in 44 Unterthanen/die sich vom Fischfang/
und Traitbau ernähren/gehören nammentlich zu dem Closter Frauen-Chiemsee.
Die Edlen von Seebruck
Um die Zeit 1165 wird die Ortschaft Seebruck wieder urkundlich erwähnt wegen des dortigen Brückenzolls, wobei die Gattin des Markgrafen Engilbertus ihren Anteil dem Frauenkloster Chiemsee überläßt.
Zum ersten Mal wird um 1220 zu Seebruck eine Holzkirche erwähnt. Sie dürfte zur Pfarrei Gstadt und somit zum Inselkloster gehört haben.
Umstritten ist das von Aventin auf seiner Karte eingezeichnete Schlösschen von Seebruck, wenngleich aber die Edlen von Seebruck namentlich nachgewiesen sind. Ein großes Unglück so ist zu lesen traf das liebe Dörflein 1336, es brannte fasst gänzlich nieder. Hilfe kam vom Inselkloster durch die Äbtissin Sophia vom Geschlecht der Truchtlachinger.
Rechtssprechung
Die jeweilige Äbtissin hatte die Befugnis der niederen Rechtssprechung in der Hofmark Seebruck. Wurde aber ein Gesetzesbrecher ausserhalb der Hofmark erwischt, so wurde er unter der Alzbrücke den zuständigen Richtern des Gerichts Cling oder Trostberg überantwortet.
Fischereirecht
Viel Sorgen und Kosten mochte dem Kloster die Fischerei auf dem See und besonders am Alzausfluß bei Seebruck. Das Inselkloster sah ihre Fischereirechte hauptsächlich auch darin, möglichst wenige Fische in die Alz entkommen zu lassen. Damit war der Streit mit den Herren vom Truchtlaching und dem Propst von Baumburg vorprogrammiert. Der Streit dauerte lange und es bedurfte letzten Endes sogar der Vermittlung des Herzogs Heinrich von Bayern, um zu einem Ausgleich zu kommen. Selbst dem wollten die Beweise der Fischereirechte durch die Äbtissin Dorothea erst einleuchten, als diese ihre Gründe mit einem weiteren Geschenk von 32 Pfund Pfennigen verstärkte.
Tatkräftige Äbtissinen
Das Kloster brachte im Laufe der Zeit viele tatkräftige und umsichtige Äbtissinen hervor. So zum Beispiel die Magdalena Auer von Winkl 1467-1497. Das Kloster hatte zu dieser Zeit 200 Lehen inne. Das bedeutete viel Arbeit und brauchte eine energische Hand. Sie konnte sich rühmen, die ganze Kirche faßt neu erbaut zu haben. Aber als alles fertig war, gingen Kloster und Kirche durch einen unglücklichen Zufall in Flammen auf. Obdachlos stand die Äbtissin mit ihren Chorfrauen da. Sie verzagte aber nicht und Kirch und Kloster erstanden unter ihrer Leitung herrlicher als je zuvor.
Gemauerte Kirche für Seebruck
Am 10. Juli 1474 gab Sie an Meister Georg Maurer zu Schnaitsee den Auftrag dass er die Sankt Thomaskirche zu Seebruck mauere. Der Bau war 1478 vollendet. Dieser kostete 95 Pfund Pfennige und wurde mit den 3 Altären von Bischof Georg von Chiemsee eingeweiht. Das Kloster sorgte aber nicht nur für das geistige Wohl ihrer Untertanen. So ließ die Äbtissin Ursula Pfäffinger im Jahre 1501 auch eine neue Taferne für die Seebrucker erbauen und genehmigte auch den Weinausschank dort.
Katastrophen und Hunger
Schlimm war für Seebruck das Jahr 1614. Es brachte einen so kalten und strengen Winter, dass der See noch zu Ostern 30. März zugefroren war. Dabei fiel eine solche Menge Schnee, dass das ganze Wintergetreide zu Grunde ging und man im Frühjahr alles neu anbauen musste. Im Sommer darauf 1615 fiel dann ein solcher Hagelschauer, dass wieder alles Getreide und Obst vernichtet wurde. Die armen Bauern hatten nicht einmal genug Haferbrot zu essen, so dass man vielerorts den Buchweizen mahlen musste. Zur Abwechslung kam im Jahre 1616 eine solche Hitze, so dass das Vieh im Stall umfiel und verendete.
Krieg und Teuerung
Doch noch nicht genug. Der 30- jährige Krieg begann Kriegsnot, Teuerung und Pest kamen über die arme Bevölkerung. Die Schweden kamen zwar nicht bis nach Seebruck, aber unsere bayerischen und österreichischen Truppen besetzten die Gegend und diese »freundlichen« Truppen hausten dermaßen, dass die Bewohner auch vor ihnen flohen.
Im Jahre 1622 brach eine gewaltige Hungersnot über das ganze Bayernland herein. Die Chronik schreibt dass eine so große Teuerung gewesst dass viel Leit Hungers gestorben und sonst große Noth gelitten und durch Kriegsleif und anderes Übel erbärmlich zugangen und elendte Zeiten gewösst. 1626 kam über unsere Gegend Reif und Schauer; alles wurde so verheert, dass die armen Untertanen kein Körnlein eindienen konnten und beim Kloster um Unterstützung ersuchen mussten und auch bekamen.
Die Pestzeit
Groß war schon die Not des Volkes, aber sie sollte noch größer werden. Im Jahre 1635 brach die Pest aus. Hunderte von Menschen raffte diese schreckliche Krankheit an einem Tag dahin, ein großes Sterben herrschte überall. Weit entfernt von den menschlichen Wohnungen wurden eigene Begräbnisplätze für die an der Pest verstorbenen errichtet, um ihnen ein großes Kreuz oder eine Kapelle erbaut. In einer Pestkapelle bei Obing steht geschrieben. Das durch Krieg, Hunger, Teuerung und Pest verursachte Elend ist so groß, dass keine Feder imstande ist, sie zu beschreiben. Ganze Dörfer starben aus durch die fürchterliche Seuche. In der Nacht führen die mit Filz beschlagenen Leichenwagen ihre Todesbeute zu den jedesmal für anderthalbhundert Menschen geöffneten Gruben zu übergeben.
Unglücksjahre – und kein Ende
Im Jahre 1636 war ein so heißer Sommer, dass die Brunnen austrockneten und Wälder und Moose zu brennen anfingen. Diese Hitze dauerte vom Monat März bis Ende Juli. Am 2. August kam endlich der ersehnte Regen und zwar so gewaltig dass der See weit über die Ufer trat und es hagelte so fürchterlich, es warf Steine, in der Größe eines zweijährigen Kindshaupt. Das Vieh wurde auf dem Feld erschlagen und die Bäume wurden vollständig zu grunde gerichtet.
Das Jahr 1641 brachte gewaltiges Hochwasser, es hob die Brücken ab und ganze Häuser nahm es mit. Zu Frauenchiemsee drang das Wasser bis in die Apostelkapelle, so dass man die Gebeine der sel. Irmgard erheben musste.
Die Kriegsnot stieg immer höher und die Unwetter nahmen auch kein Ende. Am 12. Juli 1647 erhob sich wieder ein ungeheures Gewitter, es dauerte sieben Stunden lang und vernichtete alles. Die Leute glaubten, der jüngste Tag sei gekommen.
1648 als die Schweden schon nördlich des Inn standen da regnete es vom 11. Juni bis 29. September fast ununterbrochen. Der Inn schwoll so gewaltig an, dass die Schweden ihn nicht überschreiten konnten. Der Chiemgau war gerettet. Der Friede von Osnabrück und Münster brachte das Ende des 30 jährigen Krieges, aber nur langsam heilten die Wunden.
Eigene Pfarrei Seebruck
Das Jahr 1803 bescherte uns die Säkularisation. Das Kloster Frauenchiemsee wurde aufgehoben. Im Jahre 1806 wurde Seebruck zwar eine eigene Pfarrei, aber es fehlt an den notwendigsten kirchlichen Gegenständen, es heißt in einem Inventarverzeichnis »Rauchmantel« Ist in ganz Byern kein älterer, aber auch kein schlechterer.
Himmel: Da haben die Schaben ihren Wohnsitz und die Mäuse wissen nicht, bei welchem Loche sie hinten und hinaus schliefen sollen.
Meßnerrock: Ist beim Franzosenkrieg unsichtbar geworden und also ein neuer dringend notwendig. Ausserdem wurde in die Kirche eingebrochen und aus der Sakristei die 2 Kelche gestohlen so dass von der Pfarrkirche Eggstätt ein Kelch geliehen werden musste.
Schulwesen
Dem Schulwesen in Seebruck ging es nicht besser als der Kirche. In einer Distrikts-Statistik von 1833 ist zu lesen: Schulhaus ist keines vorhanden. Der Unterricht wird im Vikariatshaus gehalten und zwar in ungesunden und äußerst erbärmlich schlechten, sogenannten Milchkammerl. Die Zahl der Schüler belief sich auf 22 nämlich 10 Knaben und 12 Mädchen.
Zum Schluß beschwert sich noch der Vertrauensmann der Truchtlachinger Gemeindejagd, dass der Herr Vikar von Seebruck mit Gewehr und Jagdhunden illegal in seinen Waldungen pirscht. Durch diese Aufzeichnungen, Niederschriften und Protokolle können wir ersehen, welch schwere entbehrungsreiche Zeiten unsere Vorfahren ertragen mussten. Weder Not noch Krieg oder Pest blieben ihnen erspart. Über Jahrhunderte dauerten diese Unglückszeiten an.
So oder ähnlich wird es auch anderen Orten im Chiemgau zu den angeführten Zeiten ergangen sein. Wenn auch das letzte Jahrhundert furchtbare Kriege und Schicksalsschläge über unser Volk und Land brachte, so erholte und entwickelte sich der Chiemgau dennoch sehr gut und Seebruck im besondern und ist heute ein Vorzeigeort.
Georg Zeilinger
Quellen: Text in Teilen entnommen aus »Seebruck am Chiemsee« von Jakob Weyerer (Vikar) – Eine Studie zur Heimatkunde.
12/2006